Norton Utilities im Test: Was taugt die aktuelle Version des Klassikers?
Unsere Erfahrungen mit Norton Utilities Ultimate
💡 Das Wichtigste in Kürze |
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Der Name Norton Utilities dürfte PC-Veteranen noch aus der PC-Frühzeit geläufig sein: Bereits 1982 veröffentlichte der Hersteller Symantec die erste Version der Systemhelfer, die die PC-Wartung erleichtern und die Systemleistung optimieren sollen.
Mittlerweile ist Symantec zwar unter der Submarke NortonLifeLock längst im Firmenkonglomerat Gen Digital aufgegangen, die Norton Utilities gibt es aber immer noch. Das grundlegende Versprechen der mittlerweile im Abonnement als Norton Utilities Ultimate* vermarkteten Suite hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten kaum verändert: Die Werkzeugsammlung soll den PC-Betrieb optimieren, Platz auf vollen Festplatten schaffen, Dateien sicher löschen und mehr.
Auch die Kontrolle über mitstartende Windows-Prozesse und deren Abschaltung soll Norton Utilties erlauben. Ganz so drastisch wie frühere Versionen des Programms geht die aktuelle Version nicht mehr vor. So haben die Entwickler etwa die Option entfernt, laufende Systemdienste von Windows automatisch zu beenden. Stattdessen sind die Norton Utilities Ultimate auf das Aufräumen von Datenmüll spezialisiert, bieten aber noch einige Zusatzmodule. Ob diese den Abschluss eines Abos rechtfertigen, klärt unser Test der Norton Utilities Ultimate.
Unser Test-Setup |
Wir haben das Programm auf zwei PCs mit Windows 11 als Systemunterbau getestet: Einem primär für das Gaming eingerichteten PC sowie einem klassischen Office-Laptop, der mit Baujahr 2018 schon etwas betagter ist. |
Norton Utilities Ultimate: Die ersten Schritte
Nach dem Download aus dem Norton-Konto und der anschließenden Installation ist das Programm ohne Eingabe einer Seriennummer sofort einsetzbar. Beim ersten Start prüfen die Norton Utilities die Windows-Umgebung auf das Vorhandensein von überflüssigen Daten und potenziellen Fehlern.
Die Bedienoberfläche der Norton Utilities Ultimate ist aufgeräumt. Auf der “Dashboard” genannten Startseite listet das Programm die gefundenen Probleme und die zuletzt bereinigten Inhalte auf. Über ein Menü auf der linken Seite lassen sich die einzelnen Programmteile aufrufen, ein Klick auf das i-Symbol zeigt Informationen zu den Modulen an.
Deutliche Luft nach oben haben die in den Einstellungen im Bereich „Privatsphäre“ standardmäßig aktivierten Optionen. Ab Werk sammeln die Norton Utilities Daten über das Benutzerverhalten und teilen diese nicht nur mit Norton, sondern auch mit „Analysetools von Drittanbietern“. Welche das genau sind, lässt sich nur schwer ermitteln. Ein Klick auf die Datenschutzrichtlinie führt zunächst auf eine Sammelseite von Gen Digital, von wo aus man sich durch die mehrteilige und in englischer Sprache gehaltenen Datenschutzinformationen von der Norton-Module durchklicken muss. Bei einer Firma, dessen Produktportfolio vornehmlich der Verbesserung der PC-Nutzung verspricht, hinterlässt dieses Gebaren einen faden Beigeschmack.
Temporäre Dateien löschen
Kernfunktion der Norton Utilities Ultimate ist das Aufräumen von temporären Daten, die auf Platz auf der Festplatte belegen. Dazu gibt es mit den Untermenüs "Systemmüll" und "Browserdaten" gleich zwei Bereiche, in denen nach alten Platzfressern gefahndet werden darf.
