Pflege, leicht

Vorstellung: Skoda Superb Facelift

Skoda überarbeitet den erfolgreichen Superb ein wenig. Optisch fällt das kaum auf. Nachgerüstet wird vor allem bei den Optionen, aufgeräumt bei den Motoren, wobei auch Skoda hier die Chance verpasst, Vorreiter zu sein

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Skoda Superb Facelift 10 Bilder

(Bild: Hersteller)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Skoda kann für sich verbuchen, mit jeder Generation des Superb erfolgreicher gewesen zu sein als mit dem direkten Vorgänger, wobei die Entscheidung, ihn auch als Kombi anzubieten, für den größten Absatzsprung gut war. Mit der aktuellen Generation laufen die Geschäfte hierzulande besser als je zuvor. Eine Überarbeitung soll den Erfolg sichern.

Länger

Dabei vermeidet Skoda tiefe Eingriffe in die Gestaltung. Das, was einmal eine Stoßstange war, wird neu geformt. Die Limousine wird dadurch acht Millimeter länger, der Combi sechs. Nach wie vor bietet der Superb eine unübertroffene Raumausnutzung – etwas längere Kombis aus der Liga Mercedes E-Klasse, Jaguar XF oder auch Porsche Panamera bieten trotz etwas größerer Außenabmessungen eklatant weniger Platz als der Skoda.

Schatten möglich

Endlich gibt es auch für den Superb eine Matrix-Funktion für die LED-Scheinwerfer. Eine sinnvolle Erweiterung, die in den meisten Testwagen, die damit ausgestattet waren, einen tatsächlichen Mehrwert bedeuteten. Hier darf Skoda also endlich zu dem aufschließen, was in dieser Klasse anderswo schon länger geboten wird, die Xenonscheinwerfer sind nun auch hier Geschichte. Hinten gibt es eine neue Grafik für die Rückleuchten und einen riesigen „Skoda“-Schriftzug. Da der eine andere Größe als jener mit der Modellbezeichnung hat, wirkt das etwas aufdringlich – was sicher Geschmackssache ist.

Auch im Innenraum wurde der Superb nur zart verändert. Andere Sitzbezüge und etwas Chrom mussten reichen. Ein Display als Kombiinstrument hatte Skoda vor einiger Zeit für 390 Euro ins Programm genommen. Aufgeräumt wurde bei der Unterhaltungselektronik. Die beiden Radios flogen aus dem Angebot, das Navigationssystem „Amundsen“ mit Achtzoll-Bildschirm ist künftig serienmäßig – vermutlich, weil ohnehin kaum ein Superb-Kunde sein Auto ohne Wegweiser geordert hat. Aufpreispflichtig bleibt das große System „Columbus“ mit 9,2-Zoll-Bildschirm.

Optisch unterscheiden sich die beiden schon durch die Tatsache, dass Amundsen zwei Drehregler und ein paar „echte“ Tasten, was vielleicht weniger schick als das Columbus ohne fühlbare Tasten wirkt, sich im Alltag aber als praktischer erwiesen hat. Über eine fest eingebaute eSIM ist der Superb online, Echtzeit-Verkehrsinformationen und Systemupdates gibt es auf diesem Weg ein Jahr lang kostenlos. Über einen Onlineshop lassen sich Apps – etwa zur Wettervorhersage – hinzu buchen. Zudem gibt es die Möglichkeit, dort ein Datenpaket zu erwerben und via Hotspot im Auto zur Verfügung zu stellen.

Aussichtsreich

Neu sind zwei Assistenzsysteme. Rund um das Auto sind vier Kameras verteilt, ein Rechner macht daraus eine virtuelle Draufsicht. BMW hat das vor vielen Jahren erfunden, viele Hersteller haben inzwischen nachgezogen – für Fahrer, die sich mit einem ungewohnten Fahrzeug zurechtfinden müssen, ist das ziemlich hilfreich, wenngleich der Superb zu den übersichtlichen Autos gehört. Als Kombi mit großen Fensterflächen ist er gegenüber vielen SUVs mit reichlich Blech im Sichtfeld eindeutig im Vorteil. Gerade im Stadtverkehr finde ich den Superb viel angenehmer als beispielsweise den deutlich kompakteren BMW X2.

