Teure In-App-Käufe durch Account-Missbrauch im iTunes-Store

Seite 3: Hintergründe

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So komplikationsfrei gewöhnlich die Rückerstattung des Geldes durch Apple verläuft, so verworren bleiben die Hintergründe dieser seit vielen Monaten andauernden Fremdkäufe. Im Sommer 2010 nutzte ein Entwickler entwendete iTunes-Accounts – nach Apples Angabe 400 Stück –, um seine eigenen Apps möglichst häufig zu kaufen und diese dadurch in den wichtigen App-Store-Charts zu platzieren. Der iPhone-Hersteller verbannte den Entwickler daraufhin mitsamt seinen Anwendungen aus dem Store.

Negativbewertungen zu Kingdom Conquest im App Store

Inzwischen finden die illegitimen Einkäufe überwiegend in einer ganzen Reihe unterschiedlicher Apps von verschiedenen Entwicklern statt – fast immer handelt es sich um Spiele, die Punkte, Chips oder eine andere Spielwährung als In-App-Kauf anbieten. Ein Blick in die App-Store-Charts der umsatzstärksten Apps fördert schnell mehrere Anwendungen zutage, bei denen Nutzer sich über fremdgetätigte Käufe beschweren, darunter im Moment "Texas Poker", "iMobsters", "World War" oder Gamelofts "Order & Chaos Online". Die Spiele müssen keineswegs aus obskurer Quelle stammen; eines der konstant betroffenen Exemplare ist zum Beispiel das RPG Kingdom Conquest des renommierten Softwarehauses Sega. Zwar dürften die betrügerischen Einkäufe auch in diesen Fällen die Chartplatzierungen der betroffenen Entwickler kurzzeitig erhöhen, zugleich schadet die Problematik jedoch den Apps und ihren Anbietern allein durch die Flut an Negativ-Kommentaren, die verärgerte Opfer im App Store hinterlassen.

Hinweis auf gestohlende App-Store-Kundendaten im Sega-Forum

Vor einem Jahr wurde deutlich, welches Ausmaß der Klau und Verkauf von iTunes-Zugangsdaten bereits angenommen hat: Eine chinesische Online-Verkaufsplattform bot die Zugangsdaten zu rund 50.000 iTunes-Accounts zu Stückpreisen zwischen 15 Cent und 30 Dollar an – man könne damit "kräftig im App Store oder iTunes Store einkaufen", versprach der Anbieter damals seinen potenziellen Käufern, nur solle man sich eben nicht länger als 24 Stunden damit Zeit lassen.

Gerade der In-App-Kauf digitaler Verbrauchsgegenstände dürfte dem temporären "Besitzer" eines übernommenen Accounts reizvoll erscheinen: Oft gibt es große In-App-Pakete zum Stückpreis von knapp 80 Euro, die sich einem vom geklauten iTunes-Account unabhängigen Spielerkonto gutschreiben und in relativ kurzer Zeit verbrauchen lassen – ob Apple das iTunes-Konto letztendlich sperrt oder das Geld zurückerstattet, ist für den illegitimen Käufer dann längst irrelevant.