Die Neuerungen von Linux 2.6.39

Seite 3: Dateisysteme, Storage, Treiber

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Ext4 nutzt in Zukunft standardmäßig die mblk_io_submit abgekürzten "Multiple Page-IO Submissions", was Performance und Skalierbarkeit erheblich verbessern soll. Der dahinter stehende Code war bei 2.6.37 zum Kernel gestoßen, aber aufgrund von Problemen kurz vor der Fertigstellung dieser Linux-Version in der Voreinstellung lahm gelegt worden. Das weiterhin experimentelle Dateisystem Btrfs beherrscht ab 2.6.39 Batched Discard – eine bei 2.6.37 eingeführte Funktion, um SSDs und mit Hilfe von fstrim ab und zu über ungenutzte Speicherbereiche zu informieren.

Das neue Dateisystem Pstore bietet Zugriff auf "Platform Persistent Storage" – nichtflüchtige und zumeist kleine Speicherbereiche, die manche Systeme mitbringen, damit Betriebssysteme dort im Falle eines Absturzes Daten zur Crash-Analyse ablegen können. Hintergründe dazu liefert LWN.net im Artikel "Persistent storage for a kernel's 'dying breath'".

Jens Axboe hat einige Interna im von ihm betreuten Block-Subsystem erheblich umstrukturiert. Das delegiert einige Aufgaben beim Schreiben eines Geräte-spezifischen Puffer näher an den Code, der die Daten schreiben möchte (u. a. 1, 2). Das soll die Skalierbarkeit steigern und dadurch die Performance beim Einsatz der heute schnellsten Datenträger verbessern. Dieses "New Block Device Plugging Model" war die einzige Änderung, der Torvalds in der Mail zur ersten Vorabversion von 2.6.39 besondere Aufmerksamkeit zukommen ließ; der Ansatz vermeide Sperren in einem viel genutzten Code-Pfad, mache den Code sauberer und sei überhaupt eine "wirklich gute Idee".

Die bei 2.6.38 integrierte Target-Implementierung LIO (Linux-Iscsi.org) haben die Kernel-Hacker um das Modul tcm_loop erweitert, das eine lokale SPC-4-SCSI Emulation für beliebige Raw-Devices ermöglicht. Die Storage-Treiber ahci und ata_piix des 39er-Kernels unterstützen bereits jetzt die SATA-Adapter der "Panther Point"-Chipsätze (1, 2), die Intel vermutlich Anfang 2012 zusammen mit neuen Prozessoren einführen wird. Der AHCI-Treiber des 39er-Kernels spricht jetzt Marvells PCIe-SATA-6G-Controller 88se9125 an (1, 2).

Das SCSI-Subsystem bietet nun bessere Unterstützung für die in der T10-Spezifikation SBC3r26 definierten Schnittstellen zum Logical Block Provisioning. Sie informieren SSDs oder Netzwerk-Speicherlösungen mit Thin Provisioning über das SCSI-Kommandos WRITE SAME und dessen UNMAP-Bit über freigewordene Speicherbereiche (1, 2).

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Neue Linux-Versionen sind über kernel.org erhältlich; dessen Inhalte spiegeln auch zahlreiche Mirror-Server in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Linux-Anwender, die sich nicht intensiv mit dem Kernel und dessen Umfeld beschäftigen, sollten neue Linux-Treiber und -Kernel aber nicht auf eigene Faust einspielen, sondern die Kernel ihrer Linux-Distribution verwenden. (...mehr...)

Der USB-Code unterstützt nun USB-3.0-Hubs (1, 2). Zum Audio-Subsystem stieß ein Treiber für die Terratec DMX 6Fire USB; dort landete auch ein FireWire-Audio-Treiber, der das Griffin FireWave Surround Sound System und die LaCie FireWire Speaker anspricht. Neu ist auch ein Treiber für einen via USB 2.0 angebundenen DVB-S/S2-Receiver von Technisat. In den Kernel floss ferner der Gspca-Subtreiber nw80x ein.

Den Staging-Bereich verlassen konnte ein Treiber für SABI. Dabei handelt es sich um ein Samsung-eigenes Interface, über das viele der in den letzten Jahren gefertigten Net- und Notebooks dem Betriebssystem unter anderem mitteilen, wenn der Anwender Funktionstasten betätigt – etwa jene zur Helligkeits- oder Lautstärke-Regelung. Auch für neuere Asus-Notebooks, die WMI für die Funktionstasten-Interaktion mit dem Betriebssystem nutzen, liegt dem 39er-Kernel ein Treiber bei; er ist aus dem WMI-Treiber für EeePCs hervorgegangen.