Die Neuerungen von Linux 3.8

Seite 2: Treiber, Netzwerk, Plattform-Code, Virtualiserung

Inhaltsverzeichnis

Der von Sniffer-Werkzeugen wie Tcpdump genutzte Berkeley Packet Filter (BPF) kann nun auch auf VLAN-Tags filtern. Der WLAN-Treiber brcmsmac unterstützt nun den Broadcom-Chip BCM43224 und der RaLink-Treiber rt2800usb den USB-WLAN-Adapter Sweex LW323. Neu dabei ist der Treiber rtl8723ae für den PCIe-WLAN-Chip Realtek RTL8723AE (u. a. 1, 2). Zum Kernel stieß ferner auch der Treiber cdc-mbim, der Breitband-Modems unterstützt, die das vom USB Implementers Forum spezifizierte Mobile Interface Broadband Model (MBIM) 1.0 implementieren (1, 2). MBIM ist ein USB-Protokoll zur Anbindung von Modems für Notebooks, Tablets und Desktop-PCs, die per GSM und CDMA-basierten 3G - und 4G-Funktechniken (einschließlich LTE) eine Internet-Anbindung ermöglichen.

Die Audio-Treiber des Kernels unterstützen jetzt die Soundkarte Philips PSC724 Ultimate Edge. Der Kernel spricht jetzt auch VIAs HD-Audio-Codec VT1705CF an. Neu dabei ist auch der LSI MPT Fusion SAS 3.0 Device Driver mpt3sas, der 12-GB-SAS-Chips von LSI unterstützt; er hat einige Gemeinsamkeiten mit dem Treiber mpt2sas, der nun keine größeren Erweiterungen mehr erhalten soll. Der Treiber hptiop spricht nun auch die HighPoint-Controller RR4520 und RR4522 an. Die Kernel-Entwickler haben den für das "USB Attached SCSI protocol" zuständigen Treiber uas als kaputt markiert, weil er Probleme auslöst und noch nicht ausgereift ist.

Nach langen, teilweise heftigen Streitigkeiten zwischen verschiedenen Kernel-Entwicklern wurden einige unter dem Schlagwort "Balancenuma" entwickelte Funktionen für Linux 3.8 aufgenommen (u. a. 1, 2, 3, 4, 5). Durch sie kann der Kernel im Idealfall automatisch Prozessor und Arbeitsspeicher zusammenhalten, die ein Prozess verwendet. Solch eine Platzierung ist für optimale Performance auf den heute verbreiteten Multiprozessor-Systemen mit NUMA (Non-Uniform Memory Access) wichtig, denn ein Prozess kann dort auf den Arbeitsspeicher des Prozessors, auf dem er läuft, schneller zugreifen als auf den Speicher anderer Prozessoren.

Um Wartung und Weiterentwicklung von Linux zu erleichtern, haben die Kernel-Entwickler die Unterstützung für Intels 386er und andere CPUs entfernt, die diese vor über 20 Jahren verbreitete Prozessor-Architektur aufweisen; der 486er und modernere x86-32-Prozessoren werden weiterhin unterstützt. Auf einem 386er hatte Torvalds damals die Linux-Entwicklung begonnen. Er weint dem Code aber keine Träne nach und schrieb: "Ich bin nicht sentimental. Gut, dass wir das los sind."

Der Linux-Kernel enthält jetzt einen Balloon Driver für Hyper-V. Bei Linux-Gästen mit diesem Treiber kann Microsofts Hypervisor zur Laufzeit einen Teil des Gast-Arbeitsspeichers vorübergehend an den Host überstellen und diesen später auch wieder zurückgeben.

Linux 3.8 schließt die größere Umbauarbeiten zur Unterstützung für User Namespaces weitgehend ab, die Eric W. Biederman in den letzten Monaten vorangetrieben hat. Durch diese Änderungen können nun auch unprivilegierte Anwender einen abgeschotteten Bereich aufsetzen. Dort hat der Anwender Root-Rechte, darf aber nichts tun, was privilegierte Aktionen außerhalb des Namespace erfordern würde.

Der Cgroup-Controller memory hat die Erweiterung kmem enthalten (u. a. 1, 2, Dokumentation). Über sie lässt sich der Speicher begrenzen, den der Kernel intern zur Verwaltung von Prozessen benötigt. Bei passend konfigurierten Limits soll der Kernel dadurch eine Fork-Bombe auch in Containern im Zaum halten können, in denen Anwender Root-Recht haben.