Atomstrom für die Dritte Welt

Seite 3: Atomstrom für die Dritte Welt

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ESBWR-Entwickler Peterson teilt Lewis' Bedenken. Er fordert allerdings auch eine klarere Diskussion darüber, wo die Gefahren tatsächlich liegen: "In der Diskussion um Atomkraft und ihre Verbreitung verwechseln wir gerne zwei Dinge: Die Gefahren, die von Staaten ausgehen, die Nuklearmaterial missbrauchen, und die Gefahr, dass Nuklearmaterial von Terroristen gestohlen werden könnte." Peterson sieht aktuell insgesamt fünf Gefahrenklassen – drei bezogen auf unkooperative Staaten und zwei auf Terrorismus.

Problem Nummer eins sei die Möglichkeit, dass insgeheim Nuklearmaterial aus staatlichen Anlagen verschwinden könnte, obwohl diese laut den Regeln des Atomwaffensperrvertrages operierten. Eine Lösung sieht Peterson hier in verschärften Sicherheitsregeln der internationalen Atomenergiebehörde.

Zweitens sei zu befürchten, dass es zur Produktion von Atommaterial in geheimen, staatlichen Anlagen komme – dies wird aktuell dem Iran vorgeworfen. Hier helfen laut Peterson nur gute Exportkontrollmechanismen, bei denen Produkte, die der militärischen und nichtmilitärischen Nutzung gleichzeitig dienen könnten, sofort Warnlampen angehen lassen. Zudem erlaubten Veränderungen im Atomwaffensperrvertrag der Atomenergiebehörde inzwischen, überall in einem Land Inspektionen durchzuführen und sich Informationen aus breiten Quellen zu bedienen – etwa auch solche ausländischer Geheimdienste.

Drittens bestehe das Risiko, dass ein Land aus dem Atomwaffensperrvertrag austrete, wie dies Nordkorea getan hat, und seine zivilen Fabriken und Atommaterialien dann offen missbrauche. Peterson zufolge lässt sich dies am besten verhindern, in dem die sensibelsten Technologien wie Anreicherungs- und Wiederaufbereitungsanlagen nur eingeschränkt verbreitet werden. Auch könne die internationale Gemeinschaft hohen Druck auf Länder ausüben, die aus dem Atomwaffensperrvertrag ausgetreten sind, was dies wiederum grundlegend unattraktiv mache.

Die Terrorgefahr teilt sich Peterson zufolge vor allem in zwei Bereiche auf. Erstens die Möglichkeit, dass nukleare Explosivstoffe oder zur Verwendung in schmutzigen Bomben geeignetes Material in die Hände von Terroristen gelange – und zweitens die Gefahr der Sabotage von Atomanlagen. Problem eins lässt sich laut Peterson nur durch adäquate Schutzmaßnahmen umgehen – besonders in Lagern mit Plutonium und hoch angereichertem Uran. Alle Teile der Kette müssten hierbei sicher sein: "Es hilft nichts, wenn die Sicherheit in US-Anlagen erhöht wird, während in der früheren Sowjetunion solches Material leichter zugänglich ist." Sabotageakte ließen sich wiederum nur vermeiden, wenn man es so schwer mache, diese durchzuführen, dass die Terroristen aufgäben. "Wir haben des ESBWR beispielsweise so ausgelegt, dass sogar ein Flugzeug in ihn hineinfliegen könnte und er sich dennoch sicher abschalten würde", glaubt Peterson. (wst)