Bei Systemmüll sucht die Software unter anderem nach temporären Downloads, veralteten Wiederherstellungspunkten oder alten Protokolldaten. Das funktioniert nicht nur mit Windows, sondern auch mit vielen Programmen wie Microsoft Office, Steam oder den Treiber-Suiten von Grafikkartenherstellern. Die zu löschenden Daten lassen sich auf Wunsch nach Kategorien filtern und in einem Rutsch oder einzeln löschen.
Wer sich etwas detaillierter mit den zu löschenden Inhalten auseinandersetzen möchte, muss dies händisch erledigen. Das Programm listet zwar mit einem Klick auf die Kategorie die einzelnen Dateien auf, bietet aber keine Möglichkeit, etwa Log-Dateien per Doppelklick zu öffnen oder direkt im Windows Explorer zum entsprechenden Ordner zu springen. Das lösen andere Produkte dieser Art eleganter. Gleiches gilt für das Löschen von verwaisten Registry- und Startmenü-Einträgen, bei denen das Tool nur wenige Details verrät. Vor allem der Eingriff in die Registry, der ebenfalls im Bereich Systemmüll verortet ist, gilt auf modernen PCs ohnehin als kaum noch relevant für die Systemleistung und sollte daher mit Bedacht eingesetzt werden.
Speziell für Browser lässt sich zudem bestimmen, ob die Utilities lediglich temporäre Internetdateien oder auch erweiterte Datensammlungen wie den Browserverlauf oder gespeicherte Cookies löschen soll. Erfreulicherweise erkennt das Programm neben den „großen“ Browsern wie Mozilla Firefox, Google Chrome oder Microsoft Edge auch alternative Programme wie Brave oder Mozilla Thunderbird. Hier gibt es entsprechend wenig zu beanstanden.
Wer die Reinigung nicht manuell vornehmen möchte, kann in den Einstellungen eine automatische Systemreinigung veranlassen. Welche Bereiche diese umfassen und wie oft die Norton Utilities das Reinigungsprogramm starten soll, lässt sich detailliert einstellen.
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Keine Probleme, aber auch kaum Informationen
Ein kleines Kuriosum erwartet uns im Abschnitt „Probleme beheben“. Hier gibt es auf beiden Geräten die Meldung, dass es nichts zu beheben gibt. Was grundsätzlich nach einer guten Nachricht klingt, zeigt eine Schwäche der Utilities: Zumindest auf dem Office-Thinkpad fehlten zum Testzeitpunkt mehrere, teils kritische Windows-Updates, weil für einen früheren Test die Windows-Update-Einstellungen geändert wurden. Ein Hinweis darauf und die Möglichkeit, die Installation der sicherheitsrelevanten Patches wieder aufzunehmen, wären ein echter Mehrwert.
Generell hält sich der Hersteller mit Informationen zurück, welche Probleme hier gefunden werden sollten. Allerdings spricht die Hilfeseite auch davon, dass „unübliche Systemeinstellungen“, dazu gehören. Fehlende Updates durch falsche Einstellungen gehören unserer Meinung nach zur Kategorie von Problemen, die eine Tuning-Suite erkennen sollte – nicht zuletzt, weil Windows 11 seinerseits auf die kritische Konfiguration hinweist.
Fairerweise darf man Norton zugutehalten, dass frühere Versionen der Norton Utilties einen sehr viel fatalistischeren Tonfall aufwiesen und selbst temporäre Dateien als „kritische Systemprobleme“ aufführten. Die richtige Balance zwischen trügerischer Sicherheit und falschen Alarmismus schaffen andere Hersteller aber zumindest unter diesen Gesichtspunkten besser.
Auch die Analyse von Festplatten liefert auf unseren beiden Testsystemen keine großen Probleme zutage. Hier geht es laut Programmhilfe vor allem um Fragmentierung – ein Problem, das auf aktuellen Systemen mit SSD keine Rolle mehr spielt. Wird das Programm in Computern mit klassischen mechanischen Festplatten eingesetzt, bietet es eine manuelle Defragmentierung an.
