Autonome Laster auf der Baustelle

Der Fahrzeughersteller Komatsu hat einen schweren Muldenkipper entwickelt, der ganz ohne Führerhaus auskommt.

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Fahrzeuge ohne Fahrer gibt's nicht nur im öffentlichen Straßenverkehr, die computergesteuerten Gefährte erobern zunehmend auch andere Segmente des Transportwesens. So sind beim autonomen Fahren beispielsweise Baufahrzeuge im Vorteil: Chaotische Verkehrsituationen entfallen auf Großbaustellen zumeist.

Der japanische Konzern Komatsu, bekannt für seine großen Bagger, Bulldozer oder Kipper, die auch auf Baustellen in Deutschland häufiger anzutreffen sind, arbeitet schon seit einigen Jahren an selbstfahrenden Maschinen für große Jungs und Mädels – und hat mit dem Innovative Autonomous Haulage Vehicle, kurz IAHV, nun eine erste Variante fertiggestellt, die zeigt, wo das Konzept hinsoll.

Autonome Fahrzeuge brauchen keinen Führerstand.

(Bild: Komatsu)

Dabei handelt es sich um einen sogenannten Muldenkipper, also einen ganz großen Schwerlasttransporter, der beispielsweise bei besagten Großbaustellen oder im Tagebau eingesetzt wird.

Das fast 420 Tonnen wiegende Gefährt mit insgesamt 2700 Pferdestärken kommt – schließlich gibt es keinen menschlichen Führer mehr – gänzlich ohne Fahrerkabine aus und ist damit von vorne herein für den autonomen Betrieb vorgesehen. Unterschiede zwischen vorne und hinten gibt es nicht, so dass eigentlich nie gedreht werden muss – ein Traum für Baustellenverkehrsmanager. Und das beschleunigt die Arbeit mit dem Fahrzeug zusätzlich, sagt Komatsu.

Von vorne sieht das Innovative Autonomous Haulage Vehicle fast wie ein normaler Laster.

(Bild: Komatsu)

Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 64 Kilometern pro Stunde, das Fahrzeug ist 15 Meter lang und achteinhalb Meter hoch. Der Wendekreis liegt bei moderaten knapp 16 Metern.Das IAHV kann und soll im Pendelverkehr eingesetzt werden – an einer Stelle wird der Muldenkipper beladen, an einer anderen kippt er wieder ab. Navigiert wird über Satellitentechnik (GPS), während diverse eingebaute Sensoren in der Karosserie Zusammenstöße mit Menschen und anderen Maschinen verhindern sollen.

In Australien und Chile ist das System von Komatsu schon teilweise live zu sehen, wenn auch nur mit dem Vorgänger des IAHV, dem Autonomous Haulage System, kurz AHS. Mehrere Minen nutzen die Technik, um den Grubenaushub ohne Menschenhand von A nach B zu bringen. Eine Fahrerkabine gibt's beim AHS noch, so dass der Mensch gegebenenfalls eingreifen kann. Dass sollte wohl auch den Bau- und Minenfirmen die Entscheidung für das Gefährt erleichtern, weil es nicht nur autonom fahren muss. Das AHS ist bereits seit 2008 im Einsatz und soll zusammengerechnet über eine Milliarde Tonnen Abraum wie Nutzgestein transportiert haben.

Einmal Abkippen, bitte.

(Bild: Komatsu)

Das IAHV soll laut Komatsu möglicherweise bereits schon in den kommenden Monaten in den Verkauf gelangen. Der Vierradantrieb macht den autonomen Riesentruck besonders wendig. Er kann auch bei Regen und Schnee unterwegs sein – und der ganz große Baustellendreck ist natürlich sein tägliches Brot.

Die Gewichtsverteilung ist dank der weggelassenen Fahrerkabine zudem besonders ausgeglichen und ermöglicht ein sehr stabiles Fahrverhalten. Die Räder lassen sich vorne wie hinten lenken, was zusätzlichen Navigationsspielraum gibt – etwa, wenns auf dem Bau mal etwas enger wird. (bsc)