Wüstenkönigin

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Aber die Fans zeigten sich enttäuscht von der XTZ 660, war ihre ehemalige Abenteuer-Enduro doch nun mit kürzeren Federwegen versehen, hatte nur noch einen 20-Liter-Tank, wog 195 kg (und wurde ab 1994 sogar noch schwerer) und sah so gar nicht mehr wie die heißen Werks-Rallyemotorräder aus. Zwar wurde die Ténéré noch sieben Jahre lang weiter gebaut und überarbeitet, aber das Interesse flaute immer weiter ab, sie hatte ihr Charisma der Wüstenkönigin verloren. 1998 lief die letzte Ténéré vom Band. Die globale Fangemeinde trauerte, aber hegte und pflegte ihre alten Ténérés, die bis heute überlebten und erstaunliche Laufleistungen vorweisen können.

Moderner ist nicht immer besser

Im Jahr 2008 kündigte Yamaha voller Stolz die Rückkehr einer Legende an. Doch die neue XT 660Z Ténéré geriet sehr futuristisch, das Design war – vorsichtig ausgedrückt – gewagt und traf sicher nicht jedermanns Geschmack. Unter der hoch aufragenden Plastikverkleidung arbeitete der brave Vierventil-Einzylinder mit 660 Kubik und weiterhin etwas schlappen 48 PS. Die Federwege fielen mit 160 mm vorn und 210 mm hinten nicht gerade üppig aus, das Hinterrad war nur 17 Zoll klein und die Waage zeigte schwerwiegende 216 kg an. Immerhin erwies sich der Single als sparsam und erzielte mit dem 23-Liter-Tank eine große Reichweite. Viele Ténéré-Fans griffen wieder zu und bereisten damit wie einst ferne Länder.

Doch schon lange hatten die großen Zweizylinder den Reiseenduro-Markt fest im Griff. Dort ließ sich gut Geld verdienen und Yamaha brachte endlich 2010 die Nachfolgerin der bis 1996 gebauten Super Ténéré. Ein 1200er-Motor mit 110 PS trieb die riesige Enduro an. Ihre Dimensionen waren üppig, das Gewicht betrug stattliche 261 kg, aber die Optik gefiel, sie versprühte endlich wieder das Flair des Abenteuer-Bikes. Erstaunlich, dass sie immer noch von dem Charisma eines Motorrads lebt, dass vor 30 Jahren seinen Siegeszug über den Globus antrat. (fpi)