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E-Leichtkraftrad Cineco E-RX1: Elektro-Einspur-SUV

Ingo Gach
E-Leichtkraftrad Cineco E-RX1

Elektro-Leichtkraftrad Cineco E-RX1

(Bild: Cineco)

Die elektrische Cineco E-RX1 wirkt wie eine Reiseenduro, soll laut Hersteller 130 km/h und 200 km weit fahren. Es hapert allerdings in einigen Details.

Die Serie von Neuerscheinungen bei Elektromotorrädern von bislang in Europa unbekannten Marken reißt nicht ab. Darunter befinden sich etliche Start-ups, deren Namen man sich wohl nicht merken muss, weil sie bald wieder in der Versenkung verschwinden werden. Cineco hingegen könnte uns in Zukunft noch öfters begegnen, denn dahinter verbirgt sich der chinesische Motorrad-Gigant Zongshen. Die Marke hat bereits viele Motorräder und Roller mit Verbrennungsmotoren im Programm. Bereits seit 2004 hat Zongshen ein Joint Venture mit Piaggio und baut für den chinesischen Markt Vespas und Piaggio-Roller, später folgte auch ein Deal mit Fantic – die Caballero-500-Modelle werden von Zongshen-Motoren angetrieben.

Da China ein Vorreiter der Elektromobilität ist, verwundert es nicht, dass Zongshen neben den Verbrennern auch elektrisch betriebene Roller und Motorräder im Portfolio hat, die von der Tochtergesellschaft Cineco gebaut werden. In den USA werden sie bereits seit geraumer Zeit über einen kalifornischen Importeur vertrieben und tragen dort dessen Namen CSC Motorcycles. Ein sehr interessantes Modell ist die Elektro-Enduro Cineco E-RX1. Sie sieht aus wie eine erwachsene Reiseenduro, mit gewissen Ähnlichkeiten zur Suzuki V-Strom 650 [1]. Angetrieben wird sie jedoch von einem wassergekühlten Elektromotor, der 8 kW (11 PS) Dauerleistung liefert. In der Spitze erreicht er 18 kW (25 PS) und dürfte hierzulande mit der Führerscheinklasse A1 bzw. B196 gefahren werden. Dabei produziert der Motor 85 Nm Drehmoment, was ein 125er-Hubkolben-Motor niemals leisten können wird.

Cineco gibt eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h an und eine Beschleunigung von 0 auf 50 km/h in 2,5 Sekunden an, den Sprint auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h) soll sie in neun Sekunden absolvieren. Die Schwinge besteht aus einer Gitterrohr-Konstruktion und interessanterweise sitzt der Elektromotor in der Schwinge. So muss der Zahnriemen zum Hinterrad keine Distanzänderung beim Einfedern hinnehmen und weil er ganz vorn, nahe dem Drehpunkt angebracht ist, werden die ungefederten Massen nicht allzu hoch.

Cineco E-RX1 (0 Bilder) [2]

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Ein wichtiger Faktor bei einer Reiseenduro ist natürlich die Reichweite und die liegt bei der E-RX1 laut Hersteller bei 200 km. In Anbetracht eines 6,2-kWh-Lithium-Ionen-Akkus muss man aber schon sehr langsam fahren, um auf diese Distanz zu kommen. Konstantes Tempo 50 sollen 180 km ergeben – was erfahrungsgemäß sehr unrealistisch erscheint. Wenn die Batterie leer ist, dürfte eine komplette Ladung vier bis sechs Stunden dauern, genauer gibt der Hersteller die Ladezeit nicht an. DC-Ladung ist nicht vorgesehen.

