E-Motor, Sandwich-Boden und durchgehende vordere Sitzbank

VW Bulli 2.0: Volkswagen zeigt Minivan-Studie in Genf

Der Bulli ist neben dem Käfer der berühmteste "Volks­wagen". Nun zeigt der Konzern auf dem Genfer Salon eine Neuinter­pretation des Bulli, die im Segment der Minivans antritt

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  • rhi
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Genf (Schweiz), 1. März 2011 – Ist es eigentlich Zufall oder Absicht, fragt sich mancher, der auf die Erfolge von VW in Fahrzeugsegmenten zurückblickt, in denen die Wolfsburger zunächst die Rolle des Nachzüglers eingenommen hatten. Der VW Touran ist so ein Beispiel: Der vier Jahre vor ihm erschienene Opel Zafira hatte die Gattung der Kompakt-Vans zwar auch nicht völlig neu erfunden, aber hierzulande populär gemacht. Doch der Rüsselsheimer musste sich später dem Siebensitzer aus Wolfsburg geschlagen geben, was die Verkaufszahlen angeht. Wiederholt sich die Geschichte bald eine Klasse tiefer, bei den Minivans? Opel Meriva, Hyundai ix20 oder dem neuen Ford B-Max hat Volkswagen bislang nichts entgegenzusetzen. Doch auf dem Genfer Automobilsalon (Publkumstage; 3. bis 13. März 2011) zeigen die Wolfsburger ein Concept Car, das den Stammvater aller Kleinbusse, den liebevoll auch "Bulli" genannten T1, hochleben lässt.

Comeback des Bulli

Die Neuauflage des legendären VW Bulli ist mit einer Länge von 3,99 Metern rund 30 Zentimeter kürzer als das Vorbild aus den 1950er-Jahren. Die Breite beträgt 1,75 Meter, die Höhe 1,70 Meter. Markant sind die im Verhältnis zur Fahrzeugbreite großen Spurweiten von jeweils 1,50 Meter. Wie einst der Samba-Bus, trägt auch der in Genf präsentierte Bulli eine Zweifarblackierung, in diesem Fall Weiß und Rot. Horizontal ausgelegt sind die schmalen Doppelscheinwerfer mit L-förmigen LED-Tagfahrlichtern und den als umgedrehtes L angeordneten LED-Blinkern. Die Mitte der 18-Zoll-Leichtmetallfelgen ziert eine stilisierte, verchromte Radkappe.

Elektromotor statt Boxer

Der Ur-Bulli basierte auf dem Käfer und wurde wie dieser von einem luftgekühlten Boxer-Motor angetrieben. Unvergessen ist der brabbelnde Sound dieser Maschinen. Der neue ist wesentlich leiser und sauberer unterwegs. Den Antrieb des 1450 Kilogramm schweren Bulli übernimmt ein 85 kW (115 PS) starker Elektromotor. Er stellt aus dem Stand ein maximales Drehmoment von 270 Nm bereit. Im Sandwichboden des Fahrzeugs ist die Lithium-Ionen-Batterie untergebracht. Sie speichert 40 kWh Energie, die VW zufolge eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern ermöglicht. In 11,5 Sekunden beschleunigt der neue Bulli auf Tempo 100, bei 140 km/h wird abgeregelt. VW betont, dass auch konventionelle Benzin- und Diesel-Direkteinspritzer Teil des Konzeptes sind. Hier kämen Motoren zwischen 1,0 und 1,4 Litern Hubraum in Frage.

Variable Spielwiese

Der von einem Panoramadach erhellte Innenraum birgt einige Überraschungen. Wie sein historisches Vorbild ist auch der neue Bulli vorn dank eines flachen Bodens mit einer durchgängigen vorderen Sitzbank versehen, hinten gibt es Platz für weitere drei Passagiere. Hinter der Heckklappe bleibt bei Ausnutzung aller Plätze ein 370 Liter großer Kofferraum übrig. Beifahrer- und Mittelplatz der vorderen Sitzbank lassen sich klappen, die Rücksitzbank kann komplett umgelegt werden. Dadurch erhöht sich das Ladevolumen auf bis zu 1600 Liter. Wichtig für alle Spontanurlauber oder Musikfestivalbesucher: Mit wenigen Handgriffen kann die Sitzanlage in eine Liegefläche verwandelt werden.

Apple an Bord

In der Mittelkonsole des Bulli dient ein herausnehmbares Apple iPad als multifunktionaler Touchscreen. Hiermit lassen sich die Freisprecheinrichtung und das Navigationssystem steuern. In die iPad-Halterung integriert sind die Bedienelemente der Klimaanlage und der Warnblinkschalter. Vor dem Fahrer befindet sich ein Halbkreis-Tacho mit einem Multifunktionsdisplay, das Daten mit dem iPad austauschen kann. Für die angemessene Beschallung sorgt ein System des US-Herstellers Fender, der für seine Gitarren und Verstärker berühmt ist.

Geht der Bulli 2.0 in Serie?

Wird man die Bulli-Neuauflage irgendwann kaufen können? Schon im Jahr 2001 zeigte VW eine ähnliche, etwas größere Studie namens Microbus, die nie in Serie ging. Später folgten mit verschiedenen "Taxi Concepts" weitere Raum-Riesen auf der Kleinwagenplattform des "Space Up!". So scheint VW mit der Bulli-Studie das zu Ende zu bringen, was vor zehn Jahren mit dem Microbus begann. Gut möglich also, dass man dem Bulli bald wieder öfter begegnen wird.