25 Jahre "Silent Hill": Horror in einer neuen Dimension​

Seite 3: Grusel like it’s 1999!

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Aus technischer Sicht war "Silent Hill" schon immer ein ganz besonderes Biest. Denn anders als beim großen Grusel-Konkurrenten "Resident Evil" wurde hier konsequent auf Echtzeit-Grafik gesetzt. Es gibt keine vorgerenderten Hintergründe, wodurch zwar weniger Details gezeigt werden, dafür aber zum Teil sehr abenteuerliche Kamerafahrten möglich sind. Aus heutiger Sicht wirkt das alles natürlich grobpixelig, mit Playstation-typischen Wabbeltexturen und einer niedrigen Framerate. Aber der schiere Wille zur Inszenierung scheint unverändert durch: Die Innenräume einzelner Gebäude zeigen einen erstaunlichen Grad an Detailverliebtheit, Regen und Schnee bestehen nicht aus simplen Grafiktapeten, sondern aus einzeln berechneten Partikeln. Und die CGI-Filme sehen für das Jahr 1999 schlicht spektakulär aus. Es wäre heute natürlich ein bisschen viel verlangt, "Silent Hill" hübsch zu nennen – aber damals hat das aus der Playstation wahnsinnig viel rausgeholt.

"SIlent Hill" wird 25 (11 Bilder)

​Anders als die “Resident Evil”-Serie setzt “Silent Hill" komplett auf Echtzeit-Grafik. Das zeigt zwar weniger Details, sorgt aber für größere inszenatorische Freiheit.​
(Bild: heise online)

Kein Wunder also, dass "Silent Hill" zum durchschlagenden Erfolg wurde, der sich mehr als zwei Millionen Mal verkaufte und ein mächtiges Franchise ins Leben rief: Acht Spiele in der Hauptserie, diverse Spin-Offs, zwei Kinofilme, Pachislot-Spielautomaten, Bücher, Soundtracks und noch viel mehr. Ein Remake von "Silent Hill 2" ist aktuell in Arbeit, und am 31. Januar 2024 wurde mit "Silent Hill: The Short Message" ein ganz neues Spin-Off nicht nur angekündigt, sondern direkt auch gleich mal veröffentlicht. Und all das hat mit diesem unscheinbaren Experiment angefangen, an das außerhalb seines Entwicklungsteams keiner so recht glauben wollte.

Spielt man dieses Experiment heute nochmal (oder gar zum ersten Mal), stellt man schnell fest, dass Spiele vor 25 Jahren noch sehr anders designt wurden. Dabei ist noch nicht mal die Rede von der Grafik. Heute wären undurchschaubare Puzzles, das sehr fummelig zu bedienende Inventar, Harrys träge Panzersteuerung oder die problematische Kameraführung ganz klare No-Gos. Von der einschläfernd lahmen englischen Sprachausgabe mal ganz zu schweigen.

Aber gleichzeitig ist es echt beeindruckend, wie wirkungsvoll dieses Spiel selbst heute noch ist: diese so simpel aufgebaute, aber mit ihrem beklemmenden Horror und verstörenden Sounddesign bemerkenswert furchteinflößende Welt. Einige echt harte Szenen, die heute noch genauso wirkmächtig sind wie vor einem Vierteljahrhundert. "Silent Hill" ist kein Spiel, das man genießt oder gar zur Entspannung spielt. Es ist ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung des Gruselspielgenres – weg von den typischen Jumpscares der frühen Jahre, hin zu mehr Subtilität, Psychotricks und echtem Horror.

(dahe)