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eTaxi: München fördert Taxis mit Elektroantrieb

Die Stadt München fördert seit Monatsbeginn Taxis mit Elektroantrieb und stellt dafür zunächst zwei Millionen Euro bereit. Entwicklungspartner des Projekts, zu dem auch Schnelladesäulen an den Standplätzen gehören sollen, ist der ADAC Südbayern

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Elektroautos, alternative Antriebe 4 Bilder
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Von
  • Florian Pillau

Die Stadt München fördert seit Monatsbeginn Taxis mit Elektroantrieb und stellt dafür zunächst zwei Millionen Euro bereit. Entwicklungspartner des Projekts, zu dem auch Schnellladesäulen an den Standplätzen gehören sollen, ist der ADAC Südbayern. Unternehmer und Fahrer beurteilen die Möglichkeiten der Elektrodroschken allerdings oft noch skeptisch.

In München sind rund 3500 Taxis unterwegs. Es ist die Stadt mit der höchsten Taxidichte in Deutschland, nachdem zu den Olympischen Spielen vor 45 Jahren überaus optimistisch Lizenzen erteilt worden waren. Anders ausgedrückt ginge sich so ziemlich genau ein Taxi pro münchner Straße aus. Diese Flotte befördert täglich rund 22.000 Fahrgäste, die jährliche Fahrleistung beträgt 190 Millionen Kilometer.

Rund 90 Prozent der der hellelfenbeinfarbenen Kraftdroschken verbrennt Dieselkraftstoff. Entsprechend sind die Hoffnungen des zuständigen Referats für Gesundheit und Umwelt auf eine nennenswerte Reduktion der Lärm-, Stickoxid- und Staubemission durch eine wachsende Zahl elektrisch betriebener Wagen. Die Münchener Umweltreferentin Stephanie Jacobs will mit der eTaxi-Förderung „einen erheblichen Beitrag zur Luftreinhaltung in unserer Stadt leisten.“

Das Geld reicht für rund 170 E-Droschken

Die Förderung durch die Stadt beträgt 20 Cent pro Besetztkilometer jedes ab erstem Januar 2017 zugelassenen Elektrotaxi mit Batterie oder Brennstoffzelle bis zu einer Summe von 40 Prozent der Anschaffungskosten. Nach dem sogenannten „Windhundprinzip“ bekommen die Antragsteller die Förderung nach dem Antragseingang. Sie werden so lange genehmigt, bis der Etat ausgeschöpft ist. Mit den bewilligten zwei Millionen können rechnerisch so rund 170 E-Droschken gefördert werden.

Voraussetzung für eine Förderung ist ein Fiskaltaxameter, das über Funk verschlüsselt mit der Zentrale abrechnet. Um den Einbau der Geräte zu regeln, musste zunächst eigens das Eichgesetz gelockert werden. Außerdem muss ein E-Taxi mindestens 36 Monate in München angemeldet sein.

Um den Umstieg zu erleichtern, dürfen Taxiunternehmer die E-Droschke zusätzlich auf einer Lizenz für ein herkömmliches Taxi betreiben. So kann der Unternehmer das Taxi mit Verbrennungsmotor alternativ bei längeren Fahrten einsetzen oder damit die Ladezeit des E-Taxis überbrücken. Das ist insbesondere deshalb wichtig, weil noch keine Ladesäulen an den Standplätzen bereitstehen. Diesem Mangel will die Stadt München sukzessive abhelfen. Zur Errichtung entsprechender Schnellladesäulen sollen bis 2020 Mittel aus einem ebenfalls bereits genehmigten Etat von 60 Millionen Euro zum Ladesäulenbau genutzt werden.

Der Kooperationspartner ADAC Südbayern hat das Projekt federführend entwickelt und sieht darin eine logische Erweiterung der bereits seit 2009 laufenden Förderung alternativer Antriebe für das Droschkengewerbe. Seit Einführung des „Eco-Taxi Label“ vor sieben Jahren hat das Projekt die Zahl der Taxis mit Hybrid-, Erdgas- oder anderen weniger umweltbelastenden Antrieben von 25 Stück auf rund zehn Prozent zu steigern geholfen.

Reichweitenangst bei Fahrern

Alexander Kreipl, Leiter der Verkehrsabteilung des ADAC Südbayern, versucht zwar die Reichweitenbedenken der Unternehmen und Fahrer zu zerstreuen: Liegengebliebene E-Taxis sollen auch ohne ADAC-Mitgliedschaft zur nächsten Ladestation abgeschleppt werden.

Die meisten Fahrer rechnen allerdings unter dem Zwang ihres ohnehin nicht üppigen Umsatzes noch eine Stufe schärfer: Die Aufträge sind nicht planbar – und es besteht Beförderungspflicht innerhalb des sogenannten Pflichtfahrgebiets, das weit über die Stadtgrenzen hinausreicht. So befürchten sie etwa, hin und wieder einen lukrativen Stich zum Flughafen den Kollegen mit ihren gut gefüllten Diesel-Tanks überlassen zu müssen. Denn wer mit Kundschaft vor dem Ziel liegenbleibt, bekommt als Fahrer den allergrößten Ärger. (fpi)