Buchscanner zum Zusammenklappen

Seite 2: Neuland

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Während es im Internet viele Bauvorschläge nach dem Prinzip "Kamera oben – Buch unten" gibt, habe ich mit dem umgekehrten Prinzip meines Wissens Neuland betreten. Es enthält daher noch viel Entwicklungspotenzial. Die Beschreibung des Gerätes ist keine Schritt-für-Schritt-Bauanleitung. Vielmehr ist es eine Funktionsbeschreibung und ein Baubericht zugleich, über aufgetretene Probleme und meine Lösungen. Letztere sollen hier nur inspirieren – es gibt immer alternative Wege. Hilfreich bei der Entwicklung war mir mein altes Steckbord, auf dem ich Schaltungen ausprobieren konnte, bevor ich zum Lötkolben griff. Das hat mir viel Zeit und Material erspart.

Für die indirekte Beleuchtung der Buchseiten sorgen ausrangierte Deckenleuchten.

Wenn man auf vorhandene Bauteile zurückgreift, so muss man sich an den technischen Eigenschaften dieser Teile orientieren – was die Sache zusätzlich erschwert. In meinem Fall bedeutete das, dass ich Bauteile verwendet habe, die mit unterschiedlichen Spannungen arbeiten: Die Beleuchtung lief mit 12 Volt Wechselspannung, die TTL-Elektronik erwartete 5 Volt Gleichspannung, die eingesetzten Relais waren hingegen für 12 Volt, die Hubmagnete für 24 V Gleichstrom vorgesehen.

Beim Aufbau und späteren Verlöten musste ich deshalb penibel auf die richtige Verdrahtung achten. Trotz aller Vorsicht hat das eine oder andere Bauteil durch einen stechenden Geruch oder durch eine Rauchwolke auf sich aufmerksam gemacht, bevor es seinen Geist aufgab. Ich gestehe ein, ich bin nicht der große Lötmeister. Auch sehe ich inzwischen nicht mehr so gut wie in jungen Jahren. Deshalb habe ich die gesamte Elektronik für den Buchscanner in einzelne Module aufgeteilt. So konnte ich die Module getrennt voneinander fertigstellen und testen. Hatte ich mal gravierende Fehler gemacht, musste ich nicht die gesamte Schaltung ersetzen.

Und wichtig war, dass ich die Schaltung immer wieder überprüfte. Auf den Fotos der einzelnen Module sind viele Lötstifte zu sehen, die bei dem fertigen Gerät überflüssig sind, mir während des Baus der Schaltung aber als Kontrollpunkte sehr nützlich waren.

Ein Motor gibt dem Kamerapendel Anschwung, um es auf die gegenüberliegende Seite zu schwingen.

Jedes der im folgenden erklärten Module hat eine spezielle Aufgabe. Programmiert wird der Scanner durch die Verkabelung der einzelnen Module. Das einzige Modul, das von Anfang an unverändert geblieben ist, ist der Holzrahmen aus 30 mm starken, gehobelten Vierkanthölzern aus dem Baumarkt. Die Hölzer werden mit einer Gehrungssäge exakt zugeschnitten und mit Stuhlwinkeln miteinander verschraubt. Die Gelenke sind einfache Bandscharniere aus dem Baumarkt. Die eingelassenen Dreiecke geben dem gesamten Gerüst Form und Halt. Sie sind für eine höhere Stabilität aus festem Sperrholz gefertigt. Die Grundseitenlänge der Dreiecke beträgt 8 Zentimeter. Das Maß definiert die Breite des Scanners im zusammengefalteten Zustand.

Die äußeren Abmessungen des Gestells richten sich nach den zu scannenden Vorlagen. Ich habe mich am Zeitschriftenformat orientiert. Als Objektträger habe ich mir zwei fertig zugeschnittene rahmenlose Bildträger (30 x 40 Zentimeter) aus dem Baumarkt besorgt. Glasscheiben von ausgedienten Flachbettscannern könnten auch eine gute Wahl sein, aber es wäre Zufall, zwei gleichgroße Scannerscheiben zu finden. Den Zuschnitt der Gläser traute ich mir jedoch nicht zu.

Die Rahmenteile sehen wie ein H (Höhe 75, Breite 44) mit einer unteren Querlatte aus. Legt man die Glasscheibe auf den offenen (oberen) Teil des Hs, so sollte sie um etwa zwei Zentimeter überlappen. Diesen überlappenden Teil habe ich als Falz mittels eines Stechbeitels ausgearbeitet, die Scheiben in den Falz gelegt, mit passend zugeschnittenen Holzleisten abgedeckt und die Leisten mit den Vierkanthölzern verleimt. Dadurch ergibt sich ein Schlitz, in den ich die Scheiben hinein- und herausschieben kann. Die Scheiben sollten stramm sitzen, sich aber dennoch leicht auswechseln lassen.

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Der Scanvorgang

1. Takt: Der Scanner ist aufgeklappt, die Stromversorgung eingeschaltet und die Buchvorlage mittig auf die Glasscheiben gelegt. Das Pendel ist in der Ausgangsverriegelung eingerastet.

2. Takt: Der Startknopf wird gedrückt. Das Startmodul schließt den Stromkreis für die Lauflichtrelais. Der 1. Haltemagnet wird angesteuert und gibt das Pendel frei. Der Motorvorlauf wird gestartet.

3. Takt: Das Pendel mitsamt Festmagnet schwingt über den Rahmenschalter S (1) (Reedkontakt). Der Motorvorlauf wird gestoppt, die Beleuchtung (über L(1) – siehe Schaltplan) angeschaltet, das Lauflicht gestartet (dadurch wird die Kamera ausgelöst). Ein Foto der ersten Buchseite ist im Kasten.

4. Takt: Impuls des letzten Lauflichtrelais schaltet die Beleuchtung aus, der 2. Haltemagnet wird angesteuert und gibt das Pendel frei. Der Motorrücklauf wird gestartet.

5. Takt: Das Pendel mitsamt Festmagnet schwingt über den Rahmenschalter S (2) (Reedkontakt). Der Motorrücklauf wird gestoppt, die Beleuchtung (über L(2) – siehe Schaltplan) angeschaltet, das Lauflicht gestartet (dadurch wird die Kamera ausgelöst). Ein Foto der zweiten Buchseite ist im Kasten.

6. Takt: Impuls des letzten Lauflichtrelais schaltet die Beleuchtung aus, der 1. Haltemagnet wird angesteuert (funktionslos). Die Buchvorlage wird manuell weitergeblättert. Wenn ich den Startknopf erneut drücke, beginnt der gesamte Ablauf von vorne.