Big-Tech-Bilanzen: Meta im Höhenrausch, Apple im Abwärtstrend

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Meta hat einen bemerkenswerten Turnaround hinter sich und ist wieder in die Phase beschleunigten Umsatzwachstums (accelerated revenue growth), dem heiligen Gral der Wall Street, zurückgekehrt. Die Folge: Immer rasantere Kurssteigerungen der Meta-Aktie, die fast standesgemäß nach Bilanzvorlage um weitere 7 Prozent zulegte und bei 326 Dollar gerade neue Jahreshochs markiert hat. Seit Januar beträgt das spektakuläre Plus in der Spitze beeindruckende 160 Prozent.

Die Wall Street scheint unterdessen nicht nur an der Geschäftsentwicklung des 2022 noch so jäh abgestürzten Social-Media-Lieblings Gefallen gefunden, sondern auch seinen umstrittenen Gründer wiederentdeckt zu haben. Der "Business Insider" beschrieb die Wandlung des 39-Jährigen diese Woche in einer Reportage als Metamorphose zum "McKinsey Zuck" – einem auf die Bedürfnisse der Wall Street getrimmten CEO, der sich vom "Move fast and break things"-Facebook-Gründer der Nullerjahre fundamental unterscheidet. Trotz der verbesserten Geschäftsentwicklung verdient der Social-Media-Pionier noch immer deutlich weniger als zu Spitzenzeiten 2021, als die Auswirkungen von Apples iOS-Update noch nicht durchgeschlagen hatten.

Der wertvollste Konzern der Welt selbst präsentierte Anlegern ein gemischtes Zahlenwerk. So hatte Apple als einziger GAFAM-Konzern im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang zu verkraften – die Erlöse gingen allerdings lediglich um ein Prozent auf 81,79 Milliarden Dollar zurück. Der Nettogewinn legte dagegen um rund zwei Prozent auf 19,88 Milliarden Dollar zu.

Treiber der Geschäftsentwicklung war in diesem Quartal die Servicesparte, die einen Erlöszuwachs von 8 Prozent verbuchte und rückläufige iPhone-Absätze damit größtenteils kompensierte. Weil Finanzchef Luca Maestri andeutete, dass Apple auch im laufenden Quartal rückläufige Umsätze ausweisen und damit gleich viermal in Folge schrumpfende Erlöse vermelden könnte – ein Novum in 22 Jahren –, schickten Anlegern die Apple-Aktie nachbörslich um rund 2 Prozent nach unten.

Steil nach oben schossen dagegen die Anteilsscheine von Amazon. Die Umsätze des weltgrößten Online-Einzelhändlers legten im abgelaufenen zweiten Quartal um 11 Prozent auf bereits 134,4 Milliarden Dollar zu und konnten damit die Erwartungen der Analysten, die noch bei 131,5 Milliarden Dollar gelegen hatten, fast spielerisch übertreffen. Vor allem jedoch die Gewinnentwicklung beeindruckte die Börse: Der 29 Jahre alte Internetpionier, der lange Zeit Profite für Zukunftsinvestitionen geopfert hatte, verdiente in den drei Monaten von Anfang April bis Ende Juni unerwartet viel – nämlich 7,7 Milliarden Dollar operativ (ein Plus von 133 Prozent) bzw. 6,7 Milliarden Dollar netto.

Auch die Stabilisierung des Cloud-Geschäfts (AWS), dessen Umsätze immer noch um 12 Prozent zulegten, überzeugte Investoren. Anleger honorierten das starke Zahlenwerk des Internet-Dinos im nachbörslichen Handel mit einem Plus der Aktie von 8 Prozent. Seit Jahresbeginn liegen die Anteilsscheine von Amazon damit bereits um 60 Prozent vorne, während es auch Microsoft, Alphabet und Apple auf Kurszuwächse von 35 bis 50 Prozent bringen. Die Big-Tech-Giganten stehen nach furiosen sieben Monaten an der Wall Street damit jedoch vor einem durchaus kniffligen zweiten Halbjahr: Sie müssen viel Vorschussvertrauen rechtfertigen und haben exorbitante Kursgewinne zu verteidigen.

(emw)