Chancen für Quereinsteiger – wie IT-Neulinge und erste Projekte zusammenfinden

In Zeiten des Fachkräftemangels setzen viele Unternehmen vermehrt auf Quereinsteiger. Um diese fürs erste Projekt fit zu machen, gibt es einiges zu beachten.

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(Bild: stockfour/Shutterstock.com)

Lesezeit: 17 Min.
Von
  • Andreas Monschau
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Der Autor Andreas Monschau ist seit über 10 Jahren als Senior IT-Consultant mit den Schwerpunkten Softwarearchitektur- und Entwicklung sowie Teamleitung bei Haeger Consulting in Bonn tätig und aktuell als Solution Designer im Kundenprojekt unterwegs. Neben seiner Projekttätigkeit leitet er das umfangreiche Traineeprogramm des Unternehmens.[/i]

Im politischen Kontext kommt das Schlagwort vom Fachkräftemangel häufig zum Einsatz – verneint von den einen, bekräftigt von den anderen. Statistiken belegen, dass allein im Jahr 2022 insgesamt 137.000 offene IT-Stellen in Deutschland unbesetzt geblieben sind.

Abgesehen davon, dass sich Recruiter schwertun, passende Bewerber zu finden, könnten unattraktive Gehälter ausgeschriebener Stellen ein Grund für nicht besetzbare Stellen sein. Neben den offenen IT-Stellen gibt es ein weiteres großes Problem: Unternehmen und Behörden im IT-Umfeld wollen ihre Projekte in der Regel mit fachlich kompetenten Menschen besetzen, an denen es allerdings an allen Ecken mangelt – das betrifft nicht nur die Softwareentwicklung, sondern auch DevOps, Softwaretests (hier insbesondere die Testautomatisierung), Security, Datenschutz oder agile Practioneers.

Im Idealfall besteht ein stetiger Zugriff auf fähige Menschen im Mid- und Seniorlevel, doch leider gibt der Personal-Markt die passenden Personalien oftmals nicht her. Eine vielversprechende Alternative könnten daher Quereinsteigerinnen und -einsteiger sein – Menschen, die nur darauf warten, sich in der IT-Branche beweisen zu können. Häufig wird ihnen jedoch die Chance verwehrt, da die Meinung vorherrscht, dass sie "eigentlich nichts von dem können, was im Projekt wirklich gebraucht wird".

Wie können sie dennoch eine Chance erhalten? Was muss sich ändern, um Menschen zu finden, in denen das Potenzial für mehr schlummert? Welche Unterstützung müssen sie erhalten, um zu Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeitern zu werden, die echten Mehrwert schaffen?

Der vorliegende Erfahrungsbericht zeigt auf, welche Maßnahmen wir als IT-Consulting-Unternehmen ergriffen haben, um ein erfolgreiches Trainee-Programm (nicht nur) für Quereinsteigende über einen Zeitraum von fast zehn Jahren aufzubauen. Der Artikel stellt einige Lösungsstrategien vor und beleuchtet den Umgang mit Rückschlägen.

Die Gründe für den Quereinstieg in den IT-Bereich können mannigfaltig sein. Manche Kandidatinnen und Kandidaten interessieren sich in ihrer Freizeit für Computer, andere wiederum lockt ein besseres Gehalt. Es war faszinierend zu sehen, wie individuell und vielfältig die Beweggründe der Bewerberinnen und Bewerber waren, am Trainingsprogramm teilzunehmen. Das Spektrum war groß: angefangen bei Studienabsolventen unterschiedlichster Fachrichtungen bis hin zu Studienabbrechern oder ausgebildeten Fachinformatikern.

Geeignete Quereinsteiger benötigen spezifische Eigenschaften: Neugier und Biss, sich in neue Themen einzuarbeiten, sind wichtig. Eine schnelle Auffassungsgabe und hohe Lernbereitschaft sind vorausgesetzt. Zwingend erforderlich ist auch eine gute Reflexionsfähigkeit und Belehrbarkeit – das sind Punkte, auf die wir großen Wert legen und an denen im Laufe der Jahre eine geringe Anzahl an Trainees gescheitert sind.

Gewisse technische Grundkenntnisse und Erfahrungen sind von Vorteil, viel wichtiger ist allerdings, wie eine Kandidatin oder ein Kandidat mit (neuen) Herausforderungen zurechtkommt. Nach einem ersten Kennenlernen, in dem die grundsätzlichen Eckdaten besprochen werden, bekommen die Kandidaten eine kleine zu bearbeitende Aufgabe mit einem Zeitaufwand von 20 bis 60 Stunden, je nach bereits vorhandenem Wissensstand. Wenn beispielsweise das Interesse am Java-Traineeprogramm besteht, geht es um eine praxisnahe Implementierungsaufgabe mit vorgegebenen Randbedingungen. Je nach Vorkenntnissen ist diese Aufgabe dann für den Kandidaten mehr oder weniger anspruchsvoll. Sie umfasst immer den Einsatz von Technologien, die sie nicht ausreichend beherrschen, denn das selbständige Einarbeiten ist Teil der Aufgabe.