Die Neuerungen von Linux 2.6.24

Seite 5: Neue und überarbeitete Treiber, Ausblick auf 2.6.25

Inhaltsverzeichnis

Wie üblich bringt die neue Kernel-Version zahlreiche neue und überarbeitete Treiber mit und enthält Anpassungen der sie umgebenden Subsysteme. So wurde das USB-Subsystem etwa um Mechanismen zur Geräte-Authentifizierung erweitert – dabei handelt es sich um erste Teile zur Linux-Unterstützung von Wireless USB, wo ähnlich wie bei Bluetooth Authentifizierungs-Mechanismen von Nöten sind, um groben oder lustigen Unfug sowie Angriffe zu verhindern.

Das Libata-Subsystem beherrscht mit 2.6.24 über ACPI kontrolliertes Hotplug – das sollte bei mehr Notebooks als zuvor im laufenden Betrieb den Austausch des integrierten DVD-Laufwerks gegen einen Zusatz-Akku ermöglichen. Die ATA-Treiber ahci und sata_sil für AHCI- und Silicon-Image-Controller sprechen dank Port-Multiplier-Unterstützung ab 2.6.24 nun auch externe SATA-Gehäuse an, die über ein Kabel angebunden werden und mehrere Festplatten enthalten. Entfernt wurde ein Erkennungsmechanismus für Datenfehler beim Einsatz von NCQ (Native Command Queuing) – der Code arbeitete nicht korrekt und sorgte für allerlei Fehlalarme beim Zusammenspiel mit Festplatten.

Die ACPI-Unterstützung in libata ist nun standardmäßig eingeschaltet (Zitat aus dem Commit: "Let's see what explodes"), was nun auch bei neueren Notebooks den Einsatz der System-Schlafzustände ermöglichen sollte, wenn ein Festplatten-Passwort gesetzt ist. Die Kernel-Entwickler lassen den sata-mv-Treiber bei einigen Highpoint RocketRAID-Controller eine Warnung (1, 2) aufgeben, da dieser Controller in bestimmten Modi im vorderen, normalerweise ungenutzten Bereich der Festplatte schreibt und dadurch eine Grub-Installation stört; zudem sollen die Controller wohl auch am Ende der Festplatte in gewissen Fällen Daten überschreiben.

Das Audio-Subsystem entspricht jetzt in ungefähr dem Stand der Alsa-Version 1.0.15; die Unterstützung für die verschiedenen HDA-HDA-Codecs lässt sich in der Konfiguration nun separat auswählen. Zudem gab es wie jedes mal für verschiedene PCs, Mainboards und Notebooks eine ganze Reihe neuer Geräte-spezifischer Sonderbehandlungen. Den alten OSS-Audio-Treiber es1371 entfernten die Entwickler derweil, da ein gleichwertiger Alsa-Treiber bereitsteht.

Neue Treiber gab es wie üblich zahlreich; für Fujitsu-Notebook enthält der Kernel etwa nun den Treiber fujitsu-laptop, der unter anderem die Hintergrundbeleuchtung reguliert. Erstmals enthalten ist auch ixgbe für 10-Gigabit-Ethernet-Chips von Intel oder und sata_fsl für Freescale-SATA-Controller. Auch e1000e, eine stark überarbeitete Variante des e1000-Treibers für Intel-Netzwerkhardware, gehört mit 2.6.24 nun zum Kernel; der neue Treiber kommt vorerst nur für die in neueren Intel-Southbriges enthaltene Netzwerk-Logik sowie einige ausgewählte Netzwerk-Chips zum Einsatz.

Erstmals in 2.6.24 enthalten ist auch ein generisches Framework (1, 2, 3) für Secure Digital Input Output (SDIO) – kleine Geräte wie GPS-Empfänger, Modems, Netzwerkadapter oder Digitalkameras verbinden sich über dies Interface und den auch für SD-Cards geeigneten Slots mit dem System. Unter anderem setzt ein Treiber für UART/GPS Geräte sowie einer für MMC-over-SPI bereits auf das neue Framework auf.

Neu sind auch die V4L/DVB-Treiber ivtvfb (IVTV-Framebuffer) oder TCM825x. Zudem wurden verschiedene V4L/DVB-Treiber überarbeitet; etwa um Dual-DVB-T-Sticks wie Pinnacle Dual DVB-T, Terratec Cinergy DT USB XS diversity und Hauppauge Nova TD USB zu unterstützen.

Unter den zahlreichen in Linux 2.6.24 integrierten Patches sind viele weitere, die die Hardware-Unterstützung verbessern, den Funktionsumfang der zahlreichen Treiber erweitern oder in ihnen enthaltene Fehler korrigieren; die wichtigsten der bisher nicht genannten Änderungen finden mit einer Kurzbeschreibung am Ende des Artikels Erwähnung.

Nach der Freigabe von Kernel 2.6.24 beginnt nun die heiße erste Entwicklungsphase von 2.6.25. In der dürften die Kernel-Hacker die teilweise durch Skripte automatisch durchgeführte Zusammenlegung des x86-Quellcodes weiter vorantreiben und in Handarbeit viele der 32-Bit- und 64-Bit-spezifischen Quellcodedateien zusammenführen. Zahlreiche Patches, die dies erledigen, liegen schon vorbereitet vor. Den Vereinigungsprozess wird 2.6.25 allerdings sicher noch nicht abschließen – vielmehr wird die Arbeit vermutlich nach und nach über die nächsten Monate und Jahre erledigt.

Für 2.6.25 liegen auch zahlreiche Patches für die ptrace-Infrastruktur bereit – darunter einige vorbereitende Patches für den Schwenk auf das Debug- und Tracing-Framework utrace. Dessen Programmierer hofft schon seit längerem auf die Integration von utrace in den Kernel, doch ob das mit 2.6.25 jetzt endlich klappt, steht noch in den Sternen und scheint derzeit eher unwahrscheinlich.

Mit SMACK (Simplified Mandatory Access Control Kernel for Linux) könnte nach SELinux ein zweites Sichereheitsframework in den Kernel einziehen. An KVM und der Unterstützung für Container-Virtualisierung dürfte es wie bei den vorherigen Kernel-Versionen auch größere Erweiterungen geben; den bei 2.6.23 zum Kernel gestoßenen Xen-DomU-Code für x86-32-Gäste wollen einige Entwickler um Unterstützung für die x86-64-Architektur erweitern.