Rücksauger

Vorstellung: Porsche 718 GT4 und 718 Spyder

Nachdem viele dem 2015 vorgestellten Cayman GT4 nachtrauerten und in den vierzylindrigen 718ern keinen Trost fanden, gibt es jetzt wieder einen 718 Cayman GT4 mit Vierlitersaugboxer und sechs Zylindern. Auch als 718 Boxster Spyder mit gleichem Antrieb

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen
Porsche 718 GT4 und 718 Spyder 12 Bilder

(Bild: Porsche )

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christian Lorenz

Porsche hat die betuchten Saugerfans und fahrdynamischen Erzporschisten erhört und neun Jahre nach dem traurigen Ableben des sportlichen Vorgängers einen Cayman GT4 auf 718-Basis (Baureihe 982) vorgestellt. Endlich darf wieder ein frei saugender Sechszylinder-Boxer den kleinen Mittelmotorrenner standesgemäß angasen. Neu ist, dass das offenen 718-Topmodell Spyder vom gleichen Antriebsstrang befeuert wird. Der neu entwickelte Vierliter-Boxer ist 420 PS stark. Damit übertrifft er den GT4 der Baureihe 981c, enthüllt auf dem Genfer Automobilsalon 2015, um 35 PS. Das maximale Drehmoment entspricht mit 420 Nm genau der PS-Leistung. Bei 5000 bis 6000 Touren liegt das Höchstdrehmoment an, die Maximaldrehzahl beträgt 8000/min. Diese Werte machen noch mehr Appetit als beispielsweise die Beschleunigung, die für Coupé und Stoffdachvariante 4,4 s auf 100 km/h beträgt.

Nachdem Mittelklasselimousinen wie Alfa Giulia QV und dem BMW M5 schon in unter vier Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, liest sich so ein Wert für einen Homologationsstraßenrennwagen eher unspektakulär. Aber hinter dem Steuer macht die Längsdynamik eines Fahrzeugs nur einen Bruchteil dessen aus, was die Querdynamik zur Sportlichkeit beiträgt. Und da braucht der 718 mit jetzt richtigem Porschemotor keinerlei Konkurrenz fürchten.Der Motor ist eine Neuentwicklung, die auf dem Einstiegsturbomotor der aktuellen Elfergeneration basiert. Erstmals baut Porsche eigenen Angaben zufolge in einen „Hochdrehzahlmotor“ Piezo-Injektoren ein. Im Teillastbereich schaltet die adaptive Zylindersteuerung zur Verbrauchs- und Emissionssenkung temporär drei Zylinder ab.

Gleicher Antrieb

Gott sei Dank hat Porsche auch Herz und Verstand genug, um sich den Anachronismus eines richtigen Sportwagens zu leisten. Sowohl GT4 (Coupé) als auch Spyder sollen 10,9 Liter auf 100 km im WLTP verbrauchen. Aber natürlich sind sie für eine Fahrweise gemacht, die selten unter 14 Liter bleiben dürfte. Wenn ja, fährt man ihn falsch. Deshalb ist es auch als kleines Zugeständnis an die ahnungslose Lifestylefraktion zu werten, dass es den GT4 jetzt auch in einer offenen Version gibt.

Natürlich heißt die Stoffdachvariante nicht mehr GT4, da es sich bei diesem Namenszusatz ja um eine Rennserie und ihre Homologation handelt. Der Spyder ist mit 301 km/h Höchstgeschwindigkeit nur 3 km/h langsamer als der GT4. Vielleicht spricht aber gerade die Spyder-Variante den Puristen dann. Denn das Stoffverdeck ist obligatorisch von Hand zu bedienen. Eine Verdeckautomatik gibt es nur für die Boulevardsportler mit Vierzylinder.

Cayman wieder teurer als Boxster

Nur beim GT4 ist ein Flügel für 20 Prozent mehr Abtrieb auf der Hinterachse als beim Ur-GT4 von 2015 angebaut. Diffusor und Fahrwerk wurden bei beiden Versionen deutlich überarbeitet. Bei GT4 und Spyder kommt Porsche zur früheren Cayman/Boxster-Art zurück, dass der offene Wagen mit 93.300 Euro billiger ist als das Coupé (96.200 Euro). Damit ragen die 718er-Topmodelle auch preislich weit über ihre Vorgänger hinaus. Aber alles andere hätte einen bei Porsche auch gewundert. (chlo)