30 Jahre "The Mask": vom Horror-Comic zum Comedy-Hit​

Seite 3: Mehr Jim als CGI

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Insgesamt enthält "The Mask" etwa 100 VFX-Shots. Mit einem anderen Schauspieler wären es wohl mehr geworden: Viele der geplanten Verrenkungen gelangen Carrey auch ohne digitale Unterstützung. Produzent Bob Engelman bestätigte: "Jim konnte viele Dinge tun, die wir ihm nie zugetraut hätten, was uns die Kosten für Computergrafiken ersparte."

Schnell begriff Carrey, wie er den VFX zuarbeiten konnte. Als sich eine digitale Version der Holzmaske um seinen Kopf wickelt, halten seine Hände leichten Abstand zu seinem Gesicht, damit sie in der fertigen Szene die Holzmaske festhalten. In der Wolf-Szene hält er seine Finger so, dass sie später in die Schnauze des computergenerierten Wolfskopfs passen.

Jim Carrey sah die Figur der Maske als "Fred Astaire auf LSD" und überzeichnete seine Rolle in diese Richtung. In vielen Szenen durfte er frei improvisieren. Ausschnitte aus dem Workprint des Films zeigen eindrucksvoll, wie weit Carrey mit seinem Gummigesicht ging und wo die Computergrafik ansetzt. Schleicht man Bild für Bild durch den fertigen Film, kann man immer mal wieder kurze Blicke auf die Säume zwischen Carrey und CGI erhaschen.

Die Anwendung des von Greg Cannom gestalteten Mask-Makeups dauerte drei Stunden. Dazu gehörte auch ein Gebiss mit übergroßen Zähnen, das der Schauspieler eigentlich nur für Szenen ohne Dialog tragen sollte. Zur Überraschung der Crew konnte Carrey auch mit dem Gebiss im Mund verständlich sprechen. Die dafür notwendige Anstrengung dürfte erklären, warum die Maske im Original ihre Sätze so überdeutlich ausspricht.

Ein wesentlicher Grund für das Gelingen des Films ist die Interaktion von Stanley Ipkiss mit seinem Hund Milo. Auch hier wieder eine glückliche Fügung: Jim Carrey hatte damals auch im Privatleben einen Jack Russell Terrier und verstand deshalb hervorragend, am Set mit dem Filmhund umzugehen. Bei Previews einer Rohfassung kamen die Szenen mit Milo so gut an, dass schnell ein neues Ende gedreht wurde – jetzt mit mehr Hund.

Aufgrund der Entscheidung für eine komödiantische Verfilmung gehen Film und Comic sehr weit auseinander: Einige Schlüsselszenen aus dem Comic überlebten die Umarbeitung im Ansatz, ihre Auflösung wurde aber stark gezähmt. Der Ärger mit der Autowerkstatt, die Begegnung mit den Kleinkriminellen auf der Straße, der hartnäckige Lieutenant Kellaway, die Konfrontation mit einem gigantischen Polizeiaufgebot – all diese Szenen haben ihren Ursprung im Comic.

"The Mask": Comic vs. Film​ (10 Bilder)

Die Comic-Vorlage "The Mask" ist viel blutrĂĽnstiger als der Film.
(Bild: Dark Horse Comics)

Die Umgestaltung der Hauptfigur hatte aber auch zur Folge, dass die Situationen komplett anders aufgelöst werden. Im Comic ist Stanley Ipkiss ein verklemmtes Wutbündel mit sadistischen Rache-Fantasien und einer verkorksten Beziehung. Im Film ist Stanley hingegen ein verschüchterter Romantiker mit einer Obsession für Tex-Avery-Cartoons, der sich vergeblich nach weiblicher Zuneigung sehnt.

So geht die Maske im Comic wesentlich gröber mit der Realität um als im Film. Im Comic wird einem der Mechaniker der Auspuff in den Kopf getrieben, das Gesicht seines Kollegen mit Werkzeugen gespickt. Im Film kommen die beiden mit dem Leben davon. Im Comic metzelt "The Mask" die Hundertschaft der Polizei mit Flammenwerfer und Maschinengewehr nieder, im Film inszenieren die Maske eine gigantische Tanznummer zum Rumba-Klassiker "Cuban Pete". Die Comic-"Mask" ist ein blutrünstiger Psychopath, die Film-"Mask" ist ein zum Leben erweckter Cartoon. Gewalt ja, Konsequenzen nein.

Am 4. Februar 1994 kam "Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv" ("Ace Ventura – Pet Detective") in die US-Kinos und Jim Carrey war mit einem Schlag berühmt. Das Publikum hungerte nach mehr Carrey; der Erfolg von "The Mask" war also fast unausweichlich. Selbst Kritiker, denen Carreys Faxen in Ace Ventura zu viel waren, ließen sich von "The Mask" beeindrucken. Im Dezember 1994 legte Carrey mit "Dumm und Dümmer" noch einen drauf. Für Cameron Diaz war "The Mask" das Sprungbrett zu einer enormen Karriere. Erst wählte sie gezielt ein paar kleinere Filme, darunter "She's the One – Traumfrau mit Haken" und "Kopf über Wasser" (beide 1996), bevor sie mit "Verrückt nach Mary" (1998) zu America's Darling wurde.

Regisseur Chuck Russell wagte als Nächstes einen Ausflug ins Action-Genre und drehte 1996 den Arnold-Schwarzenegger-Thriller "Eraser" und 2002 den "Die-Mumie"-Ableger "The Scorpion King". Nach einer längeren Pause ist er gerade mit "Witchboard" (2024) zum Horror-Genre zurückgekehrt. Animation Supervisor Steve Williams arbeitete als Nächstes an der Abenteuer-Comedy "Jumanji" (1995). Für die Comic-Verfilmung "Spawn" (1997) übernahm er die Regie der Second Unit, um sich dann von ILM zu trennen. Nachdem sein 3D-Animationsfilm "Tierisch wild" (2006) floppte, verließ er das Film-Business und drehte über 200 Werbefilme. Die 2022 erschienene Dokumentation "Jurassic Punk" gibt einen Einblick in Williams' bewegtes Leben.