Im Škoda Muzeum sind 117 Jahre Automobilgeschichte zu sehen

Škoda erneuert sein Automuseum

Škoda hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1895 als Laurin & Klement gegründet, war der Autobauer nach dem zweiten Weltkrieg lange der Planwirtschaft ausgesetzt, bevor er im Volkswagen-Konzern neu aufblühte

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Von
  • Gernot Goppelt

München, 26. November 2012 – Mlada Boleslav ist kein Ort, den man unbedingt kennt. Die Kleinstadt, 60 Kilometer östlich von Prag gelegen, ist die Heimat von Škoda – seit es den Automobilhersteller gibt. Das ist nicht selbstverständlich, denn die Marke hat eine bewegte Geschichte. 1895 als Laurin & Klement gegründet, wurde das Unternehmen 1925 vom Maschinenbauer Škoda gekauft. Ende des zweiten Weltkriegs wurde Škoda verstaatlicht, in der kommunistischen Tschechoslowakei wandelte sich auch das Modellprogramm völlig – bis heute erinnere ich mich gerne an die Modelle der 100/110-Reihe oder den Typ 742, die ich als kleiner Junge auf den Zeltplätzen Jugoslawiens bewunderte. Mein persönlicher Favorit war ein Škoda 135 in Orange mit Rallyestreifen. Als Knirps wusste ich noch nicht, dass ich die Westautos besser finden muss, weil die aus dem Osten nichts taugen dürfen.

Neustart mit Volkswagen

Tatsächlich tat sich Škoda natürlich schwer, mit den Westfirmen mitzuhalten, der Mangel beeinträchtigte auch in der Tschechoslowakei die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Der Typ 742 war zuletzt natürlich veraltet, was aber seiner Originalität keinen Abbruch tut. 1991 kaufte Volkswagen Škoda, es begann ein tiefgreifender Wandel des Unternehmens. In Mlada Boleslav wird man diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen aufgenommen haben. Volkswagen sorgte schnell für eine technische Erneuerung, schon nach wenigen Jahren standen alle Modelle auf VW-Plattformen. Schon die ersten Generationen von Octavia und Fabia konnten das neue Image von Škoda nachhaltig prägen.

Dennoch oder gerade deswegen besann sich Škoda auf seine Geschichte und errichtete 1995 das Škoda-Museum in den alten Gemäuern, in denen zu Anfang im Stile einer Manufaktur Zweiräder und Autos gebaut wurden. In den vergangenen neun Monaten hat Škoda das Museum umgebaut, nun wird es wiedereröffnet. Auch für Prag-Besucher kann sich durchaus ein Abstecher nach Mlada Boleslav lohnen, weil allein schon wegen des jahrzehntelang geschlossenen eisernen Vorhangs manch Unbekanntes geboten wird.

Neues Škoda-Museum

Lukullisch flankiert vom neuen Café-Restaurant "Václav" kann sich der Besucher durch drei Themenbereiche durcharbeiten, in denen 46 historische Exponate und mehrere hundert Einzelexponate zu finden sind. Die Themenbereiche orientieren sich an den Begriffen Evolution, Tradition und Präzision. "Evolution" ist bestückt mit alten "Traumwagen" der Marke sowie Designstudien neueren Datums. Dazu kommen Original-Dokumente, Filme, Animationen und erläuternde Texte. Besonders stolz ist Škoda auf das "Autoregal", in dem es Exponate wie alte Rennwagen oder Feuerwehrautos zu entdecken gibt.

Im Bereich Tradition stellt Škoda Paare von Autos zusammen, die jeweils aus unterschiedlichen Epochen stammen. Angesichts der Geschichte der Marke ist dies ein spannender Ansatz, weil eine Kontinuität über lange Zeiträume, wie sie etwa Mercedes bieten kann, Škoda nicht möglich war. Im dritten Ausstellungsbereich schließlich geht es um "Präzision" bei der Produktion und Restauration von Fahrzeugen. Die heutige Fabrik ist übrigens nicht weit vom historischen Werk entfernt, welches heute Museum ist, belegt aber natürlich ein im Vergleich riesiges Areal.

Eine komplexe Tradition

Škoda hatte es in seiner Automobilgeschichte oft nicht leicht. Fahrzeuge wie der bereits erwähnte Typ 742 wurden durchaus auch im Westen gefahren, ihr qualitativer Ruf war allerdings bescheiden. Im deutschen Osten galt Škoda dagegen als etwas Besonderes. Von ehemaligen DDR-Bürgern kann man zum Beispiel hören, wie unwahrscheinlich leise die Skodas im Vergleich zu Wartburg und Trabant waren. So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein, wenn man in seinem gesellschaftlichen Kontext feststeckt.

Aus heutiger Sicht kann man wohl sagen, dass Škoda auch auf seine Produkte aus seiner kommunistischen Phase stolz sein kann. Und auch danach, als Tochter von Volkswagen, ist es den Tschechen gelungen, eigene Akzente zu setzen. Die tschechischen Entwickler werden geschätzt im Konzern – und Škoda wird heutzutage auch von den Kunden als ein Hersteller wahrgenommen, der verlässliche No-Nonsens-Autos mit einem Schuss ganz eigener Eleganz baut. (ggo)