Buchscanner zum Zusammenklappen

Seite 6: Stromversorgungen

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Die Halogenscheinwerfer waren ursprünglich als Strahler für eine abgehängte Decke gedacht. Das dazugehörige 12-V-Netzteil ist dementsprechend flach. Von der übrigen Schaltung ist der Wechselstromkreis durch entsprechend dimensionierte Lastrelais getrennt.

Die Kamera ist mir heilig. Um sie zu schützen, habe ich ihr einen eigenen Stromkreis geschenkt. Die USB-Spannungsversorgung erfolgt durch einen 9-Volt-Blockakku, dessen Spannung ich auf 5 V heruntergeregelt habe. Dieser Stromkreis wird mittels zweier Relais gesteuert (erster und zweiter Kanal des Lauflichtes). Um die Selbstentladung des Akkus zu reduzieren, ist in die Plus-Leitung zwischen Spannungsregler und Batteriepol ein Schalter montiert.

Ein erstes Netzteil aus einem analogen Satellitenreceiver stellte alle weiteren erforderlichen Spannungswerte bereit. Ich hatte jedoch den Leistungsbedarf des Pendelmotors und der Hubmagneten einfach unterschätzt! Deshalb rauchte das Netzteil beim ersten ernsthaften Test des Scanners ab – es lieferte nur eine Gesamtleistung von 35 Watt. Einem zweiten Netzteil aus einem Nadeldrucker (55 Watt) erging es nicht anders. Jetzt ist ein Netzteil aus einem Star NL 24 (135 Watt maximale Leistung nach Herstellerangabe) eingebaut – und alles funktioniert prima. Das Netzteil hat zwei Ausgänge (24 V und 5 V). Da für den Betrieb der Anlage auch 12 V benötigt wird, habe ich mittels eines Festspannungsreglers (12 V, 2 A) einen weiteren Ausgang geschaffen.

Ideal wäre es, wenn der Buchscanner präzise Seite für Seite der Vorlage ablichtet und sonst nichts. In der Praxis wird neben der Buchseite auch noch dessen Umgebung mit abgebildet. Ferner können die Seiten etwas aus dem Lot geraten sein, manchmal sind sie auch trapezförmig. Lassen sich manche Fehler durch eine präzise Justierung der Kamera vermeiden oder zumindest minimieren, so sind andere systembedingt. So ist etwa der Fischaugeneffekt der kurzen Distanz zwischen Vorlage und Kamera geschuldet. Viele Ungenauigkeiten der Aufnahme lassen sich nachträglich mit einer entsprechenden Software in Grenzen ausbügeln. Die Open-Source-Software ScanTailor ist ein Spezialist für diese Aufgabe. So lassen sich erwünschte Teile des Dokumentes von unerwünschten separieren, die Seiten ausrichten und Zeilen begradigen. Die Verarbeitung vieler Seiten kann man automatisieren, um einen Stapel von Vorlagen in einem Rutsch zu korrigieren.

Zusammengeklappt passt der Buchscanner in eine Ecke des Zimmers.

Die von mir vorgeschlagene Geräteversion lässt sich in vielen Bereichen optimieren. So ist bei der Geräuschentwicklung noch einiges zu tun – die Hubmagnete sind sehr laut. Der Optik wegen ließe sich die Elektronik zwischen die Rahmenholme einbauen, statt sie oben drauf zu montieren. Auch in der Elektronik gibt es viele Alternativen. Legt man sich bei der Wahl der Bauteile keine Fesseln an, ließe sich die gesamte Elektronik durch einen modernen Einplatinencomputer ersetzen. Vielleicht ließe sich die Pendelmechanik insgesamt durch eine rein optische Lösung ersetzen. Ein zufälliger Sitznachbar auf einem Flug von Hannover nach Barcelona, mit dem ich über mein Buchscannerprojekt ins Gespräch kam, meinte, eine mechanische Lösung sei auf Dauer doch recht störanfällig. Er schlug vor, die Kamera fest zu montieren und ihr Prismen zu verpassen, die quasi "um die Ecke schauen können". Es müsste dann nur noch das Prisma von der einen auf die andere Buchseite gedreht werden.

Für mich persönlich stellte das Buchscannerprojekt eine Herausforderung ohne gleichen dar. Es zeigte mir auf, bis zu welchem Punkt jemand, der nicht mehr als die einfachsten elektrotechnischen Grundprinzipien beherrscht, es bringen kann, wenn er den Ehrgeiz hat, ein sich gestelltes Ziel unbedingt zu verwirklichen. Die weite Welt des Netzes stellt eine Fülle von Informationen bereit. Auch intensive persönliche Diskussionen mit Freunden und Experten sind von unschätzbarem Wert gewesen. Gedankt sei auch den vielen Freunden und Bekannten, die mir ihre Altgeräte zum Ausschlachten überließen.

  • Dieser Baubericht über den Buchscanner zum Zusammenklappen erschien zuerst in Ausgabe 3/13 ab Seite 64 der c't Hacks, des Vorgängermagazins der Make. Inzwischen hat Burkhard Fleischer seinen Buchscanner komplett überarbeitet – online gibt es auch eine Beschreibung des aktuellen Systems.

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