Die Neuerungen von Linux 4.16

Seite 8: Ausblick auf 4.17, Umfang der Änderungen & Changelog

Inhaltsverzeichnis

Mit der Freigabe von Linux 4.16 beginnt zugleich die "Merge Window" genannte Phase, in der Linus Torvalds das Gros der Änderungen für den Nachfolger integriert. In den nächsten Tagen fließen daher viele tausend Änderungen in den Hauptentwicklungszweig von Linux ein, die Entwickler in den letzten Wochen zur Aufnahme in 4.17 vorbereitet haben.

So wollen die Entwickler die bei 4.13 eingeführte TLS-Implementation aufbohren, damit sie auch empfangene Daten im Kernel entschlüsseln kann. Der Treiber Amdgpu soll das bei Linux 4.15 eingeführte Display Core standardmäßig aktivieren. Dadurch werden viele Radeon-Karten der 400er oder 500er-Serie endlich von Haus aus einige Features beherrschen, die zur Ansteuerung moderner Monitore wichtig sind. Umbauten an einem anderen AMD-Treiber versprechen Support, um mit AMDs GPU-Computing-Lösung ROCm auf neueren Radeon-Grafikkarten zu rechnen (GPGPU/General-purpose computing on Graphics Processing Units).

Intels Grafiktreiber soll die GPUs von Cannon-Lake-Prozessoren endlich ordentlich unterstützen. Außerdem wird er den Kopierschutz HDCP (High-bandwidth Digital Content Protection) lernen; er ist für die Wiedergabe geschützter Videos wichtig, denn ohne HDCP geben manche Player die Videos gar nicht oder nur in geringen Auflösungen wieder.

Durch eine größere Aufräumaktion soll der Support für einige Architekturen rausfliegen, die nie größere Bedeutung erlangt haben und von den Herstellern meist aufgegeben wurden. Das betrifft vermutlich Code von acht Architekturen (Blackfin, Cris, Frv, M32r, Metag, mn10300, Score und Tile), um deren Unterstützung in Linux sich meist ohnehin niemand mehr so recht gekümmert hat.

Linus Torvalds beendet das Merge Window typischerweise nach zwei Wochen, indem er die erste Vorabversion einer neuen Kernel-Version veröffentlicht. Das läutet zugleich die Stabilisierungsphase ein, die derzeit fast immer sieben oder acht Wochen dauert. Linux 4.17 erscheint daher wahrscheinlich am 4. oder 11. Juni.

Kernel-
Version
Anzahl
Dateien¹
Zeilen
Quelltext
(Ohne
Doku)²
Entwick-
lungs-
zeitraum
Commits
(Ohne
Merges)³
Diffstat⁴
Linux 4.9 56.223 22.348.356
(20.520.460)
70 Tage 17.392
(16.214)
11.416 files changed,
 713.497 insertions(+),
 436.209 deletions(-)
Linux 4.10 57.202 22.839.659
(20.864.595)
70 Tage 14.249
(13.029)
11.913 files changed,
 806.420 insertions(+),
 312.218 deletions(-)
Linux 4.11 57.994 23.137.402
(21.132.076)
70 Tage 13.891
(12.724)
12.528 files changed,
 550.108 insertions(+),
 252.364 deletions(-)
Linux 4.12 59.845 24.170.860
(22.125.075)
63 Tage 15.736
(14.570)
12.531 files changed,
 1.342.677 insertions(+),
 309.204 deletions(-)
Linux 4.13 60.582 24.767.008
(22.698.219)
63 Tage 14.150
(13.006)
10.898 files changed,
 878.431 insertions(+),
 282.283 deletions(-)
Linux 4.14 61.290 25.041.284
(23.050.486)
70 Tage 14.659
(13.452)
23.388 files changed,
 719.862 insertions(+),
 445.585 deletions(-)
Linux 4.15 62.303 25.364.802
(23.329.451)
77 Tage 16.223
(14.866)
13.265 files changed,
 643.912 insertions(+),
 320.289 deletions(-)
Linux 4.16 62.915 25.558.805
(23.495.643)
63 Tagee 14.896
(13.630)
12.239 files changed,
 1.133.069 insertions(+),
 939.066 deletions(-)
¹ git ls-tree -r --name-only HEAD | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | xargs cat | wc -l; echo "($(find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git/.*' | xargs cat | wc -l))"
³ git-log --pretty=oneline vx.(y-1)..vx.(y) | wc -l; echo "($(git-log --pretty=oneline --no-merges vx.(y-1)..vx.(y) | wc -l))"
⁴ git diff --shortstat vx.(y-1)..vx.(y)
Den neuen Linux-Kernel herunterladen und einrichten​

Die neue Linux-Version steht wie gewohnt über Kernel.org zum Download bereit. Hinweise zur Einrichtung eines eigenen Kernels finden Sie im Artikel "Linux-Kernel maßgeschneidert". Das darin beschriebene Make-Target make localmodconfig erzeugt weitgehend automatisch eine auf Ihr System zugeschnittene Kernel-Konfiguration, mit der Sie in wenigen Minuten eine neue Linux-Version einrichten können.

Fedora und Rolling-Release-Distributionen wie Arch Linux, Gentoo und OpenSuse Tumbleweed dürften die neue Linux-Version in den nächsten Wochen im Rahmen der regulären Systemaktualisierung erhalten. Bei bereits erhältlichen Releases von OpenSuse Leap, Ubuntu und vielen anderen klassisch gewarteten Distributionen wird das nicht passieren: Bei diesen macht der Kernel normalerweise nur einen Versionssprung, wenn man auf ein neues Release der Distribution wechselt.

Versionshistorie dieses Artikels​

Der obige Text wird zwischen Freigabe der ersten Vorabversion und Fertigstellung von Linux 4.16 mehrfach erweitert, um schrittweise alle wichtigen Änderungen der neuen Kernel-Version zu erläutern. Einmal publizierte Absätze ändern oder erweitern wir nur bei triftigen Gründen. Zur Freigabe des neuen Linux stellen wir den Text allerdings um, damit Informationen zu den wichtigsten Neuerungen am Anfang stehen.

  • 2018-04-05, 10:50 – v2.0.1: Satz zu den Flags "IBPB" und "IBRS_FW" in /sys/devices/system/cpu/vulnerabilities/spectre_v2 eingefügt und diesbezüglichen Screenshot aktualisiert.
  • 2018-04-02, 07:00 – v2.0: Textumbau und Finetuning zum Release von 4.16. Ausblick auf 4.17 hinzugefügt.
  • 2018-03-21, 06:00 – v1.4: Sicherheits-Änderungen genannt.
  • 2018-03-14, 06:00 – v1.3: Treiber-Änderungen beschrieben.
  • 2018-03-07, 06:00 – v1.2: Verbesserungen in den Bereichen Netzwerk, Infrastruktur und Architektur-Support erläutert.
  • 2018-02-21, 06:00 – v1.1: Neuerungen rund um Virtualisierung beschrieben.
  • 2018-02-12, 06:30 – v1.0: Erste Version, die sich auf die Neuerungen rund um die Datenspeicherung konzentriert.

(thl)