Asphaltsorgen
Steigende Temperaturen und mehr Verkehr belasten die Straßen zunehmend. Mit neuen Ideen wie einer Asphalt-Heizung soll dem begegnet werden.
- dpa
Die Hitze flimmert knapp über der Straße, es scheint, als ob der Asphalt auf der Autobahn schwimmt: Diese optische Täuschung war lange vor allem in südlichen Länder zu sehen. Seit einigen Jahren kommt es aber auch in Nordeuropa zu langanhaltender Trockenheit und wochenlanger Hitze, mit gefährlichen Folgen für Straßen. „Bei längeren Hitzeperioden bereiten sogenannte Anschiebungen und Verdrückungen immer häufiger Probleme“, sagt Isabel Pfeiffer vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) in Dresden. Besonders für Motorradfahrer besteht dann erhöhte Sturz- und damit Lebensgefahr.
Problem Schwerlastverkehr
Die große Hitze macht das Material geringfügig weicher und wird an Übergängen wie Brücken gegen das härteres Material herangeschoben. Ein weiterer Grund ist das erhöhte Verkehrsaufkommen, vor allem im Schwerlastverkehr. Der durch die Hitze etwas aufgeweichte Belag wird durch die schweren Lastwagen regelrecht weggedrückt, so entstehen vor allem auf der rechten Fahrbahn tiefe Spurrillen. „Auf stark belasteten Straßen muss die Lastwagenspur teilweise schon nach zehn Jahren erneuert werden“, erläutert Pfeiffer. Der eigentliche Zyklus liegt bei etwa 15 Jahren.
Laut LASuV ist das vor allem auf der A4 bei Dresden ein Problem. Dort rollen täglich mehr als 100.000 Fahrzeuge über die Straße. „Zumindest die Anschiebungen an den Übergängen zu den Brücken können schnell, über Nacht, repariert werden“, erläutert Pfeiffer. Insgesamt seien die Autobahnen in Sachsen trotz Hitze gut durch die letzten Jahre gekommen. Einen sogenannten Blow-Up habe es in Sachsen noch nicht gegeben, betonte sie. Die gefährlichen Risse und Abplatzungen auf den Straßen entstehen, wenn sich bei Hitze einzelne Betonplatten aufwölben oder übereinander schieben.
Gebrauchstemperaturspanne
Die steigenden Temperaturen sind eine große Herausforderung für den Straßenbau, sagt Ulf Zander von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in Bergisch Gladbach. Unter langen Hitzeperioden leide vor allem die oberste Schicht der Fahrbahnbefestigung. „Da diese Schicht eine Haltbarkeit von bis zu 15 Jahren und der Gesamtaufbau eine von über 30 Jahren hat, müssten wir eigentlich heute wissen, wie die Temperaturen in den kommenden 20 Jahren sind und dann auch noch für die verschiedenen Regionen“. Das Problem sei die Gebrauchstemperaturspanne, die beim Asphalt zwischen minus 10 und plus 50 Grad liege. Diese Grenzen werden derzeit immer wieder gerissen.
Lesen Sie auch
"Hart ist schnell"
Helfen könnte eine hellere Oberfläche. „Dabei werden helle Mineralstoffe beigemischt, die den Asphalt weniger schnell aufheizen“, erklärt Zander. Bis zu fünf Grad soll das bringen. Das Verfahren wird derzeit auf der Autobahn 1 bei Bremen getestet. Auf einem 800 Meter langen Teilstück auf der Weserbrücke wurde im Juli ein cremefarbener Asphalt aufgebracht. In unterschiedlichen Höhen wurden zudem zehn Messsonden in die neue Fahrbahndecke eingesetzt. Diese sollen aufzeigen, wie sich die Temperatur in dem Asphalt entwickelt.
Heizung integriert
In der Entwicklungsphase beim BASt ist eine Methode, die noch effizienter, aber teurer ist. „Dabei wird wie mit einer Fußbodenheizung der Asphalt im Winter auf ein bis zwei Grad erwärmt und im Sommer die Wärme aus dem Asphalt geholt und verstromt“, erläutert Zander. Im Herbst soll diese Methode auf dem eigenen Versuchsgelände getestet werden. Es wird aber wohl noch viele Jahre dauern bis eine bezahlbare Lösung auf dem Markt ist.
Hilft der Klimawandel?
Die Straßenbauer profitieren von einem anderen Aspekt des Klimawandels. „Aus Sicht der Straßenmeistereien sind die milden Winter ein Segen“, betont Isabel Pfeiffer vom sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Bisher seien Winter mit langanhaltenden sogenannten Frosttauwechsel zwischen plus drei und minus drei Grad ein weitaus größeres Problem für die Straßen gewesen. Dabei fließt Tauwasser in kleinste Risse im Asphalt und in der Nacht gefriert es wieder und dehnt den Schaden aus. „Die Fahrbahndecke wird porös. Dies ist mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, sorgt aber vor allem im Vogtland und im Erzgebirge jedes Jahr für erhebliche Schäden, deutlich mehr als im Sommer“, erklärt Pfeiffer.
(mfz)