Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte: Rosige Aussichten für Jahrzehnte

Für IT-Fachkräfte sind die Aussichten überaus gut. Der Arbeitsmarkt bietet auf lange Sicht günstige Bedingungen. Teil 5 unserer Serie über den IT-Arbeitsmarkt.

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(Bild: VideoFlow / Shutterstock.com)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Peter Ilg
Inhaltsverzeichnis

Der IT-Fachkräftemangel wird in Deutschland weiter zunehmen. Es ist zudem ein globales Problem, dass es zu wenig IT-Experten gibt. Was auf der anderen Seite bedeutet, für IT-Fachkräfte stehen äußerst rosige Zeiten ins Haus.

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IT-Unternehmen beginnen, die Arbeitsform der Zukunft zu regulieren und kalibrieren. Die beruflichen Perspektiven werden für IT-Fachkräfte noch deutlich besser, als sie es heute schon sind. IT-Personal ist bereits auf dem besten Weg in sorgenfreie Jahrzehnte. Nicht die Arbeitgeber legen die Bedingungen fest, sondern die Beschäftigten mit IT-Qualifikationen können das Geschehen um sie am Arbeitsmarkt bestimmen.

Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte
Meeting in einer Firma

(Bild: Gorodenkoff / Shutterstock.com)

In einer fünfteiligen Serie beschäftigen wir uns mit der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte und der Zukunft für IT-Jobs. Demografie und Digitalisierung sind die Garanten dafür, dass IT-Fachkräften über Jahrzehnte hinweg zu den begehrtesten Arbeitskräften gehören. Aus rosigen werden goldene Zeiten.

Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte ist schon rosig, ab Mitte der 2020er Jahre wird er golden sein. Der Grund dafür: Der demografische Wandel schlägt gnadenlos zu.

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Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, also Personen zwischen 20 und 65 Jahren, bereits im Jahr 2030 um 3,9 Millionen auf einen Bestand von 45,9 Millionen sinken. 30 Jahre später sind dann schon 10,2 Millionen weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter. Die Folge des demografischen Wandels ist, dass die Bevölkerung in Deutschland im Durchschnitt älter wird. Weil es mehr alte als junge Menschen gibt, kommt es zum Rückgang in der Beschäftigung.

Wie sich dieser auswirkt, hat das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung KOFA in der Auswertung von offenen Stellen herausgefunden: Die Fachkräftelücke in IT-Berufen ist ab dem Jahr 2016 stark gestiegen. Ihren Höchstwert erreichte sie 2019 mit fast 26.000. Derzeit gibt es für jede dritte offene IT-Stelle kein passendes Personal. Die Situation in Engpassberufen spitzt sich weiter zu.

Davon profitieren Arbeitnehmer. "Beschäftigte mit IT-Qualifikationen können das Geschehen um sie am Arbeitsmarkt bestimmen", sagt Regina Flake, Senior Economist am Institut der Wirtschaft IW und Teamleiterin im Projekt KOFA. Weil es mehr Stellenangebote gibt als Bewerber suchen sich diese den für sie am besten passenden Arbeitgeber aus. Neben der Aufgabe erwarten sie, dass auch die Rahmenbedingen stimmen. Dazu gehören Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, Weiterbildung und ein angemessenes Gehalt. "Wenn einer dieser Punkte nicht zutrifft, kann das schon ein KO-Kriterium für diesen Arbeitgeber sein", sagt Flake. Heutzutage muss das Gesamtpaket stimmen, Abstiche werden nur noch in Ausnahmefällen gemacht.

Die IT-Fachkräfte sind sich ihrer Dominanz durchaus bewusst, weil der Mangel schon einige Jahre besteht und regelmäßig in den Medien darüber berichtet wird. "Für Ältere ist es ein Lernprozess, wie sie mit ihrer starken Position am Markt auftreten können, Junge kennen es gar nicht anders", sagt Flake.

Auch die Unternehmen wissen, dass sie sich den veränderten Verhältnissen anpassen müssen. Viele haben auch schon reagiert, andere arbeiten noch daran, ein attraktiver Arbeitgeber zu werden.

Der Fachkräftemangel wirkt wie ein Katalysator auf Trends. So hat er Work-Life-Balance-Angebote und Homeoffice-Möglichkeiten beschleunigt. "Aktuell wird aufgrund der alternden Bevölkerung die Pflege von Eltern und anderen Angehörigen ein noch größeres Thema für die arbeitenden Bevölkerung werden", sagt Flake. Arbeitgeber können Anfragen ihrer Angestellten dann nicht einfach ablehnen, sie müssen intelligente Lösungen finden, wie sie diese Ansprüche im Arbeitsalltag organisieren können. Ansonsten besteht die Gefahr, Mitarbeiter zu verlieren.

