Buchscanner zum Zusammenklappen

Ein halbautomatischer Buchscanner zum Digitalisieren von Büchern und Zeitschriften war das Ziel. Folgen Sie dem Autor auf seinem Weg von der ersten Idee, über Rückschläge und Misserfolge bis zur Fertigstellung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 24 Min.
Von
  • Burkhard Fleischer
Inhaltsverzeichnis

Ich gestehe es: In meinem Pensionsalter neige ich hier und da zu nostalgischen Anwandlungen. Aber nicht nach dem Muster "Früher war alles besser!", sondern ich frage mich, welche Kindheitslektüre für mich prägend war. So las ich vor einiger Zeit wieder mit Begeisterung das Indianerbuch von Fritz Steuben "Schneller Fuß und Pfeilmädchen", mein erstes Buch, das ich im 2. oder 3. Schuljahr verschlungen hatte. Angeregt durch dieses Buch sah ich vor meinem inneren Auge, wie ich damals wie ein Indianer durch die umliegenden Wälder meines Dorfes streifte, wie ich versuchte, Vogelstimmen zu erkennen, sie nachzumachen. Der nahe Dorfbach wurde zum reißenden Ohio.

Jäh fiel ich aus diesen Träumen, als ich auf die Dissertation von Barbara Haible "Indianer im Dienst der NS-Ideologie" stieß. Explizit werden in dieser Arbeit die Jugendbücher von Fritz Steuben erwähnt. Bin ich bis heute einem Rattenfänger auf den Leim gegangen? Flugs besorgte ich mir die Arbeit über den auswärtigen Leihverkehr der örtlichen Bibliothek. Schnell war die Leihfrist abgelaufen, meine vergleichende Untersuchung zwischen den Jugendbüchern und der Dissertation noch lange nicht abgeschlossen. Das Werk über einen Kopierer zu jagen erschien mir zu mühsam und hätte der Buchbindung auch nicht gut getan. Da stieß ich im Internet auf ein Selbstbau-Buchscannerprojekt von Uwe Ross auf seiner Buchkammer-Seite. Inhaltlich interessant, aber für mich unbrauchbar, weil zu sperrig. Ich grübelte einige Zeit, bis ich auf die Idee des platzsparenden Klappscanners kam, dessen Bau ich hier vorstelle.

Als ich vor 18 Monaten mit dem Bau des Buchscanners begann, hatte ich nicht gedacht, dass es so lange dauern würde. Die Entwicklung war für mich eine intensive Lernzeit. Als Geisteswissenschaftler kenne ich mich kaum in der Elektrotechnik aus. Meine diesbezüglichen Kenntnisse stammen noch aus der Commodore-Zeit aus den 80er Jahren und den Hinweisen aus der "Heimcomputer-Bastelkiste" von Gerhard A. Karl aus dem Jahr 1986. An diese Wissensgrundlagen knüpfte ich an und erweiterte sie beim Bau ständig.

Mein Konzept des Scanners entsprang einer einfachen Grundidee: Auf zwei rechtwinklig angeordneten Glasplatten wird ein Buch aufgeschlagen gelegt. Eine auf einem Pendel montierte Kamera fotografiert die einzelnen Seiten abwechselnd. Die einzelnen Schritte sollten weitgehend automatisch ablaufen: Das Pendel wird in die Ausgangsposition mit maximalem Ausschlag gebracht, per Knopfdruck wird es ausgelöst, ein Motor beschleunigt es, bis es die gegenüberliegende Maximalposition erreicht hat. In dieser Position wird die Beleuchtung eingeschaltet, ein Foto geschossen, die Beleuchtung ausgeschaltet und der Motorrücklauf gestartet. Hat die Kamera ihre Ausgangsposition wieder erreicht, wird die Beleuchtung wieder eingeschaltet, ein Foto der zweiten Seite geschossen und die Beleuchtung wieder gelöscht.

Der Buchscanner zum Zusammenklappen in aufgeklappten Zustand.

Nachdem die Buchseite per Hand umgeblättert worden ist, startet der gesamte Aufnahmevorgang wieder von vorne. Für die Technik hatte ich mir vorgenommen: Das Gerät sollte ohne einen PC auskommen und sich selbst steuern. Da ich keine Programmiersprache und auch keine Mikrocontroller beherrsche, sollte das Gerät durch Steckverbindungen "programmiert" werden. Schließlich sollten nach Möglichkeit alte Bauteile benutzt werden (Upcycling).

Technisch einfacher zu bauen ist ein Buchscanner, bei dem das Buch aufgeschlagen in einem "Trog" liegt und die Seiten von zwei Kameras abwechselnd von oben abfotografiert werden. Doch ich wollte mit nur einer Kamera auskommen. Entscheidend für meine Lösung mit dem hängenden Pendel war die Platzfrage. Ein Buchscanner ist recht raumgreifend, ich wollte aber nur gelegentlich scannen. Dann sollte er mir nicht vor den Füßen herumstehen, sondern hinter einem Schrank oder einer Tür verschwinden; er musste also zusammenklappbar sein.