Die Rechnung bitte

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Bei dieser Technologie wird das Kohlendioxid aus der Verbrennung fossiler Energieträger beispielsweise mit hohem Druck in den Untergrund gepresst – und so dauerhaft gelagert. Auf der ganzen Welt laufen zurzeit umfangreiche Experimente zur "Sequestrierung", wie die neue Form der Schutzhaft für Kohlendioxid im Fachjargon heißt. Allein die US-Regierung investiert inzwischen jährlich knapp 50 Millionen Dollar, um mögliche Speicherkonzepte für CO2 zu erproben – von der Lagerung in unterirdischen Gesteinsschichten bis zum Versenken im Meer. Die EU-Kommission hat Anfang 2005 erst mehr als 30 Millionen Euro für fünf neue Sequestrierprojekte freigegeben. Und auch das Engagement der Industrie ist groß. Nahezu alle namhaften Energieanbieter und Ölkonzerne beteiligen sich an Versuchen zur Kohlendioxidlagerung.

"Es gibt immerhin zwei Modelle, die sogar einen Net Benefit ausrechnen" sagt Edenhofer. "Das eine Modell geht davon aus, dass es durch eine CO2-Steuer zu einem Abbau der Arbeitslosigkeit kommt. Das andere Modell geht davon aus, dass durch internationale Kooperationen die Kosten technischer Entwicklungen sinken. Das sind aber aus unserer Sicht durchaus Ausreißer. Das typische Modell liegt bei etwa 0,6 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes." Interessant sei jedoch, dass die Nuklearenergie in keinem der Modelle eine dominante Rolle spiele. Denn zum einen lägen die Investitionskosten extrem hoch, zum anderen seien die Uran-Vorräte begrenzt: "Wenn man von der Leichtwasser-Technologie ausgeht, die heute einen Anteil von etwa 17 Prozent an der weltweiten Stromproduktion hat, dann müsste man, bei einer angenommenen Verdopplung des Strombedarfs bis 2030, um den Anteil konstant zu halten, 500 neue Leichtwasserreaktoren weltweit bauen. Selbst die glühendesten Verfechter der Atomenergie glauben das nicht."

Den Einwand, dass die meisten Staaten auf leere Kassen verweisen, will Edenhofer nicht gelten lassen: "Nach allem, was wir im Moment wissen, liegen die Kosten für Klimaschäden in einem Business as Usual Szenario – also wenn man nichts macht – einen Faktor zehn höher als die Kosten für den Klimaschutz", argumentiert der Wissenschaftler. "Das Entscheidende aus meiner Sicht ist die Frage, wann kommt ein Klimaschutzregime, bei dem die USA und China mit dabei sein werden. Je später das ist, umso teuerer wird das." (wst)