2020 im Hardware-Rückblick: Von toller Hardware, die nicht verfügbar ist

Schnelldurchlauf: Nvidia verbessert das Preis-Leistungs-Verhältnis der GeForce-Grafikkarten, AMD kontert im High-End und bringt zudem die besten Spieler-CPUs.

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(Bild: c't)

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Inhaltsverzeichnis

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu. In Sachen Hardware gab es dieses Jahr viele spannende Neuvorstellungen, die sich insbesondere im späten Herbst angesammelt haben: Neue Ryzen-Prozessoren von AMD, die Intels Core-i-Modelle vom Gaming-Thron schubsten, Radeon- und GeForce-Grafikkarten, die sich auch an der Leistungsspitze wieder messen, und bequeme Couch-Spieler bekommen die Konsolen Playstation 5 beziehungsweise Xbox Series X/S. Das alles, wenn man denn verfügbare Produkte zu angemessenen Preisen findet.

Los ging es erst einmal recht gemächlich: Zur Unterhaltungselektronik-Messe CES 2020 hat AMD die Mobilprozessoren Ryzen 4000U und Ryzen 4000H angekündigt, die Markteinführung entsprechender Notebooks dauerte jedoch bis zum Sommer an.

Im Sommer stellte AMD auch unerwartet die Desktop-Prozessoren Ryzen 3000XT alias Matisse-Refresh vor. Die höher getakteten CPUs nutzten einen verbesserten Prozess des Chipauftragsfertigers TSMC mit 7-Nanometer-Strukturen, der später auch bei der Zen-3-Generation Ryzen 5000 alias Vermeer zum Einsatz kommt. Letztere stellt den echten Hammer gegen Intel dar: Dank deutlich gestiegener Rechenleistung pro Takt (Instructions per Cycle, IPC) konnte AMD dem Branchenriesen schließlich die Spielekrone abknöpfen, nachdem Ryzen 3000 schon in den meisten Anwendungen schneller ausfiel als die Konkurrenz.

Wer die höchste Bildrate in 3D-Spielen haben will, kauft sich Ende 2020, Anfang 2021 einen Ryzen-5000-Prozessor. Damit nicht genug: AMD bietet nicht nur mehr Leistung pro Kern, sondern derer auch mehr – der 16-Kerner Ryzen 9 5950X ist primär für Anwender gedacht. Intel hat derweil ein fünftes Mal die eigene Skylake-Architektur aufgewärmt. Das Comet-Lake-S-Topmodell Core i9-10900K kommt nun mit zehn CPU-Kernen und etwas mehr Takt als der vorherige Achtkerner Core i9-9900K daher.

AMDs Ryzen 9 5900X ist derzeit der schnellste Prozessor für 3D-Spiele.

(Bild: AMD)

AMDs Fortschritt ist insbesondere dann beeindruckend, wenn man die Forschungsausgaben beider Unternehmen vergleicht: Im Jahr 2019 hatte AMD 1,55 Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben – die Grafiksparte inkludiert. Intels Budget lag im selben Zeitraum bei 29,6 Milliarden US-Dollar.

Selbst wenn man die vielen Unternehmensfelder von Intel berücksichtigt, bleibt ein Vielfaches für die CPU-Sparte übrig. Intel unterhält beispielsweise weiterhin eine eigene Chipfertigung, die mehrere Milliarden US-Dollar pro Jahr verschlingen dürfte. Zum Vergleich lässt sich Chipauftragsfertiger TSMC heranziehen, der 2019 gut 3,2 Milliarden in Forschung und Entwicklung steckte (mehr noch in den Bau neuer Produktionsstätten). Viel Geld dürfte zudem Intels Netzwerksparte rund um Ethernet, Wi-Fi und Bluetooth verschlingen. Netzwerkspezialist Broadcom zum Beispiel hatte 2019 Forschungsausgaben von fast 4,7 Milliarden US-Dollar.

In der Fertigungssparte hapert es derweil weiterhin bei Intel. Auch 2020 reichte der problembehaftete 10-nm-Prozess bloß für kompakte Notebook-Prozessoren in Form von Tiger Lake-U (Core i-1100G) – entsprechende Geräte sind inzwischen verfügbar. Die Server-Ableger Ice Lake-SP hat der Chiphersteller ein weiteres Mal verschoben. AMDs nächste Epyc-Generation mit Codenamen Milan (Zen 3) erscheint zwar ebenfalls erst 2021, allerdings ist der Chiphersteller weniger in Zugzwand als die Konkurrenz. Desktop-Nutzer kommen erst übernächste Generation mit Alder Lake-S in den Genuss von Intels 10-nm-Technik.

Der Siliziumchip von Tiger Lake-U mit vier CPU-Kernen (unten auf den Trägern) fällt recht kompakt aus, was der Ausbeute zugutekommt. Oben sitzt der Chipsatz.

(Bild: Intel)

Ähnlich sieht es am unteren Feld des Produktfelds aus: Die Billigprozessoren Jasper Lake mit Atom-Kernen lassen weiter auf sich warten, während AMD mit den Einsteigermodellen Athlon Silver 3050E, 3020E und 3015E den Markt für Schüler-Notebooks und Billig-Büro-PCs bedient.

Bei Desktop-Grafikkarten lieferten sich AMD und Nvidia 2020 einen knappen Schlagaustausch. Nvidia stellte die aktuelle Generation GeForce RTX 3000 alias Ampere zuerst vor, AMD folgte mit der Serie Radeon RX 6000 (Spitzname: "Big Navi"), die es erstmals seit Jahren mit den schnellsten GeForce-Modellen aufnehmen kann. Folglich hat sich auch das Preis-Leistungs-Verhältnis der RTX-3000-Grafikkarten verglichen mit den Vorgängerinnen deutlich verbessert.

AMDs schnellste Grafikkarte, die Radeon RX 6900 XT im Referenzdesign.

(Bild: c't)

Das alles ist zum Jahresabschluss aber bloß Theorie, denn die besten Produkte bringen nichts, wenn sie nicht oder nur zu stark überzogenen Preisen verfügbar sind. Sowohl die GeForce RTX 3000 als auch die Radeon RX 6000 sind derzeit kaum zu bekommen. Händlerzahlen zeigen auf, dass AMD, Nvidia und Partnerhersteller zum Verkaufsstart nur geringe Stückzahlen liefern konnten.

Übrigens kündigte Intel für das Jahr 2020 auch seinen ersten eigenständigen Xe-Grafikchip DG1 an, der sich wie alle anderen 10-nm-Ableger aber ebenfalls verspätete. Bisher liefert nur Dell ein Notebook mit DG1 als Iris Xe Max aus: das Inspiron 15-7506 2-in-1. Aufgrund der niedrigen Grafikleistung auf dem Niveau von Nvidias GeForce-MX-Einsteigermodellen ist die GPU für PC-Spieler allerdings uninteressant.

Bei AMDs Ryzen-5000-Prozessoren bessert sich die Liefersituation allmählich, allerdings immer noch mit zu hohen Preisen oberhalb der offiziellen Preisempfehlung. Eine Besserung kündigt sich 2021 an, allerdings soll die generelle Situation unter anderem aufgrund von Komponentenmangel angespannt bleiben.

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