Abwärme: Riesenpumpe soll Berlin klimafreundlicher machen

Vattenfall und Siemens Energy haben ein System entwickelt, das besonders viel Abwärme nutzbar machen kann. Mitten in der Hauptstadt startet das Pilotprojekt.

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(Bild: Siemens Energy)

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Wenn eine Kältezentrale dafür sorgt, dass Räume kühl bleiben, entsteht dabei Abwärme, die ungenutzt wieder in die Umgebung abgeführt wird. Im großen Stil geschieht das seit über zwanzig Jahren auch im Herzen der Hauptstadt, am Potsdamer Platz: Zahllose Büros, Privatwohnungen, Gewerbe und Kultureinrichtungen werden hier lokal mit Kälte versorgt. An dieser Stelle wollen Vattenfall und Siemens Energy nun ein Projekt starten, bei dem Wärme, Kälte und Strom durch ein gemeinsames System ressourcenschonender erzeugt werden. Im Mittelpunkt des Vorhabens steht eine große Hochtemperaturwärmepumpe, die die Temperatur noch weiter steigern kann.

Mit der Technik werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Abgabe von Wärme in die Umgebung wird reduziert, gleichzeitig wird der Stadt mehr Energie über die Fernheizung bereitgestellt – laut Angaben von Siemens Energy bis zu 55 GWh jährlich. Die Pumpe schafft einen Wärmestrom von bis zu 8 MW thermischer Leistung und stellt Vorlauftemperaturen zwischen 85 Grad Celsius und bis zu ca. 120 Grad Celsius bereit.

Das Großprojekt, das den Titel Projekt Qwark (für: "Quartiers-Wärme-Kraft-Kälte-Kopplung") trägt, ist auch als hauptstädtischer Testlauf zu verstehen. Aus ihm erwartet sich der Förderer, das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, belastbare Erkenntnisse zum Potential solcher Großwärmepumpen. Funktioniert das tatsächlich in der Praxis, wie wirtschaftlich ist das?

Letztlich soll die Technik helfen, nachhaltige Energie in urbane Fernwärmenetze zu bringen und den Weg in eine grüne Wirtschaft zu erleichtern. Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin AG, betont den ganzheitlichen Ansatz einer klimafreundlichen Umstellung: "Wenn wir die Energiewende in den Städten schaffen und verstärkt auf erneuerbare Potenziale umstellen wollen, müssen wir Wärme-, Kälte- und Stromversorgung integriert betrachten. Nur so können wir die verfügbaren Ressourcen bestmöglich einsetzen."

Bis zu 6.500 Tonnen CO2-Emissionen und 120.000 Kubikmeter Kühlwasser sollen durch den Einsatz der Pumpe im Jahr weniger anfallen. "Die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung gilt als zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Ziele im Pariser Klimavertrag", sagt Jochen Eickholt, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy. "Großwärmepumpen können für den mittel- und langfristigen Umbau der Wärmeversorgung eine wichtige Rolle spielen." Der Manager sieht bereits eine "Wärmewende" in Berlin aufziehen. Vattenfall Wärme Berlin AG und Siemens Energy haben den Vertrag zur Demonstration und Erprobung der Technik im Frühjahr unterschrieben.

(bsc)