Chancen für Quereinsteiger – wie IT-Neulinge und erste Projekte zusammenfinden

Seite 2: An Herausforderung wachsen oder aufgeben?

Inhaltsverzeichnis

Wer sich mit dieser Art des Lernens und Arbeitens schwertut, würde auch nachher als Trainee nicht glücklich werden. Damit ergibt sich eine erste Selektion. Es kommt gelegentlich vor, dass sich Kandidaten nach der Aufgabenstellung zurückziehen und nichts mehr von sich hören lassen – ein solches Verhalten lässt sich meist als Absage werten. Andere wiederum stellen sich der Herausforderung, wachsen daran und lösen die Aufgabe – das sind in der Regel genau die Leute, die wir suchen. Wir ermutigen Kandidaten dazu, einen Zeitplan zu erstellen und uns vorab zuzusenden – dadurch ist es möglich, einen Einblick in die Gedankengänge zu erhalten.

Ist die Aufgabe aus Sicht der Kandidaten erfolgreich abgeschlossen, führt ein Trainer aus unserem Trainee-Programm ein umfangreiches Code-Review durch. Da es sich bei der Aufgabe um einen übersichtlichen Geschäftsfall handelt, ähneln sich die Lösungen immer wieder (ähnliche Google-Suchen führen zu vergleichbaren Tutorials oder Stack Overflow-Beiträgen), es ist aber ebenso bemerkenswert zu sehen, wie kreativ Menschen bei der Bewältigung von Problemen sein können – insbesondere, wenn sie so gut wie keinen IT-Background haben und sich ohne Vorkenntnisse der Aufgabe nähern.

In der Regel führt der Review zu einem weiteren, vorrangig technischen Interview. In diesem Fall ist es wichtig, nicht einfach nur Fachwissen abzufragen (das in der Regel meist ohnehin nicht existiert), sondern zu prüfen, ob die Kandidaten verstehen, was sie abgeliefert haben.

Dabei sollten sie die folgenden Fragen beantworten können:

  • Haben die Kandidaten den Code selbständig implementiert? Natürlich ist es legitim, sich Hilfe zu holen, um zumindest einen Anfang zu finden. Wenn die komplette Lösung aber von Dritten oder Chat-GPT zugeliefert wird, so fällt das spätestens bei der nächsten Frage auf.
  • Können sie den eigenen Code verstehen und in eigenen Worten erklären?
  • Sind sie in der Lage, spontan Änderungen am Code durchzuführen?

Aus den Antworten auf diese Fragen ergeben sich bereits viele Erkenntnisse:

  • Sind die Kandidaten lernfähig?
  • Welche Herangehensweise haben sie gewählt?
  • Können sie die Sachverhalte, die für sie unter Umständen völlig neu sind, erklären?
  • Kommen sie mit Stresssituationen zurecht?
  • Wie belehrbar sind sie und wie gehen sie mit direktem Feedback um?

Für uns als Unternehmen ist die Fähigkeit wichtig, mit direktem Feedback umzugehen – wir reden offen und ehrlich miteinander und wollen daraus lernen.

Wenn die Fragen zufriedenstellend beantwortet wurden, und sich alle Beteiligten sicher sind, gemeinsam den nächsten Schritt gehen zu wollen, steht einem Start in das Trainee-Programm nichts mehr im Weg.

Der beschriebene Prozess orientiert sich am Umgang mit Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern im Bereich Softwareentwicklung. Für andere Spezialisierungen, wie DevOps oder auch Testing, lassen sich ähnliche Aufgaben erstellen und nach dem genannten Muster bewerten.

Über die Zeit hat es sich als richtig erwiesen, die neuen Trainees genau dort abzuholen, wo sie stehen, und ihnen eine Liste an Themen zu geben, in die sie sich anhand einer praktischen Aufgabe intensiv einarbeiten. Wichtig ist hierbei, dass es sich um echte Geschäftsprozesse handelt, und nicht um abstrakte akademische Aufgaben. Das hat sich für die individuelle Motivation als vorteilhaft erwiesen und bildet den späteren Projektalltag genauer ab.

Fachlich wird eine solche Aufgabe einen Trainee während seines ganzen Trainee.Lebens auf die eine oder andere Weise begleiten. Zum Thema Begleitung: Die Trainees sind nicht auf sich selbst gestellt – ein Trainerteam unterstützt, fördert und fordert sie. Dazu später mehr.

Das große Ziel des Programms ist es, Menschen so weit zu befähigen, dass sie guten Gewissens in einem Kundenprojekt zum Einsatz kommen und Werte schaffen--

  • für den Kunden (der darauf vertraut, dass der Quereinsteiger gut vorbereitet wurde)
  • für den Arbeitgeber (der in Form des Traineeprogramms in sie investiert hat)
  • und für sich selbst.

Am Ende können sich die Teilnehmenden gewiss sein, in kurzer Zeit anspruchsvolle Inhalte gelernt zu haben und diese auch anwenden zu können.

Die Länge des Traineeprogramms ist zeitlich begrenzt – im Schnitt gehen wir von sechs bis sieben Monaten intensiven Trainings aus, bis jemand beispielsweise als Junior DevOps-Engineer erfolgversprechend in ein Kundenprojekt eintreten kann. Der Fokus liegt in dieser Zeit auf den wesentlichen Werkzeugen, die für das spätere Projektleben notwendig sind. Gleichzeitig ist es wichtig, im Umgang mit bestimmten Tools tiefgreifende Kenntnisse zu erlangen, beispielsweise mit Terraform oder Ansible. Das Trainee-Programm bringt einen fordernden Balanceakt mit sich, der sich mit entsprechender Vorbereitung und Organisation meistern lässt. Es bewährt sich, beispielsweise im Umfeld Softwareentwicklung, auf einen standardisierten, marktrelevanten Technologie-Stack zu setzen. Es gilt, die Technologien abzudecken, die die potenziellen Kunden in ihren Projektausschreibungen fordern. Innerhalb dieses Rahmens ist es dann möglich, an vielen Stellen den Blick über den Tellerrand zu werfen.

Aus vertrieblicher Sicht sollten Trainees beziehungsweise Alumni (erfolgreiche Absolventen) möglichst breit aufgestellt sein, was die Kenntnisse bezüglich verwendeter Werkzeuge betrifft. Allerdings lohnt es sich, genauer hinzuschauen, da sich sonst der Umfang des Programms schnell aufgebläht.

Um herauszufinden, welche Skills Kunden fordern, ist eine stetige Analyse des Markts notwendig. Der Vertrieb behält die Bedürfnisse des Kunden im Blick, daher ist ein stetiger Austausch zwischen vertrieblichen Kollegen und dem Trainerteam zwingend notwendig.