Mangelnde Detailinformationen finden sich auch in anderen Bereichen des Tools. So listet der unter „Prozesse“ subsumierte Autostart-Manager zwar zuverlässig alle mitstartenden Programme auf, hilft aber nur zum Teil dabei, diese einzuordnen: Auf einem unserer Testsysteme zeigte das Programm unter anderem den Eintrag "Microsoft OneNote – en - gb" als größte Start-Bremse an, obwohl das Notizprogramm nicht mit dem PC mitstartete.
Stattdessen handelte es sich dabei um die verschiedenen Hintergrunddienste der installierten Office-Suite, die unter anderem die automatische Aktualisierung übernehmen. Das kann herausgefunden werden, dafür ist aber Eigeninitiative oder Vorwissen nötig: Die in der Detailansicht der Prozesse verfügbare Online-Suche öffnet lediglich Google mit der Suche „OneNote“, die erwartungsgemäß wenig zur Aufklärung beiträgt.
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Daten löschen und wiederherstellen – samt Simulation
Wie es sich für eine Systemsuite dieser Art gehört, bietet Norton Utilities auch Funktionen zum sicheren Löschen und zur Wiederherstellung von Dateien. Der Dateischredder stellt durch mehrfaches Überschreiben sicher, dass sensible Dateien oder Ordner nicht wiederhergestellt werden können. Das Gegenstück ist die Möglichkeit, gelöschte Dateien auf Festplatten, USB-Sticks und SD-Karten zu suchen und sie wiederherzustellen. Das funktioniert in der Praxis auch, hauptsächlich auf SD-Karten und USB-Sticks. Mehr Daten als andere Tools wie das kostenlose Photorec konnten die Norton Utilities aber erwartungsgemäß nicht finden.
Ein interessantes Feature ist das simulierte Deinstallieren von Programmen. Norton Utilities Ultimate verschiebt in diesem Fall alle Programmteile in eine Art Quarantäne. So kann geprüft werden, ob die Deinstallation die Leistung des Computers verbessert oder ob es sich – beispielsweise bei vorinstallierten Programmen des PC-Herstellers – um wirklich wichtige Software handelt.
Stellt sich heraus, dass die Programme nutzlos sind, lassen sie sich ebenso schnell endgültig deinstallieren wie im gegenteiligen Fall wiederherstellen. Das Versprechen, installierte Programme über eine eigene Deinstallationsroutine gründlicher von der Festplatte zu entfernen, konnte Norton Utilities Ultimate nur bedingt einlösen: Sie hinterließ weder mehr noch weniger Dateireste als die Windows-eigenen Optionen. Allerdings könnte das auch an den von uns gewählten Stichproben liegen.
Backup-Optionen & Rückspul-Funktion
Auch wenn sich Norton Utilities in unserem Test als eher moderat aggressiv beim Löschen von vermeintlich unnützen Programmdaten zeigt, bergen Eingriffe in das System immer ein gewisses Konfliktpotenzial.
Die Entwickler haben gegen derlei Probleme vorgesorgt und bieten mit dem "Rückgängig-Center" eine umfangreiche Backup-Funktion. Aktionen wie das Löschen von fehlerhaften Registry-Schlüsseln und Verknüpfungen oder das Entfernen von Autostart-Einträgen können hier standardmäßig 30 Tage lang mit wenigen Klicks rückgängig gemacht werden. Auch die simulierte Deinstallationen lassen sich hier verwalten. In den Einstellungen des Programms kann die Haltefrist verkürzt oder auch ganz deaktiviert werden.
Das Löschen von Browser-Caches, dem Papierkorb oder anderen typischen temporären Dateien deckt das Rückgängig-Center freilich nicht ab. Für potenziell gefährliche Säuberungsaktionen ist das automatische Backup aber eine gute Sache.
