Aufbruch in die dritte Dimension

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3D-Live-Produktionen, wie sie für Sportübertragungen angedacht sind, gelten dabei als ganz besondere Herausforderung. Wenn linke und rechte Kamera einen kleinen Höhenversatz haben, etwa wegen eines schlecht ausgerichteten Zooms, wird das Zuschauen schnell zur Tortur. Linkes und rechtes Auge sehen dann dasselbe Objekt nicht in einer Höhe, das Gehirn kann die Information nicht mehr verarbeiten. Bei einem Film sind solche Fehler in der Nachproduktion leicht zu korrigieren – live ist das schwieriger.

Auch beim Abstand von linker und rechter Kameralinse kann eine Menge schiefgehen. Gefilmt wird nämlich nicht ausschließlich im Augenabstand von rund 6,5 Zentimetern. Vielmehr passen Kameramänner die Distanz an die jeweilige Situation an, was mit dem sogenannten "Stereo Rig" kein Problem ist. Darin stecken zwei Fernsehkameras. Beim Arbeiten mit längeren Brennweiten müssen sie sich voneinander entfernen, wenn das Bild weiterhin räumlich wirken soll. Bei Nahaufnahmen ist es umgekehrt. Zudem muss beim Filmen berücksichtigt werden, ob die Aufnahmen später im Kino oder auf dem Fernseher laufen sollen.

Problematisch sind auch schnelle Schnitte mit einer starken Verschiebung des Schärfentiefepunktes. Bei actiongeladenen 3D-Kurzfilmen für Freizeitparks oder Science Center könne man durchaus mit solchen Effekten spielen, erklärt Hamacher. "Da soll den Leuten das Zeug ruhig um die Ohren fliegen", so der Stereofilmer aus München. Im Spielfilm gehe das jedoch nicht. Dies scheint auch James Cameron in "Avatar" beherzigt zu haben. Tatsächlich fällt auf, wie zurückhaltend der Regisseur 3D-Effekte einsetzt. Der Film ist ungewöhnlich ruhig geschnitten. Und nicht nur bei der inhaltlichen Tiefe habe Cameron gespart, wie Kritiker lästern, auch bei der stereografischen. Dies könnte jedoch gute Gründe haben. Denn eine vor "Avatar" erhobene Umfrage stellte fest: Ungefähr 20 Prozent der Besucher von 3D-Filmen mochten das Erlebnis 3D-Kino nicht. Zuschauer hätten dabei unter anderem über die Brille und ermüdete Augen geklagt.

Solche Schwierigkeiten sind für Hagen Stolle, technischer Leiter beim 3D-Spezialisten SeeReal, kaum überraschend. Von Brillen hält man bei dem Dresdner Unternehmen ohnehin wenig. Vor einigen Jahren hatte es bereits autostereoskopische Bildschirme favorisiert, inzwischen setzt es jedoch auf Holografie. Ein perfektes stereoskopisches Bild auf einem Fernseher sei nicht möglich, lautet Stolles Begründung. Man könne Tiefe nur eingeschränkt darstellen, ansonsten drohten Kopfschmerzen. "Das ist kein technisches Problem, sondern ein physiologisches", erklärt er und verweist auf Studien großer Displayhersteller.

"Bei Stereodarstellungen fokussiert das Auge auf die Ebene des Bildschirms" sagt Stolle. Die im Kopf entstehenden 3D-Objekte lägen je- doch davor oder dahinter. "Das macht dem Zuschauer auf Dauer Probleme." Im Kino könne man das tolerieren, denn da sitze man weit weg von der Leinwand. Zu Hause vor dem Fernseher sei die Situation anders. "In der Regel", erklärt der Experte, "können Sie eine Tiefendarstellung von 20 bis 30 Prozent des Abstands zum Display tolerieren, mehr nicht."

Stolle und seine 20 Kollegen favorisieren daher ihre holografische Methode. Bei einem herkömmlichen Fernseher, egal ob 2D oder 3D, entspricht die Anzeige dem Bildinhalt. Beim holografischen Fernseher sei das anders, sagt er. Dessen Anzeige erzeuge genau das Muster von Lichtwellen, das auch vom realen darzustellenden Objekt ausginge. Auge und Gehirn setzten diese von jedem Pixel ausgehenden Lichtwellen zu einem 3D-Bild zusammen. Wollte man ein echtes Hologramm mit einem Monitor darstellen, müsste dieser nicht nur über eine sehr viel bessere Anzeige als HD-Fernseher verfügen, es wären auch sehr aufwendige Berechnungen nötig.