Vorstellung: BMW S 1000 RR

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BMW Motorrad hat sein Spitzenmodell für 2019 vorgestellt. Das neue Superbike S 1000 RR leistet die Kleinigkeit von 207 PS. Damit ist sie das stärkste Serienmotorrad, das je aus Deutschland kam. Ihre Vorgängerin war neun Jahre lang nicht nur auf der Rennstrecke sehr erfolgreich, sondern auch in den Verkaufszahlen.

Die Nachfolgerin wurde von BMW komplett neu entwickelt, was durch ein noch aggressiveres Design unterstrichen wird. Sie wirkt noch kompakter und dynamischer, zum Glück hat sie die asymmetrischen Scheinwerfer abgelegt. Dafür blicken jetzt zwei schmale LED-Scheinwerfer böse aus der schlanken Verkleidung. Dass die S 1000 RR auch für die Rennstrecke konzipiert wurde, zeigen die in die Rückspiegel integrierten Blinker, die, genau wie der Kennzeichenträger, rasch demontierten werden können.

Motor mit variabler Ventilsteuerung

Zur sagenhaften Höchstleistung tragen die optimierten Ein- und Auslasskanäle des 1000 cm3 großen Reihenvierzylinders bei, ihr deutlich verbessertes Durchzugsvermögen aber verdankt sie der ShiftCam genannten variablen Ventilsteuerung, wie sie vor kurzem bereits in der R 1250 GS vorgestellt wurde. Im Zylinderkopf befindet sich eine dreiteilige Einlass-Schaltnockenwelle, die für jedes Einlassventil über zwei verschiebbare Nocken verfügt. Einen für den Teillastbereich, die schon bei niedriger Drehzahl ansehnliches Drehmoment und günstigen Verbrauch bringt. Der zweite für den Volllastbereich mit maximalem Ventilhub. Auf diesen wird in nur zehn Millisekunden ab 9000/min umgestellt.

Die Höchstleistung konnte im Vergleich zum Vorgängermotor bei gleichem Bohrung-Hub-Verhältnis von 80 x 49,7 mm um acht PS angehoben werden. Es blieb beim maximalen Drehmoment von 113 Nm, jetzt erst 500 Touren später bei 11.000/min, dafür aber mit deutlich mehr Drehmoment unterhalb des Gipfels. So stehen zwischen 5500 und 14.500/min immer mindestens 100 Nm zur Verfügung. Die Ventile bestehen aus Titan, die Einlassventile sind zum Gewichtsausgleich für ihre größeren Ventilteller zudem hohlgebohrt, das bietet kein anderes Serienmotorrad. So konnte die Maximaldrehzahl auf 14.600/min angehoben werden.

Elf Kilogramm leichter

Elf Kilogramm weniger Gewicht lässt ebenfalls aufhorchen – das ist eine Welt im Sportmaschinenbau. Die neue S 1000 RR soll nur noch 197 Kilogramm auf die Waage bringen, allein am Motor wurden vier Kilogramm gespart, an der Auspuffanlage noch einmal 1,3 Kilogramm. Mit dem optionalen M-Paket (Carbonräder, leichtere Batterie, Sportsitz, Chassis-Kit mit Heckhöherlegung, Fahrmodus Pro und Motorsportlackierung) sollen es sogar nur 193,5 Kilogramm sein.

Die Ergonomie der S 1000 RR wurde gründlich überarbeitet, um dem Fahrer noch mehr Kontrolle zu gewährleisten. So wurde der Tank und der vordere Sitzbankbereich schmaler gestaltet und das Ergonomie-Dreieck aus Lenker, Sitzbank und Fußrasten neu definiert.

Neuer Rahmen

Kraft nützt bekanntlich nichts, wenn sie schlecht kontrollierbar ist. Ergo entwickelte BMW auch das Fahrwerk neu. Die um 300 Gramm leichtere Upside-down-Gabel mit 45 mm Durchmesser und das hintere Federbein sind natürlich in Vorspannung und Dämpfung einstellbar. Der Motor übernimmt nun eine deutlich stärker mittragende Rolle im neuen Aluminium-Brückenrahmen, der von BMW als „Flex Frame“ bezeichnet wird, weil die Wechselwirkung aus Flexibilität und Steifigkeit optimiert wurde.

Durch eine neue Fahrwerksgeometrie mit steilerem Lenkkopfwinkel und kürzerem Nachlauf sowie längerem Radstand soll die Fahrdynamik der S 1000 RR signifikant gesteigert worden sein. Das dürfte auf vielen Kursen die Rundenzeiten verkürzen helfen. Dazu trug auch eine neue Schwinge mit Unterzügen bei, wie sie im Rennsport eingesetzt wird. Sie platziert das Federbein soweit wie möglich vom Motor entfernt, um es vor Aufheizung zu schützen. Gegen Aufpreis gibt es das semi-aktive Fahrwerk DDC, das die Dämpfung elektronisch in Millisekunden anpasst.

Modernste Elektronik

Eine neue 6-Achsen-Sensorbox kommt im neuen BMW-Superbike zum Einsatz. Neben vier serienmäßigen Fahrmodi (Rain, Road, Dynamic und Race) kann auch der Fahrmodus Pro ab Werk als Extra geordert werden, bei dem drei zusätzliche Fahrmodi frei programmierbar sind. Hier lassen sich Schlupfregelung (unvollständig übersetzt: „Traktionskontrolle“), ABS, Wheelie-Kontrolle, Drehmomentverlauf und Motorbremse individuell anpassen. Er bietet außerdem eine Launch-Control und eine Pit-Lane-Limiter. Der Blipper zum Hoch- und Runterschalten ohne Kupplung ist bereits serienmäßig an Bord, ebenso wie das ABS Pro mit Kurven-ABS und die Schlupfregelung DTC. Sämtliche Regelfunktionen wurden von der BMW-Entwicklungsabteilung neu abgestimmt.

TFT-Display

Im Cockpit findet sich jetzt ein 6,5 Zoll großes, farbiges TFT-Display, wo sich die Darstellungen den Wünschen des Fahrers anpassen lassen. Im Straßenbetrieb werden alle relevanten Informationen eingeblendet, während sich für die Rennstrecke beispielsweise der Drehzahlmesser analog oder als Balkendiagramm darstellen lässt. Auch nette Features wie etwa die aktuelle Schräglage, Rundenzeiten, maximale Verzögerung oder Durchschnittsgeschwindigkeit können angezeigt werden.

Wer jetzt ungeduldig auf die Angabe der Höchstgeschwindigkeit wartet – es handelt sich schließlich um ein Sportmotorrad – bitteschön: 299 km/h. Die Motorradhersteller haben sich einer freiwilligen Selbstkontrolle unterworfen, dass keines ihrer Serienmotorräder 300 km/h fahren sollte. Ob sich alle daran halten, sei dahingestellt, jedenfalls hören die Digital-Tachos bei 299 auf weiter zu zählen.