Spitzenkraft

Vorstellung: Kawasaki H2 2019

Kawasaki präsentiert auf der Speed Week in Bonneville eine überarbeitete H2 mit 231 PS und holte sich mit 337 km/h den Weltrekord. Der Reihenvierzylinder wird von einem Kompressor unterstützt und dürfte in der aktuellen Version zukünftig so ziemlich alles auf der Straße hinter sich lassen

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Kawasaki H2 2019 15 Bilder
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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Es hat Kawasaki wohl gewurmt, dass ihr Technologieträger Ninja H2, der es bei der Präsentation 2014 mittels Kompressor auf 200 PS brachte, nicht das stärkste Serienmotorrad auf dem Markt war. Daran ändert sich auch mit der Leistungssteigerung im vergangenen Jahr auf 205 PS nichts. Die meisten 1000er-Superbikes holen ebenfalls um die 200 PS aus den Vierzylindern, auch ganz ohne Aufladung, und der V2 aus der Ducati Panigale 1299 Superleggera bot sogar 215 PS.

Selbst im eigenen Haus gab es ernsthafte Konkurrenz: Die ZX-10R bot dieselbe Leistung für über 10.000 Euro weniger und mit der ZZR 1400 stand ein Dampfhammer mit 158 Nm Drehmoment parat. Zwar ist die Ninja H2R mit 300 PS unangefochten der Power-König, doch sie besitzt keine Straßenzulassung. Die brutale Bodenrakete war für den öffentlichen Straßenverkehr doch etwas zu heikel und darf nur auf Rennstrecken ausgeführt werden.

Tourer als besseres Angebot

2017 machte Kawasaki dann einen sinnvollen Schritt und präsentierte mit der H2 SX und H2 SX SE zwei tourentaugliche Modelle mit dem leicht überarbeiteten Kompressor-Motor. Es blieb zwar bei 200 PS, aber das maximale Drehmoment erhöhte sich um vier Nm auf 137 Nm, dass nun schon bei 9500 statt erst bei 10.000/min anlag. Die Sitzposition war komfortabler, der Rahmen steifer, Kurven-ABS war serienmäßig an Bord und sogar die Sozia fand einen halbwegs bequemen Sitzplatz vor. Die H2 SX kostete 18.995 Euro, die etwas besser ausgestattete H2 SX SE 21.995 Euro. Da sprach eigentlich nichts mehr für die Anschaffung der 28.500 Euro teuren H2.

Nachgelegt

Leistungsfetischisten reizt aber nicht noch mehr als Luxus, sondern mehr Power. Deshalb bekam die Ninja H2 von Kawasaki jetzt mehr Leistung. Ab Modelljahr 2019 wird die H2 über 231 PS verfügen und somit den Titel des stärksten Serien-Motorrads zurückholen. Kawasaki gibt an, dass die maximale Leistung bei hohen Geschwindigkeiten durch das Ram-Air-System sogar auf 242 PS anwachsen würde. Auch das Drehmoment stieg auf 142 Nm bei 11.000/min. Kawasaki führt als Maßnahmen zur Leistungssteigerung den Luftfilter, das Ansaugsystem und die Zündkerzen aus der H2 SX an. Ob auch der Druck des Kompressors erhöht wurde, gibt der Hersteller nicht bekannt. Dies ist aber recht wahrscheinlich.

Nicht schneller

Wie gehabt, wird es neben der H2 auch eine H2 Carbon geben, deren Verkleidung aus kohlestofffaserverstärktem Kunststoff besteht. Bislang hielt sich auch Kawasaki an die freiwillige Übereinkunft der Motorradhersteller, dass bei der Höchstgeschwindigkeit bei 299 km/h Schluss sei. Da der Tacho der bisherigen H2 mit 200 PS schon bis auf 299 km/h kletterte, müsste die neue H2 mit 231 PS die 300-km/h-Marke eigentlich überspringen, vermutlich wird Kawasaki aber einen Speedlimiter einbauen.

Wobei an dieser Stelle ganz klar gesagt sei, dass es bei den 231 PS wirklich nur um das Prestige geht. Die H2 mit 200 PS preschte schon so unfassbar druckvoll voran, dass bei ihr der ausgeleierte Vergleich mit dem Ritt auf der Kanonenkugel mehr als gerechtfertigt war. Doch Kawasaki legt Wert darauf, dass die aktuelle H2 nicht nur mehr Leistung hat, sondern auch im Verbrauch nicht oberhalb des Vorgängers liegt. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass Besitzer eines Powerbikes der Verbrauch in besonderem Maße interessiert.