90 Jahre King Kong: Die Schöne und das Biest

1933 kam "King Kong" ins Kino. Das bekannteste Monster in der Geschichte der Leinwand inspiriert Generationen von Filmschaffenden.

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(Bild: RKO Pictures)

Lesezeit: 19 Min.
Von
  • René Meyer
Inhaltsverzeichnis

Am 2. März 1933 feiert "King Kong" seine Uraufführung. Natürlich in New York, wo ein guter Teil der Handlung spielt. Er ist auf Anhieb ein Erfolg und heute nicht nur ein Klassiker. Kong ist das bekannteste Film-Monster (und übrigens das erste, das für einen Film erfunden wird). Und wer weiß, vielleicht der bekannteste Film-Charakter überhaupt. Es ist nicht nur die enorme Größe. Kong ist ein vielschichtiges Wesen, das Gefühle ausdrückt und mit dem man leidet.

Was an "King Kong" bis heute fasziniert, fasst Lars Dreyer-Winkelmann zusammen (der in der Neuauflage der DVD und Blu-ray einen der Audio-Kommentare spricht): "Die Stop-Motion-Arbeit Willis O'Brians wird zu Recht bis heute gelobt. Dazu kommt der geschickte Aufbau, der die Spannungskurve beständig anzieht und ab dem Mittelteil beinahe pausenlos Action bietet. "King Kong" ist, obwohl bereits 90 Jahre alt, einfach ein unglaublich moderner Film, der seiner Zeit in vielerlei Hinsicht weit voraus war."

Viele, viele Filme-Macher werden durch "King Kong" inspiriert, in die Branche einzusteigen. Wie Ray Harryhausen, der später selbst einer der bekanntesten Trick-Künstler wird, mit Abenteuern wie "Sindbads 7. Reise":

"Ich habe "King Kong" 1933 gesehen. Unschuldig bin ich ins Grauman's Chinese Theatre in Hollywood gewandert, um mir den Film anzusehen, und seitdem bin ich nicht mehr derselbe. Die Vorführung hat mein Leben total verändert. Es hat Monate, Jahre gedauert, bis ich herausgefunden habe, wie 'King Kong' wirklich gemacht wurde. Die ganze Sache reizte mich, es wurde ein Hobby daraus und schließlich mein Beruf."

Screenshots aus "King Kong" (68 Bilder)

(Bild: RKO Pictures)

Freilich ist das Chinese Theatre ein besonderes Kino. Erbauer Sid Grauman ist ein Entertainer, der zwei Millionen Dollar in den Palast steckt, der einer chinesischen Pagode nachempfunden ist. Der Vorführung vorangestellt wird eine einstündige Show mit Akrobaten; im Vorhof (heute bekannt durch Hand- und Fußabdrücke zahlreicher Stars) steht eine animierte Büste von Kong.

Den Weg zu "King Kong" ebnen frühe Abenteuer-Streifen mit Tarzan und Allan Quatermain. Und vor allem ein Monster-Film: "Die verlorene Welt" von 1925. Er basiert auf dem 1912 veröffentlichten Roman des Sherlock-Holmes-Erfinders Arthur Conan Doyle. Und der lehnt sich an den Klassiker "Reise zum Mittelpunkt der Erde" von Jules Verne. Eine Expedition ins Unbekannte, wo man auf Dinosaurier trifft. Nur nicht in der Tiefe, sondern auf einem Plateau in Südamerika.

Ins Leben gerufen werden die Urzeitwesen durch Willis O'Brien. Er baut bis zu 50 Zentimeter große Modelle, Kugel-Skelette aus Metall, mit Gummi-Muskeln und Latex als Haut. Kleine Blasen im Brustbereich imitieren die Atmung. Lebendig werden sie durch Stop Motion: Einzelbild für Einzelbild bewegt man die Modelle immer ein kleines Stück. Interaktion mit den Schauspielern gibt es noch nicht; in den meisten Szenen ist die ganze Kulisse ein Miniatur-Bau.

O'Brien schafft auch die Kong-Figur; doch die Väter des Films sind Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack. Beide lernen sich im Ersten Weltkrieg kennen (wo Schoedsack bereits als Kameramann für die Wochenschau arbeitet). Beide verbindet die Lust am Abenteuer und am Exotischen. Sie drehen zusammen 1925 "Grass", den ersten Dokumentarfilm über den Iran. Und 1927 "Chang", halb Doku, halb Abenteuer über Siam, einen Teil des heutigen Thailands.

Cooper hat durch das Buch "Explorations and Adventures in Equatorial Africa" schon seit seiner Kindheit eine Faszination für Gorillas. Als ihn ihr nächster Film "Vier Federn" nach Afrika führt, reift die Idee, einen Film mit einem Affen zu drehen. Ein weiteres Buch, "The Dragon Lizards of Komodo", führt zu möglichen Gegenspielern: Waranen. Auch der enorme Erfolg von "Ingagi", einer Fake-Doku über Gorillas, die Frauen als Sex-Sklaven halten, dürfte einerseits mit zur Idee geführt und andererseits das Studio überzeugt haben, sich an das Projekt zu wagen, das sich an dem Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" orientiert.

"Vier Federn" (nach einem Roman von 1902, der 2002 mit Heath Ledger verfilmt wird) entsteht beim frisch gegründeten Studio RKO. Das konzentriert sich von Anfang an auf den neuen Tonfilm. Heute zählt man es zu den fünf großen Studios des klassischen Hollywoods – neben Warner, Paramount, MGM und 20th Century Fox.