90 Jahre King Kong: Die Schöne und das Biest

Seite 3: Nach "King Kong"

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Produzent Selznick verlässt RKO mit dem Erscheinen von "King Kong" und geht zu MGM: Seit 1930 ist er mit Irene Mayer verheiratet, der Tochter von Louis B. Mayer, dem zweiten M von MGM. Dort gelingt ihm der (gemessen an den inflationsbereinigten Einspielergebnissen) bis heute mit Abstand erfolgreichste Film aller Zeiten, wieder mit der Musik von Max Steiner, ausgezeichnet mit 10 Oscars: "Vom Winde verweht". (Bei dessen Großbrand die Mauer aus "King Kong" verfeuert wird.) Selznick ist es auch, der den britischen Regisseur Alfred Hitchcock nach Hollywood holt. Der beschenkt ihn ein Jahr später noch einmal mit dem Oscar für den besten Film (der an den Produzenten geht), für "Rebecca"; übrigens Hitchcocks einziger "bester Film".

Bereits ein halbes Jahr nach "King Kong" erscheint ein Nachfolger: "King Kongs Sohn". Mit dem gleichen Team und zum Teil den gleichen Schauspielern. Neu ist die weibliche Hauptrolle. Statt der blonden Fay Wray ist die brünette Helen Mack in ihrem sicherlich bekanntesten Film zu sehen. Die Handlung schließt direkt an: Produzent Denham ist pleite und kehrt zur Insel zurück, wo man auf eine kleinere und friedfertigere Kopie des Affen trifft.

1949 dreht das Gespann Schoedsack und Cooper erneut einen Riesenaffen-Film: "Mighty Joe Young". Hauptrolle spielt die anmutige Terry Moore, damals 20 Jahre jung. In Deutschland erhält der Streifen den aufregenderen Namen "Panik um King Kong". Ähnlichkeiten gibt es freilich: Eine junge Frau lässt sich dazu überreden, ihren ständigen Begleiter aus der Kindheit, einen dressierten Riesen-Gorilla, auf einer Bühnen-Schau auftreten zu lassen. Als er provoziert wird, bricht er aus und zerstört den Nachtclub. Er soll erschossen werden, doch als er bei der Flucht hilft, Kinder aus einem brennenden Waisenhaus zu retten, wird sein Leben verschont.

1998 kommt es zu einem Remake, auf Deutsch "Mein großer Freund Joe", mit Charlize Theron. Terry Moore und Ray Harryhausen haben dort einen Cameo-Auftritt als Party-Gäste.

1976 gibt es das erste echte Remake von "King Kong". Von Regisseur John Guillermin, der davor "Flammendes Inferno" und danach "Tod auf dem Nil" dreht. Untermalt mit der bedrohlichen Musik des James-Bond-Komponisten John Barry und mit dem herrlichen Hawaii als Drehort. Der Einstieg wird variiert. Ziel der Expedition ist die Suche nach Erdöl. Jeff Bridges spielt einen Paläontologen, der sich als blinder Passagier an Bord schleicht. Auf die übermütige Blondine Jessica Lange (in ihrer ersten Rolle) stößt man auf hoher See, bewusstlos im Abendkleid auf einem Schlauchboot; als einzige Überlebende einer explodierten Yacht. Der Rest ist wie gehabt. Nur das Finale muss natürlich auf dem neuen World Trade Center stattfinden.

Für Kong setzt man nicht mehr auf Stop Motion; die Technik endet weitestgehend mit den Siebzigern; mit "Kampf der Titanen" von Ray Harryhausen. Man will an den Erfolg von "Der weiße Hai" anknüpfen; und Carlo Rambaldi baut ein Animatronic, einen 12 Meter großen Roboter-Affen, der mithilfe von 930 Metern Hydraulik-Schläuchen und 1350 Meter Strom-Kabeln zum Leben erweckt wird.

Dafür erhält er einen Spezial-Oscar (genau wie später für "Alien" und "E.T."). Dabei kommt die Konstruktion im Film kaum zur Anwendung, weil sie nicht richtig funktioniert. Meistens zu sehen ist Masken-Bildner Rick Baker im selbst erschaffenen Kostüm. Gelungen ist allerdings das riesige Paar Unterarme, mit Händen, die einen Menschen umschlingen können. Es sind hydraulische Dampfschaufeln, überzogen mit Gummi und Pferdehaaren, ferngesteuert von sechs Technikern. Die Abkehr von Miniatur-Modellen führt auch dazu, dass es neben Kong und einer Riesen-Boa keine weiteren Monster zu sehen gibt.

Das bekannteste Videospiel zu "King Kong" heißt gar nicht so: 1981 veröffentlicht Nintendo das Automaten-Spiel "Donkey Kong". Das Spiel, das neben dem Affen auch Mario als Helden einführt, auch wenn er noch nicht genannt wird (sondern nur Jumpman). Und das für zahlreiche Heimcomputer und Spielkonsolen lizenziert wird.

Der Erfolg ist der Grundstein der internationalen Erfolgsgeschichte des Unternehmens. Es ist zugleich der Beginn unendlich vieler Rechtsstreits. Einerseits gibt es viele Plagiate. Andererseits wird Nintendo selbst von Universal verklagt, das Rechte an "King Kong" verletzt sieht. Vor Gericht scheitert das Studio aber gänzlich. Es kann nicht nachweisen, die Rechte von RKO übernommen zu haben. Es hat "King Kong" nie als Marke eingetragen. "Donkey Kong" verletze ohnehin keine Rechte, weil Spiel und Film nichts miteinander zu tun hätten. Und überdies sei Kong eine Figur der Zeitgeschichte, die nicht schutzfähig sei. Universal geht durch alle Instanzen, ohne Erfolg. Und muss Nintendo sogar eine Entschädigung zahlen.

2005 erfüllt sich Peter Jackson einen Traum und dreht "King Kong" nach. Dank des Erfolgs von "Der Herr der Ringe" kann er stolze 200 Millionen in das Vorhaben stecken. Die Hauptrollen spielen Naomi Watts, Jack Black und Adrien Brody. Diesmal arbeitet man mit Computern; und wie schon in "Der Herr der Ringe" als Gollum schlüpft Andy Serkis in die Rolle des Riesen-Affen, digitalisiert mit Hilfe von Motion Capturing.

Jackson überredet Fay Wray zu einer Gastrolle, was sie beim Remake von 1976 noch ablehnt (genau wie die Anfrage von James Cameron, in "Titanic" die alte Rose zu spielen). Doch sie stirbt kurz vor den Dreharbeiten im Alter von 96 Jahren.

Die Erwartungen sind sehr hoch; aber das bombastische und überlange Werk (das den Affen erst nach 70 Minuten zeigt) ist nur ein moderater Erfolg. Auf der Leinwand spielt er "nur" 550 Millionen Dollar ein, die sich das Studio mit den Kinos teilen muss; nur halb so viel wie jeder Hobbit- und Herr-der-Ringe-Film. Das Einspielergebnis wird 2017 sogar übertroffen von "Kong – Skull Island".

Im Rahmen der Produktion macht sich Jackson den Spaß, die verlorene Spinnengruben-Szene des Originals nachzudrehen, sodass man sie in das Original von 1933 einfügen könnte. Neben Fotos kann er auf Originalfiguren zurückgreifen, die er von der Sammler-Koryphäe Forrest J. Ackerman erwirbt.

90 Jahre "King Kong", und kein Ende in Sicht: Von "Godzilla vs. Kong" (2021) ist derzeit ein Nachfolger in Arbeit.

(dahe)