Winterkorn: Der Plug-in-Hybrid verbindet das Beste aus zwei Welten

Winterkorn: Der Plug-in-Hybrid verbindet das Beste aus zwei Welten

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Von
  • Gernot Goppelt

Das jährlich stattfindende Wiener Motorensymposium ist wohl die wichtigste Veranstaltung ihrer Art, weltweit. Wenn dort die Ingenieure ihre neuesten Entwicklungen vorstellen, sind fast alle dabei, die Rang und Namen haben, es mutet fast schon an wie eine automobiltechnische Gegenwelt zum Wiener Opernball – wobei manche dort geduldete Gäste hier sicher keinen Einlass erhielten, schließlich geht es um ein erstes Thema: die Zukunft der Antriebstechnik. Man hat Stil in Wien, man beherrscht die Etikette und das Wort der Branchengrößen wirkt hier noch bedeutungsvoller als sonst.

Prof. Dr. rer. nat. Martin Winterkorn

Zum Beispiel das von Martin Winterkorn, der als derzeit erfolgreichster Spitzenmanager der Branche gelten kann: "Das Elektroauto wird die Zukunft der individuellen Mobilität maßgeblich mitprägen – und Volkswagen gestaltet diese Technologie von der Spitze her mit. Mittelfristig bietet der Plug-in-Hybrid hier großes Potenzial, da er das Beste aus zwei Welten in einem Fahrzeug verbindet". Der Plug-in-Hybrid biete einen uneingeschränkten verbrennungsmotorischen und einen attraktiven elektrischen Aktionsradius im Alltagsbetrieb.

Winterkorn war einer derjenigen, die 2008 die Losung "Die Zukunft fährt elektrisch" mitprägten, was seinerzeit für einen scheinbar radikalen Sinneswandel in der Autobranche stand. Es war der Beginn eines Elektroauto-Hypes, dessen Ideale zeitweilig deutlich über das hinausgingen, was kurz- und mittelfristig oder vielleicht sogar überhaupt machbar ist. Unter Plug-in-Hybrid subsumiert Winterkorn wohl unterschiedliche Hybridkonzepte, ob seriell, parallel oder leistungsverzweigt, die ein rein elektrisches Fahren erlauben, wie weit, ist letztlich vor allem eine Frage der Batteriegröße. So lässt sich der Bedarf an fossilen Kraftstoffen senken, ohne aber wie reine Elektroautos bei Bedarf auf Langstrecken verzichten zu müssen.

Der Volkswagen-Konzern will ab 2013/2014 "eine ganze Reihe von wichtigen Fahrzeugen" mit Plug-in-Technik in Serie bringen. Obwohl man Themen wie die Lade-Infrastruktur damit entspannter angehen kann, gibt es aus Sicht von Winterkorn keine Entwarnung: "Die Elektromobilität ist für den Automobil- und Industriestandort Europa … ein Jahrhundertaufgabe. Hersteller, Zulieferer, Stromerzeuger, Wissenschaft und Politik – hier sind alle gefordert." Wie seine Branchenkollegen wünscht sich der Volkswagen-Chef mehr gezielte Forschungsförderung, vor allem im Bereich Batterietechnologie.

Für das Wiener Motorensymposium könnte sich mittelfristig eine Namensfrage stellen. Zwar muss man nicht davon ausgehen, dass konventionelle Verbrennungsmotoren so schnell an Bedeutung verlieren – zumal Hybridkonzepte neue Impulse für Verbrennungsmotoren geben, wie selbst ein einfaches Beispiel wie der Atkinson-Zyklus bei Toyota zeigt. Es wird vermutlich noch radikalere Brüche geben, etwa Wankelmotoren, Hochdrehzahlkonzepte oder sehr kleinvolumige Motoren. Die klassische begriffliche Trennung zwischen Motor und Antrieb ist bei Hybridkonzepten allemal schwer aufrecht zu halten. Verbrennungsmotor, Elektromotor, Getriebe und Fahrzeugelektronik lassen sich dabei kaum isoliert betrachten. Vielleicht trifft sich die Branche in eine paar Jahren ja beim Wiener Antriebssymposium. (ggo)