Die Neuerungen von Linux 2.6.24

Seite 3: Stromspartechniken und Virtualisierungstechniken verbessert

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Mit 2.6.24 integrierten die Entwickler auch die Unterstützung für High Resolution Timer auf den x86-64-, PPC- und MIPS-Architekturen – für x86-32-Systeme war diese mit Linux 2.6.21 hinzugestoßen. Zusammen mit Hardware, die HPET (High Precision Event Timers) oder andere genaue Zeitgebertechniken beherrscht, kann der Kernel dadurch viel genauer als bisher zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt eingreifen, um eine bestimmte, vorher festgelegte Aufgabe zu erledigen. Das ist unter anderem für Echtzeit-Anwendungen wichtig, bietet aber auch für andere zeitkritische Software Vorteile – etwa bei der Audio-Bearbeitung.

Genau wie die High Resolution Timer für 32-Bit-Systeme in 2.6.21 bringen die Varianten für die anderen Architekturen Huckepack die Dynamic Ticks (Tickless Idle) mit. Der Kernel kann durch diese Erweiterungen auf modernen Systemen den Timer-Interrupt auf den Zeitpunkt der nächsten absehbaren Aufgabe programmieren. So kann der Prozessor bei einem ansonsten untätigen System in Ruhe bis zum nächsten Einsatz ausspannen und bis zur nächsten Aufgabe oder dem Auftreten eines IRQs in den Stromsparmodus wechseln. Das soll die Leistungsaufnahme reduzieren und so die Batterielaufzeit bei Notebooks verlängern, denn bisher musste die CPU zur Abarbeitung des stetig tickenden Timer-IRQs je nach Kernel-Konfiguration hundert bis tausend Mal pro Sekunde unnütz aufwachen. Damit sich die Leistungsaufnahme aber auch tatsächlich reduziert, dürfen auch die Anwendungen den Prozessor nicht unnötig aufwecken – das ist nur bei sehr neuen Distributionen der Fall, die daraufhin optimiert wurden. Das Programm Powertop hilft bei der Suche nach Anwendungen, die den Prozessor unnötig im Schlaf stören.

Auch viele x86-Notebooks mit einer 32-Bit-Distribution dürften mit Linux 2.6.24 einen längere Akkulaufzeit aufweisen, denn dank Cpuidle nutzt der neue Kernel die Stromsparmechanismen moderner x86-Prozessoren effizienter. Gerade auf neueren (Centrino-)Notebooks sollte sich die Unterstützung von Stromspartechniken im HD-Audio-Soundtreiber auswirken, die bei einigen Notebooks die Leistungsaufnahme um ein halbes Watt senken soll. Auch das neu integrierte SATA-Link-Power-Management im ahci-Treiber dürfte vornehmlich bei neueren Geräten Vorteile zeigen – laut den Entwicklern liegt das Sparpotenzial bei bis zu einem Watt pro SATA-Anschluss. Mit aggressiven ATA-Stromspareinstellungen geht allerdings ein Geschwindigkeitsverlust einher.

Für Container-/Control-Groups-Virtualisierungslösungen wie OpenVZ oder Linux-VServer gab es verschiedene Neuerungen mit 2.6.24; etwa die Abstraktion des /proc/net-Verzeichnisses, separate Namespaces für Prozesse einer Control Group, Unterstützung im Prozess-Scheduler, der virtuelle Netzwerktreiber veth und Support für schreibgeschützte Bind-Mounts. [Update] Dabei handelt es sich aber nur um erste Teile der nötigen Infrastruktur für "r/o bind mounts" – weitere sollen später folgen. [/Update].

Die im Kernel enthaltene Virtualisierungslösung KVM emuliert nun selbst die verschiedenen Arten (PIC, Local APIC, I/O APIC) der in modernen Systemen zu findenden Interrupt-Controller. Das soll Performance und Kompatibilität verbessern, was auch für Emulation der die HTL-Instruktion gilt. Auch x64-Windows soll dank einer Änderung nun unter KVM laufen.

Über die neu aufgenommenen Virtio-Schnittelle sollen Gast- und Host-Systeme in Zukunft zügig Daten austauschen. Die Entwickler hoffen, das verschieden Virtualisierungstechniken in Zukunft ihre Storage- oder Netzwerk-Controller Virtio-kompatibel emulieren – ein etwa mit Lguest installiertes Gastsystem sollte so dank der generischer Virtio-Treiber beispielsweise auch unter KVM booten.