Die Neuerungen von Linux 2.6.39

Seite 2: Netzwerk, Infrastruktur, Virtualisierung

Inhaltsverzeichnis

Nach langer Entwicklung unabhängig vom Kernel stieß nun die Unterstützung für die aktuelle Generation von Ipset zum Linux-Kernel (u. a. 1). Dieses Kommandozeilenprogramm erstellt im Speicher vorgehaltene Tabellen mit IP-Adressen oder TCP/UDP-Ports – etwa eine Liste mit IP-Adressen, die geblockt werden sollen. Der Firewall-Code kann diese Tabellen bei der Paket-Prüfung konsultieren; dazu ist lediglich eine einzige Iptables-Regel nötig, die die zu verwendende Tabelle spezifiziert. Das kann das Aufsetzen und die Pflege einer Firewall erheblich vereinfachen. Die Tabellen sind zudem deutlich einfacher und schneller aktualisierbar, als sich Iptables-Regeln einfügen oder entfernen lassen – das erleichtert Dinge wie das vorübergehende Aussperren eines Angreifers. Darüber hinaus soll der Kernel die Tabellen erheblich flotter verarbeiten als einen vergleichbaren Satz einzelner Iptables-Regeln.

Aufgenommen haben die Kernel-Entwickler den WLAN-Treiber rtl8192cu für die Realtek-USB-WLAN-Bausteine RTL8192CU und RTL8188CU (u.a. 1, 2). Wie schon bei 2.6.37 und 2.6.38 haben die Kernel-Hacker den Code für 802.11n-Chips von Broadcom im Treiber b43 weiter ausgebaut, wodurch dieser nun auch 802.11n-PHYs ab der dritten Generation anspricht (u. a. 1, 2) Einen guten Überblick, welche Broadcom-Chips der Treiber dadurch nun erstmals oder besser unterstützt, liefern die Wiki-Seite zum Treiber. Der Treiber iwlwifi spricht nun auch die WLAN-Chips aus Intels 2000er-Serie an (u. a. 1, 2).

Nachdem die Kernel-Hacker bereits in den letzten Monaten allen auf gängigen Systemen genutzten Bereichen des Kernels die Nutzung des Big Kernel Lock (BKL) ausgetrieben hatten, verschwindet dieser Sperrmechanismus nun ganz; in dem dafür zuständigen und mit "BKL: That's all, folks" betitelten Commit bedankt sich Arnd Bergmann bei den wichtigsten Kernel-Entwicklern, die dies Vorhaben zusammen mit ihm vorangetrieben haben.

Die "Forced Threaded Interrupt Handlers" verlagern die Verarbeitung fast aller Interrupts in Kernel-Threads, wenn man den Kernel mit dem Parameter "threadirqs" startet. Damit kommt eine der letzten wichtigen Funktionen im Hauptentwicklungszweig von Linux an, die der Realtime-Zweig nutzt, um Linux Echtzeit-Fähigkeiten zu verleihen; dort wird die Technik standardmäßig genutzt, um lange Latenzen bei der Abarbeitung von Interrupts zu vermeiden.

KVM beherrscht nun die asynchrone Abarbeitung von Page Faults – das Gast-System kann so vorübergehend einen anderen Thread ausführen, während der Host gerade eine Speicherseite aus dem Auslagerungsspeicher zurückholt, die der aktuelle Thread angefordert hat. Nach der bei 2.6.37 integrierten Basis-Infrastruktur zum Betrieb als Xen-Host (Dom0) folgte mit Kernel 2.6.39 das Netzwerk-Backend, über das die Frontend-Treiber in Xen-Gästen (DomU) mit anderen Systemen kommunizieren. Das Storage-Backend fehlt weiterhin. In den Qemu-Code flossen allerdings kürzlich zahlreiche Änderungen an der Xen-Unterstützung ein – darunter auch ein Storage-Backend. Dadurch sollte der Entwicklerzweig von Qemu zusammen mit dem 39er-Kernel einen sinnvollen Betrieb als Dom0 ermöglichen, was bisher weitere Patches erforderte.