OpenStreetMap: 20 Jahre offene Alternative zu Google, Apple und Co.​
Als OpenStreetMap gegrĂĽndet wurde, kannte es nur eine Handvoll Aktivisten. Mittlerweile ist der Globus fast abgedeckt und OSM nicht nur in Krisen nĂĽtzlich.
Am 9. August 2004 registrierten ein paar Idealisten eine Domain für ihr kleines, unscheinbares Kartenprojekt. Ein paar Jahre nach der Wikipedia erblickte OpenStreetMap (OSM) mit einem ähnlichen Ansatz die Welt. Mit 20 Jahren ist OpenStreetMap.org dem Teenageralter entwachsen und hat sich als offene Alternative zu den Kartendiensten von Google oder Apple etabliert.
In den Jahren nach der Gründung blieb das Projekt weitgehend unbekannt. Der Fokus lag auf dem Vereinigten Königreich, wo eine Community entstand. Von der heutigen globalen Ausdehnung konnten die Pioniere von damals nur träumen. In Deutschland wurde OpenStreetMap erst im Jahr 2006 einigermaßen bekannt. Bei heise online taucht das Projekt zum ersten Mal im August 2007 auf.
Am Anfang tat sich OpenStreetMap schwer. Es sollte ein frei verfĂĽgbarer Kartendienst werden, in Zeiten, in denen handgezeichnete und gedruckte Karten bei Navigation dominierten. Kartendienste im Internet hatten zudem noch nicht die Bedeutung, die sie heute haben.
Die HĂĽrden zur Erstellung von Karten sind nicht gerade niedrig: StraĂźen, Points of Interests, Hausnummern, Stromleitungen und mehr mussten erfasst und kartografiert werden. Man konnte nicht einfach drauflostexten, nachdem man das Editiersystem von OSM verstanden hatte, sondern musste sich mit der Thematik auseinandersetzen.
Mal mehr, wenn es um die Erstellung neuer Inhalte ging, oder mal weniger, wenn es beispielsweise nur eine Fehlerkorrektur sein sollte. In der Anfangszeit liefen auch noch viele Menschen mit GPS-Trackern durch die Gegend, um StraĂźen, Wege und oder andere Bauten aufzuzeichnen.
Datenspenden aus den USA
In den ersten Jahren waren Datenspenden von enormer Bedeutung. Yahoo Maps erlaubte beispielsweise 2006 auf Basis von Satellitendaten, StraĂźen in OpenStreetMap nachzuzeichnen. Eine enorme Hilfe, insbesondere wenn die Community nicht vor Ort existiert, was 2006 noch fast den gesamten Globus betraf.
Ein wichtiger Meilenstein war der Import offener Daten der US-Regierung (Topologically Integrated Geographic Encoding and Referencing, TIGER) im Jahr 2007. Auf einen Schlag hatte die OSM-Community Zugang zu einem riesigen Straßendatensatz. Binnen weniger Monate waren die USA durchkartografiert, wenn auch nicht immer in bester Qualität. 2007 war auch das Jahr, in dem die deutsche Community so richtig loslegte und bald größer war als die Community im Vereinigten Königreich.
Kartografiert wird mittlerweile alles, was irgendwie erkennbar ist, sofern sich jemand in der Community findet, der das übernimmt. In der Standardansicht zeigt OSM zuvorderst Straßen. Fußwege und oberirdische Bahntrassen, die andere Kartendienste gerne als hellgraue, mitunter kaum erkennbare Linien zeichnen, sind aber gut zu sehen. So wurde OpenStreetMap schnell weit mehr als nur eine Straßenkarte. Eigentlich ist der Name etwas irreführend, "OpenEverythingMap" wäre aber auch keine gute Lösung.
Mit zunehmender Datenqualität stieg auch die Nutzung durch andere Projekte. Das passierte durchaus auch auf kommerzieller Ebene. 2009 entschied sich das Dev-Team von X-Plane beispielsweise OSM-Daten für die Version 10 des Flugsimulators einzusetzen, auch Microsofts Flugsimulator nutzt die Daten – mit manchmal bizarren Auswirkungen.
Damit wurde es möglich, auf Sicht über deutsche Städte nur anhand der Straßenpositionen zu fliegen. Zwar waren die Gebäude weiterhin reiner Zufall, doch der Flug über seine Heimatstadt und das Auffinden der Arbeitsstätte oder Straße, in der man wohnte, war plötzlich kein Problem mehr. Vorbei waren die Zeiten zufälliger Straßensysteme.