Norton Utilities Ultimate: Jahresabo ohne Testversion
Wie praktisch alle Norton-Produkte gibt es auch die Norton Utilties Ultimate aktuell nur im Abonnement. Große Flexibilität ist nicht gegeben: Mindestens ein Jahr muss man sich binden, zum Testzeitpunkt verlangte das Unternehmen dafür rund 40 Euro, im zweiten Jahr werden 50 Euro fällig. Eine so erworbene Lizenz erlaubt aber immerhin die Installation auf bis zu zehn PCs. Wer sich vor dem Kauf der Norton Utilities einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Software machen möchte, schaut in die Röhre: Einen Testzeitraum gewährt Norton nicht.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr! |
Teils kursieren noch ältere Premium- und Ultimate-Editionen der Norton Utilities im Netz, die auf aktuellen Windows-11-Rechnern kaum funktionsfähig sind. Leider verzichtet der Hersteller auf Jahreszahlen oder eine Versionsnummer im Titel, sodass bei Download oder Kauf Verwechslungsgefahr droht. Wer die Software direkt bei NortonLifeLock abonniert, erhält in jedem Fall die neueste Ausgabe. |
Immerhin gibt es die Option, binnen 60 Tagen nach dem Abschluss des Abos über den Supportchat das Geld zurückzuverlangen. Wir haben Norton Utilities Ultimate für diesen Test selbst gekauft und dabei auch die Geld-zurück-Garantie ausprobiert. Die Schritte dahin sind kompliziert: Der Link führt zunächst in einen allgemeinen Supportbereich, von dort geht es in einem englischen Live-Supportchat weiter. Nachdem wir zunächst auf Englisch mit einem Chatbot gesprochen hatten, wurden wir an einen menschlichen Mitarbeiter weiterverbunden. Dieser versuchte zunächst, uns von den Vorteilen der Utilities zu überzeugen, setzte aber anschließend den Wunsch zur Rückerstattung um. Nach weniger als zehn Minuten war das Geld wieder auf unserem PayPal-Konto.
Der Haken: Eine Möglichkeit, den Vorgang auf Deutsch durchzuführen, haben wir nicht entdeckt. Immerhin ist die eigentliche Kündigung des Jahresabonnements in wenigen Klicks im persönlichen Kontobereich erledigt.
Norton Utilities Ultimate im Test: Fazit
Die Norton Utilities Ultimate* tun prinzipiell das, was sie versprechen: Die Bereinigung von temporären Dateien ist gründlich, die Suche nach gelöschten Dateien und der Dateischredder arbeiten erwartungsgemäß und auch die Autostartkontrolle tut, was sie soll. Besonders überzeugen konnten die simulierte Deinstallation von Programmen sowie die gut durchdachten Wiederherstellungsoptionen.
Als Wermutstropfen entpuppte sich im Test der Norton Utilities vorrangig die Suche nach PC-Problemen, da zumindest auf einem Rechner die fehlerhaften Einstellungen der wichtigen Windows Updates nicht entdeckt wurden. Auch lässt das Tool seine Nutzer häufig alleine: Entscheidungshilfen bei der Auswahl von zu löschenden Dateien oder bei Autostarts sind rar und wenig ausführlich – hier haben wir von einem derart namhaften Veteranen des PC-Aufräumens schlicht und ergreifend mehr erwartet.
Wer Wert auf eine einheitliche Bedienoberfläche legt und das Programm auf mehreren PCs einsetzen will, könnte aus den Norton Utilities trotzdem Nutzen ziehen. In unseren Augen bietet die Suite aber zu wenig, um ein Abo zu rechtfertigen. Denn für viele Funktionen existieren günstigere Alternativen: Tools wie Bleachbit oder der Microsoft CP Manager leisten ähnliches und bieten praktische Extras wie einen Dateischredder. Temporäre Dateien löscht Windows 11 mit Bordmitteln bereits ordentlich.
Zuletzt wird eine Kaufentscheidung auch dadurch erschwert, dass Norton keine Testversion anbietet. Zwar kann man sich den Kaufpreis bei Unzufriedenheit etwas umständlich zurückerstatten lassen, eine kostenlose Trial-Version wäre für interessierte Nutzer aber sicher überzeugender.
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Redaktion & Aktualisierung: heise Download-Team
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