"Weiterhin werden auch IT-Fachkräfte künftig verstärkt die Möglichkeiten für persönliche Weiterentwicklung einfordern, etwa in Form von Sabbaticals", sagt Flake. Der Fachkräftemangel sorgt dafür, dass die Beschäftigten von Befehlsempfängern zu Bestimmern werden. Sprüche von früher wie 'Meine Mitarbeiter sind mein größtes Kapital' werden zu Wahrheiten.

Flake wertet die Situation für beide Seiten als positiv: "Die Beschäftigten können Beruf und Privatleben viel besser in Einklang bringen und die Unternehmen haben dadurch loyale Mitarbeiter." An den Lösungen arbeiten im Idealfall beide gemeinsam. Das verbindet.

So golden wie zurzeit waren die Arbeitsmarktchancen für IT-Fachkräfte nicht immer. So hat sich die Arbeitslosigkeit bei IT-Fachleuten vom Herbst 2000 bis Mitte 2003 mit etwa 60.000 Personen verdreifacht, berichtete das IAB seinerzeit. Der Grund für diesen Stellenabbau lag am Ende des damaligen IT-Booms, ausgelöst durch das Platzen der dot.com-Blase.

Heute ist der Arbeitsmarkt zunehmend unabhängiger von der Konjunktur; der wichtigste Grund dafür ist die Knappheit an Arbeitskräften. "Wenn es wirtschaftlich nicht so gut läuft, kündigen die Unternehmen nicht wie früher, sondern sie halten ihr Personal. Das ist einfacher, als später neues zu finden", sagt Enzo Weber, Forschungsbereichsleiter Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen im IAB.

Unter Informatikern gab es noch nie eine Massenarbeitslosigkeit. selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wie Anfang der 2000er Jahre, ging es IT-Fachkräften gut. Denn trotz Entlassungen fand zwischen 2000 und 2002 eine Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in IT-Berufen statt. Deren Anzahl stieg um fast 60.000 auf 474.000. Im Jahr 2018 sind es mit rund 800.000 schon fast doppelt so viele gewesen. Diese Zahlen stammen von der Bundesagentur für Arbeit. Aktuellere gibt es offiziell nicht. Geschätzt dürften es heute um die eine Million angestellte IT-Fachkräfte sein.

Durch den starken Digitalisierungstrend nimmt die Beschäftigung von IT-Fachkräften deutlich zu. "Sie wächst mit am stärksten unter allen Berufen und das wird in den nächsten Jahren aufgrund des langanhaltenden Trends zur Digitalisierung so bleiben", sagt Weber. Deshalb gehen die Einkommen von IT-Fachkräften in die Höhe und sie werden weiter deutlich steigen. Sie laufen aber anderen Berufsgruppen nicht davon, weil die Einkommen insgesamt anwachsen.

Die Nachfrage nach IT-Fachkräften nimmt zu, aber auch das Angebot, weil die Anzahl der Auszubildenden und der Studenten in IT wächst. "Dadurch gelingt es, Beschäftigung in den IT-Berufen aufzubauen", sagt Weber. Stellen zu besetzen dauert lang und klappt auch manchmal nicht. Mitunter braucht es mehr Glück als Geduld.

Für Weber ist die Situation keine Katastrophe, weil es gelingt, auf die steigende Nachfrage zu reagieren. Er befürchtet auch kein Überangebot an IT-Fachkräften, wenn deren Berufschancen wider Erwarten einbrechen sollte. "Selbst dann sind gerade IT-Fachkräfte aufgrund ihrer logischen Orientierung in Ausbildung und Studium flexibel genug, um sich beruflich umzuorientieren", sagt der Ökonom vom IAB. Er ist davon überzeugt, dass es keinen Schweinezyklus bei IT-Fachkräften geben wird, wie etwa bei der Ärzte- oder Lehrerschwemme vor Jahrzehnten.

Damals wurden junge Leute in solche Ausbildungen gedrängt, weil es einen Mangel an Ärzten und Lehrern gab. Nach einigen Jahren waren es zu viele, deshalb kam es zu einem Überangebot an Fachkräften in diesen Berufen. Das kann heute nicht passieren, weil viel mehr Ältere aus dem Berufsleben ausscheiden als nachkommen.

Demografie und Digitalisierung sind die Garanten dafür, dass IT-Fachkräfte in den kommenden Jahrzehnten zu den begehrtesten Fachkräften am Arbeitsmarkt gehören. Garantiert.

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(jk)