Die dumpfe Enttäuschung: 25 Jahre "Star Wars: Episode I"​

Seite 3: Der Frust der giftigen Superfans

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So groß der Hype vor dem Erscheinen von "Die dunkle Bedrohung" war, so groß war auch die Empörung der "Star Wars"-Superfans über das Ergebnis. Es soll damals Leute gegeben haben, die extra Kino-Tickets für "Wing Commander" kauften, um einen davor gezeigten exklusiven "Episode-I"-Trailer zu sehen – und dann wieder aus dem Saal gingen.

Diesen Über-Fans hätte eigentlich klar sein müssen, dass "Die dunkle Bedrohung" sie nur enttäuschen konnte. Spätestens seit den Ewoks in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" hat Star Wars ein Problem mit "Toxic Fandom" – selbst ernannte Fans mit einer leidenschaftlichen Hassliebe, die wie Kletten an der Franchise kleben und doch kaum ein gutes Haar daran lassen.

Diese Gift-Fans sind auch nicht im Stande, die Schwächen von "Episode I" zu verzeihen, um die Stärken genießen zu können. Also gut, Anakin sagt viermal "Jippie". Viele Dialoge sind hölzern bis haarsträubend. Die Wendung mit den Midi-Chlorianern kommt arg überraschend, die Jungfrauengeburt auch. Und die Schlacht zwischen den computergenerierten Gungans und der computergenerierten Droidenarmee ist wenig dramatisch. Jar Jar Binks wird kurz vor dem Pod-Rennen ins Gesicht gefurzt.

Überhaupt: Jar Jar Binks. Für Fans, die sich seit 16 Jahren darüber die Köpfe darüber heißredeten, welche Schande die Ewoks über die Ur-Trilogie gebracht hatten, war der computer-generierte Jar Jar Binks ein bodenloser Affront. Es sei hiermit festgehalten, dass Jar Jar sowohl dramaturgisch als auch technisch die größte Schwachstelle von "Die dunkle Bedrohung" ist.

Doch vor 25 Jahren war Jar Jar Binks die komplexeste computer-generierte Hauptfigur, die es bis dato gegeben hatte. In vielen Szenen gelang es dem Effektstudio ILM, ihn optisch nahtlos in seine Umgebung zu integrieren. Sein Gehampele macht diese Anstrengungen jedoch gleich wieder zunichte. Jar Jar ist ein Costello ohne Abbott, ein Lewis ohne Martin, ein Laurel ohne Hardy, ein Jay ohne Silent Bob, ein Adam Savage ohne Jamie Hyneman. Bei "Star Wars" hatte George Lucas den hysterischen C-3PO durch den pragmatischen R2-D2 ausgeglichen; in "Episode I" fehlt ein solches Gegengewicht.

Ahmed Best, Stimme und Stand-in von Jar Jar Binks, traf die heftige Ablehnung seiner Figur seinerzeit schwer. Für seine revolutionäre Leistung wurde er zum neuen Prügelknaben des "Star Wars"-Universums. "Han Shot First" war gestern, "Kill Jar Jar Binks" hieß jetzt die Parole. Das Gestänker von allen Seiten ging ihm so nahe, dass er an Selbstmord dachte. Die Kinder, die Jar Jar Binks sofort ins Herz schlossen, konnte er nicht hören.

Viel kritisiert wurde 1999 auch Jake Lloyd als junger Anakin Skywalker. Besonnenere Seelen würden Drehbuch und Regie verantwortlich machen, aber stattdessen wurden ihm sogar Sätze zur Last gelegt wie "This is so wizard" (Deutsch: "Das ist ja echt cool"), die der Schauspieler nicht einmal gesagt hatte.

Durchgehend gelobt wurden an "Episode I" seinerzeit nur die Special Effects von Industrial Light & Magic (ILM). Das Pod-Rennen ist eine meisterhafte Kombination von Computergrafik, Miniaturen (die Arena) und Modellen in voller Größe (die Pods im Hangar). ILM entwickelte für die Rennszenen extra eine neue Technik für 3D-Matte-Paintings – 3D-Modelle, die mit aus der passenden Perspektive fotografierten Texturen überzogen wurden.

Die Paläste des Planeten Naboo waren teils Miniaturen, teils ein Palast in Italien, teils Set-Nachbauten in England. Für die Außenaufnahmen von Tatooine durfte wieder die Wüste von Tunesien einspringen – dort, wo "Star Wars" ursprünglich seinen Anfang nahm.

Trotz eines Budgets von 115 Millionen US-Dollar versuchte George Lucas, so viel zu sparen wie möglich. So wurden Sets nur so hoch gebaut wie unbedingt nötig, um sie digital zu ergänzen. Dabei übersahen die Set-Designer anfangs wohl den hohen Wuchs von Liam Neeson (1,93m) und mussten in Folge alle Türrahmen umbauen, was zusätzliche 150.000 US-Dollar gekostet haben soll.

John Knoll, der Visual Effects Supervisor von "Episode I", sah sich mit einer Unmenge an Anforderungen konfrontiert, die zunächst unmöglich schienen. Zur Lösung griff er oft auf alte Techniken zurück, die er auf unkonventionelle Art adaptierte. Der "nackte" C-3PO mit seinen offenliegenden Innereien war eine lebensgroße Stabpuppe nach dem Vorbild des japanischen Bunraku-Theaters. ILM-Modellbauer Michael Lynch steuerte C-3PO in Tarnanzügen, die sich nach den Bedürfnissen der jeweiligen Szene richteten. Teils wurde Lynch digital aus den Szenen entfernt, teils wurde die Puppe vor Greenscreen gefilmt und in die Szenen hineinkopiert.