Die Geschichte der Internet-Suche: Gab es ein Leben vor Google?

Web-Suchmaschinen gab es schon vor 1995. Davor nannten sich die Orientierungshilfen Gopher, WAIS oder Archie, und mancher Katalog wurde per Hand gepflegt.

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Lesezeit: 15 Min.
Von
  • Detlef Borchers
Inhaltsverzeichnis

Wer wissen will, wann der "Spiegel" das erste Mal über die Klimakatastrophe berichtete, hat es einfach. Er geht auf die Website, sucht ein bisschen herum und wird schnell fündig. In der Nummer 52 des Jahres 1949 wird die Theorie des CO2-Ausstoßes von Svante Arrhenius vorgestellt, wonach der Treibhauseffekt – das Wort gab es damals noch nicht – die Welt unbewohnbar machen könnte. Wer den Namen des schwedischen Nobelpreisträgers nicht kennt, ruft die Wikipedia auf und informiert sich. Und wer es noch gründlicher haben will, hangelt sich über die Fußnote zum Originalartikel von Arrhenius über die Erderwärmung, der als PDF-Datei verfügbar ist.

Die kleine Recherche hätte man vor 2008 nicht durchführen können, denn das komplette Archiv aller Spiegel-Artikel gibt es erst seit diesem Jahr als Online-Version. Davor hätte man auf den CD-ROMs stöbern müssen, die der Verlag seit 1993 als "platzsparendes Archiv" im Angebot hat, oder gar das Archiv selbst mit einer kostenpflichtigen Recherche beauftragen müssen.

Internet-Geschichte: Die Flegeljahre des Internet

Das Beispiel soll zeigen, wie zeitbezogen jede Suche ist. Als das Internet Anfang der 90er-Jahre durch einen Beschluss der National Science Foundation zur Kommerzialisierung freigegeben wurde, war der Bedarf an Suchsystemen groß. Jeder war in dieser Zeit ein "Content User" und ein "Content Provider". Es ist kein Zufall, dass das erfolgreichste Internet-Buch jener Zeit, Ed Krols "The Whole Internet" sich neben der Erklärung von E-Mail und Telnet hauptsächlich mit Suchsystemen wie Archie, WAIS und Gopher beschäftigte.