Big-Tech-Bilanzen: Meta im Höhenrausch, Apple im Abwärtstrend

Die Big-Tech-Konzerne haben bei Vorlage der jüngsten Quartalszahlen größtenteils geglänzt. Vor allem Facebook-Mutter Meta feiert ein furioses Comeback.

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(Bild: Vintage Tone/Shutterstock.com)

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Von
  • Nils Jacobsen
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Es gibt dieses alte Börsensprichwort: Die Märkte laufen weiter als man denkt – und zwar in beide Richtungen: Das Mantra der Kapitalmärkte hat sich auch in diesem Börsenjahr bewahrheitet. Seit Januar befinden sich die Aktien der wertvollsten Technologiekonzerne in einer beschleunigten Aufholjagd, die die Kursverluste des Vorjahres zum Teil vollständig ausradiert hat.

Warum, dokumentiert die jüngste Berichtssaison, in der die Tech-Giganten die Erwartungen der Wall Street erneut größtenteils übertroffen haben. Den Auftakt machte in der vergangenen Woche der zweitwertvollste Konzern: Microsoft konnte dabei die Analystenschätzungen überbieten und deutliches Wachstum vermelden. So legten die Umsätze im zweiten Kalenderquartal um 8 Prozent auf 56,2 Milliarden Dollar zu, während der Nettogewinn sogar um 20 Prozent auf 20,1 Milliarden Dollar anzog. Dass die Microsoft-Aktie in der Folge schwächer tendierte, lang am etwas verhalteneren Ausblick als von der Wall Street erhofft.

Deutlich nach oben ging es dagegen für Alphabet: Die Google-Mutter konnte im Juni-Quartal eine Erlössteigerung von 7 Prozent auf 74,6 Milliarden Dollar ausweisen und damit die Konsensschätzungen um mehr als 1,5 Milliarden Dollar schlagen. Die Nettogewinne legten unterdessen um knapp 15 Prozent auf 18,37 Milliarden Dollar zu.

Analysten gefiel besonders gut, dass der Internetpionier in praktisch allen Unternehmenssparten die Erwartungen übertraf: So legten die Anzeigenerlöse bei YouTube von 7,34 auf 7,66 Milliarden Dollar zu und lagen damit ebenfalls deutlich über den Prognosen. Auch die Cloudsparte, die bei der Diversifikation vom Kerngeschäft Online-Werbung als ein Hoffnungsträger gilt, konnte mit einem Umsatzzuwachs von 28 Prozent unterdessen das dynamischste Wachstum verbuchen. Die Folge: Die Alphabet-Aktie schoss nach Bekanntgabe der neusten Unternehmenszahlen um mehr als 6 Prozent nach oben und markierte bei Kursen von 133 Dollar in den letzten Handelstagen ein neues 52-Wochenhoch.

Regelrecht auf der Überholspur befindet sich Big Techs einstiges Sorgenkind – Meta. Die Facebook-Mutter hatte im vergangenen Jahr noch zwei Drittel ihres Börsenwerts verloren, weil die neuen Privatsphäreregeln auf Apples Betriebssystem iOS seit Ende 2021 personalisierte Werbung erschweren und Investoren gleichzeitig über die ausufernden Kosten für das Metaverse entgeistert reagierten. Die Folge: Metas Geschäftsentwicklung minderte sich zusehends, Umsätze und Gewinne gaben erstmals in der Unternehmensgeschichte des Social Media-Konzerns nach.

Dann zog Mark Zuckerberg die Zügel an, erklärte 2023 zum "Jahr der Effizienz" und nahm Massenkündigungen fast im Monatsrhythmus vor. Mehr als 21.000 Jobs gingen bei Meta seit vergangenem Herbst bislang verloren – weitaus mehr als bei jedem anderen Big-Tech-Konzern. Die bittere Medizin zeigt nach und nach Wirkung: Meta wächst wieder nach jeder Lesart. Wurde im Vorquartal noch die marginale Rückkehr zu anziehenden Erlösen gefeiert, ist das Wachstum in Menlo Park plötzlich wieder zweistellig.

Die Umsätze legten im Geschäftszeitraum zwischen Anfang April und Ende Juni um 11 Prozent auf genau 32 Milliarden Dollar zu, während endlich auch wieder das Konzernergebnis anzog – die Nettogewinne legten um 16 Prozent auf 7,78 Milliarden Dollar zu. Beide Metriken lagen über den Erwartungen der Wall Street – vor allem jedoch der Ausblick auf die laufende Geschäftsentwicklung begeisterte Anleger. So rechnet Konzernchef Mark Zuckerberg im September-Quartal nunmehr mit Erlösen zwischen 32 und 34,5 Milliarden Dollar, während die Wall Street lediglich Umsätze von 31,2 Milliarden Dollar prognostiziert hatte.