Umweltminister stellt Einführung von E10-Biosprit in Frage

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Von
  • ssu

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will die für das kommende Jahr geplante Einführung von Ottokraftstoff mit zehnprozentiger Beimischung von Bioethanol (E10-Biosprit) stoppen, falls die Zahl der Fahrzeuge, die E10 nicht vertragen, eine Million übersteigt. Dies berichten die Stuttgarter Nachrichten in ihrer heutigen Ausgabe. Der Zeitung sagte Gabriel: „Wir setzen die Verordnung nicht in Kraft, solange wir keine klaren Zahlen haben. Und wir werden sie nicht in Kraft setzen, wenn die Zahl eine Million Fahrzeuge übersteigt.“ Die Umweltpolitik werde nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn Millionen Autofahrer an die Super-Plus-Tankstelle müssten, bekräftigte der Minister.

Ende März hatte der ADAC auf Grund eigener Recherchen bei den Herstellern verkündet, dass 3,12 Millionen Pkw und Motorräder für den Betrieb mit E10 nicht geeignet sind. Darüber hinaus hatte der Automobilclub die Befürchtung geäußert, dass die Gesamtzahl betroffener Fahrzeuge noch deutlich höher ausfallen werde, da für rund vier Millionen Fahrzeuge bis zum 28. März noch keine definitiven Aussagen zur E10-Verträglichkeit vorgelegen hätten.

In dem heute veröffentlichten Zeitungsinterview äußert Gabriel zugleich harsche Kritik am ADAC: Dieser wolle zwar „zu Recht“ seine Mitglieder schützen, doch spiegelten seine Einwände die Interessen des Verbandes der deutschen Mineralölindustrie wider. „Die wollen eigentlich keine Biokraftstoffe beimischen“, zitiert die Zeitung den Bundesumweltminister. Gabriel zufolge werden die Autohersteller „in Kürze“ für jeden Fahrzeugtyp bekannt geben, ob er E10 verträgt oder nicht.

Als Reaktion auf die vom ADAC Ende März verkündeten Millionenzahlen hatte der Verband der Automobilindustrie (VDA) seine Aussage wiederholt, dass maximal 375.000 Fahrzeuge deutscher Hersteller kein E10 vertragen. Zugleich äußerte der VDA die Erwartung, dass nach Abschluss seiner Prüfungen dieser Wert noch deutlich geringer ausfällt.

Die Diskrepanz zwischen den Annahmen von ADAC und VDA ist zumindest zum Teil darauf zurückzuführen, dass der Automobilclub in Deutschland zugelassene Fahrzeuge unabhängig davon zählt, ob das Auto von einem deutschen oder einem ausländischen Hersteller stammt. Demgegenüber hatte der VDA nach zwischenzeitlicher Konfusion klargestellt, dass sich seine Zahl von 375.000 nur auf Fahrzeuge deutscher Hersteller bezieht. Als „große Unbekannte“ erscheinen dabei die ausländischen Volumenhersteller Fiat und Renault, die nach Informationen von heise Autos bislang keine abschließenden Zahlen vorgelegt haben. Damit spricht manches dafür, dass das vom Umweltminister heute verkündete Kriterium für einen Stopp der Einführung von Biosprit von einer Million Fahrzeuge mit E10-Unverträglichkeit erreicht ist, sobald verlässliche Aussagen aller Hersteller vorliegen. (ssu)