Australien statt China: Westen will bei Mineralien unabhängiger werden

Australien hat viele Rohstoffe für die elektrifizierte Wirtschaft. Damit wird es zum Partner des Westens – und China hat das Nachsehen.

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Im australischen Outback

Im australischen Outback.

(Bild: acomino FRiMAGES / Shutterstock)

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Von
  • Martin Kölling

De-Risking lautet das geopolitische Modewort derzeit. Unter dem Obermotto "wirtschaftliche Sicherheit" wollen Länder die Produktion von Schlüsselprodukten verstärkt selbst übernehmen und sich bei Rohstoffen unabhängiger von großen Anbietern machen. Bei kritischen Mineralien für Akkus, Solarzellen und andere Produkte der dekarbonisierten Wirtschaft setzt "der Westen" dabei neuerdings auf Australien als Alternative zu China, das bisher die Verarbeitung vieler Rohstoffe dominiert.

Viele Regierungen befürchten, dass China seine großen Weltmarktanteile als wirtschaftliches Druckmittel in politischen Konflikten einsetzen könnte. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) kontrolliert China von den verarbeiteten Rohstoffen bei Seltenen Erden 87 Prozent, bei Kobalt 65 Prozent und bei Lithium 58 Prozent. Der rohstoffreiche US-Verbündete Australien drängt sich daher als vermeintlich verlässlichere Alternative auf.

Schon jetzt ist das Land der größte Produzent von Rohlithium. Bei Kobalt und Seltenen Erden liegt Australien auf dem dritten und vierten Platz. Überdies verfügt das Land über beträchtliche Reserven an anderen Metallen, die für die Energiewende wichtig sind, darunter Aluminium, Nickel und Kupfer. Insgesamt listet die australische Regierung 26 "kritische Rohstoffe" auf, die von Aluminium bis Zirkonium reichen.

Der Unternehmensberater PwC weist in einer Studie darauf hin, dass "die Versorgung mit kritischen Mineralien den Weg der Welt zum Netto-Nullenergieverbrauch entscheiden" werde. Wegen der steigenden Nachfrage seien Versorgungsengpässe unvermeidlich. Die Energiewende bietet damit in den Augen der Berater Australien die einmalige Gelegenheit, die Dig-and-Ship-Wirtschaft hinter sich zu lassen und eine "mehr wertschöpfende Kapazitäten" aufzubauen.

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Gemeint ist damit, dass Australien bisher meist Rohstoffe fördert und unverarbeitet exportiert. China hat sich diese global weitverbreitete Arbeitsteilung zwischen Rohstoffförderung und -weiterverarbeitung zunutze gemacht und gezielt in die Weiterverarbeitung wichtiger Rohstoffe investiert, um wichtige Märkte zu besetzen. Die australische Regierung will dies nun mit Hilfe der USA, ihrer Verbündeten und China-kritischen Ländern ändern.

Vorige Woche hat die Regierung ihre Strategie für kritische Rohstoffe bis zum Jahr 2030 vorgelegt. Über den Northern Australia Infrastructure Fund wurden die bereits zugesagten Subventionen von 2,3 Milliarden australischen Dollar um 500 Millionen australische Dollar (22 Prozent) aufgestockt.

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Darüber hinaus bezuschusst die australische Regierung den Bau von Anlagen für die lokale Weiterverarbeitung von Rohstoffen mit einer Milliarde australischen Dollar. Auch die Produktion von erneuerbaren Energien und von Wasserstoff wird stark gefördert, um das sonnenreiche Land auch zu einem Exporteur von Energie zu machen.

An Kooperationspartnern herrscht dabei kein Mangel. Die USA, Großbritannien, Deutschland, die Europäische Union, Japan, Südkorea und Indien haben in den vergangenen Monaten bereits Abkommen mit Australien geschlossen. Deutschland und Australien haben beispielsweise im April eine Studie vereinbart, die untersucht, wie australische Industrien im Bereich der Gewinnung, Veredelung und des Recyclings kritischer Mineralien entwickelt werden können. "Sie wird auch Deutschland helfen, die Versorgung mit kritischen Mineralien für die Herstellung und das Recycling zu sichern", erklärten die beiden Regierungen.

(jle)