Ein weiterer neuer Helfer soll das Einparken mit dem Anhänger erleichtern, genauer gesagt das Lenken. Der Fahrer muss weiterhin auf den Verkehr achten, lenken, bremsen und schalten. Gesteuert wird dieses Assistent mit dem Knopf zum Verstellen der Außenspiegel, der wie ein Joystick wirken soll.

Kein Vorreiter

Volkswagen hat die Umstellung auf den WLTP schwer zu schaffen gemacht. Für den Kunden war und ist das am eingeschränkten Motorenangebot quer durch das gesamte Sortiment des Konzerns zu spüren. Inzwischen sind die stark nachgefragten Maschinen wieder zu haben, doch Volkswagen begegnet der nächsten, kaum minder großen Welle in Form von WLTP 2 und Euro 6d geradezu erstaunlich zaghaft. Alle Motoren im überarbeiteten Superb erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-Temp, mit der Neuwagen in der Europäischen Union nur noch bis Ende nächsten Jahres zugelassen werden dürfen.

Spätestens im Herbst 2020 müssen alle auf die Abgasnorm Euro 6d umgestellt werden – und die ersten Käufer des hier vorgestellten Superb fahren ein junges Auto mit veralteter Abgasnorm. Sicher, fast alle Hersteller gehen momentan diesen gegenüber den Kunden ziemlich uncharmanten Weg, doch dem Auslöser der Hektik der vergangenen Jahre in diesem Bereich würde eine Vorbildfunktion besonders gut stehen.

Bekannte Motoren

Beim Motorenangebot an sich ändert sich nichts, einmal abgesehen vom Plug-in-Hybrid, der aus dem VW Passat GTE (Test) stammt und nun erstmals auch im Superb angeboten wird. Es gibt drei Benziner mit 150, 190 und 272 PS. Nur die Basisversion ist auch mit Schaltgetriebe zu haben, in den anderen ist serienmäßig das Doppelkupplungsgetriebe (intern DQ381) verbaut. Im stärksten Modell ist auch der Allradantrieb immer dabei. Die bis 2018 angebotene Basisversion mit 125 PS wird ersatzlos gestrichen, obwohl im Konzern ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit 130 PS verfügbar wäre.

Bisher wurden die meisten Superb hierzulande mit Dieselmotor bestellt. Der 1.6 TDI mit 120 PS (Test) wird künftig nur noch mit DSG verkauft, genauso wie der 190-PS-TDI. Beide stammen noch aus einer älteren Motorengeneration, anders als der Selbstzünder mit 150 PS. Er ist die einzige Maschine, die auch mit Schaltgetriebe zu haben ist. Es bleibt für alle bei einem SCR-Kat und 16,3 Liter Adblue-Tank. Manch ein Kunde wohl hat auf den 240-PS-Biturbo-Diesel aus dem VW Passat gehofft, doch der ist bis auf weiteres nicht im Superb-Angebot.

Bisher kostet das Basismodell 27.850 Euro, der Kombi 1000 Euro mehr. In den gängigen Autobörsen finden sich vereinzelt schon Angebote von Reimportern, die unter 21.000 Euro liegen, mit umfangreicher Ausstattung kostet ein Superb Combi mit dem 150-PS-Benziner dort zum Teil keine 25.000 Euro - ein fairer Tarif für einen wirklich großen Kombi. Der überarbeitete und etwas besser ausgestattete Superb wird etwas teurer als bisher, wenngleich Skoda dazu noch nichts verrät. Doch die Strategen werden eine Komponente des bisherigen Erfolgs sicher nicht aus dem Blick verlieren - das von vielen Interessenten als fair empfundene Preis-Leistungsverhältnis.