Elektro-Leichtkrafträder

Der Rahmen besteht aus Stahl und nimmt die Batterie als tragendes Element auf. Vorne federt eine in der Zugstufe einstellbare Upside-down-Gabel auf 114 mm Arbeitsweg, das in der Vorspannung und Zugstufe einstellbare Federbein bringt es auf 101 mm Federweg. Für eine Enduro nicht gerade üppig, aber für Schotterstrecken gerade noch ausreichend. Die Cineco E-RX1 weist einen Radstand von 1400 mm, einen Nachlauf von nur 74 mm und einen Lenkkopfwinkel von 63 Grad auf – das verspricht Handlichkeit. Daneben griffen die Chinesen bei den Gussfelgen statt Drahtspeichenfelgen, und die Vorderrad-Dimension mit schlauchlosen 100/80-17 sind nichts für den Enduristen, der am liebsten ein 21-Zoll-Vorderrad, wenigstens aber ein 19-Zöller haben möchte. Die Hinterraddimension mit – wenn auch sehr schmalen – 120/80-17 geht noch in Ordnung. Bei einer Bodenfreiheit von nur 150 mm ist im Gelände erst recht Vorsicht geboten. Offensichtlich ist Cineco eine gute Straßenperformance wichtiger als die Offroad-Eigenschaften.

Kurze Federwege und 17-Zoll-Räder gewähren dafür eine niedrige Sitzhöhe von 780 mm. Auch von Interesse beim Endurofahren ist das Gewicht und das gibt Cineco mit 198 kg an, was in Anbetracht des eher kleinen 6,2-kWh-Akkus nicht gerade von Leichtbau zeugt. Immerhin bietet die E-RX1 gezahnten Fußrasten mit abnehmbaren Gummieinlagen. Die Zacken bieten Stiefeln im Gelände besseren Halt, die Gummis sollen eigentlich Vibrationen dämpfen, allerdings produziert ein Elektromotor keine. Immerhin schonen sie die Sohlen, wenn angebracht. Am Vorderrad verzögert eine Zwei-Kolben-Bremszange und eine 265-mm-Bremsscheibe, hinten arbeitet eine Ein-Kolben-Bremszange mit 240-mm-Bremsscheibe. Das ABS steuert Bosch bei.

Cineco E-RX1 (7 Bilder) [15]

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Der Scheinwerfer wird von einer Halogen-Glühfadenlampe erhellt, die Blinker bieten hingegen LEDs.
(Bild: Cineco)

Scheinwerfer und Rücklicht sind noch von Glühfadenlampen bestückt, die Blinker erstrahlen dank LED. Im Cockpit erwartet den Piloten lediglich ein kleines LC-Display mit einem analogen Tacho. Das ist nicht mehr zeitgemäß und ein Elektromotorrad ohne Bluetooth-Konnektivität ist eigentlich ein No-go. Dafür trumpft die Cineco E-RX1 mit serienmäßigem Kofferset und Topcase auf, die zusammen auf 72 Liter Volumen kommen. In der Tankattrappe verbirgt sich ein Staufach. Auch die Sturzbügel am Motor, Rahmen und Heck kosten keinen Aufpreis. Der hohe Windschild ist zwar nicht einstellbar, dürfte dafür aber guten Wetterschutz bieten. Ein Hauptständer ist vorhanden, ein USB-Anschluss sitzt im Cockpit und der Handbremshebel ist einstellbar.

Womit wir beim Preis angelangt wären. In China wird sie für umgerechnet knapp unter 5000 Euro angeboten, in den USA für 7840 Euro. Nach Europa importiert werden Cinecos bereits unter dem Label Motron von der österreichischen KSR-Group. Ob und wann die E-RX1 es nach Deutschland schafft, ist noch ebenso offen wie der Preis.

Hersteller Cineco
Modell E-RX1
Motor und Antrieb
Motorart permanenterregter Elektromotor
Leistung in kW (PS) 8 (11)
Batteriekapazität (kWh) 6,2
Drehmoment (Nm) 85
Endantrieb Zahnriemen
Fahrwerk
Rahmen Stahlrohr
Radaufhängung vorn Upside-down-Gabel
Radaufhängung hinten Zweiarmschwinge, Feder-Dämpfer-Bein
Reifengröße vorn 100/80-17
Reifengröße hinten 120/80-17
Bremsen vorn Zweikolbenbremszange, Einzelscheibe 265 mm
Bremsen hinten Einkolbenbremszange, Einzelscheibe 240 mm
Federweg in mm v/h 114 / 101
Maße und Gewichte
Radstand (mm) 1400
Nachlauf (mm) 74
Lenkkopfwinkel (Grad) 63
Leergewicht (kg) 198
Sitzhöhe (mm) 780
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 130
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h Sekunden 9,0
Reichweite (km) 180 (50 km/h)

(fpi [17])


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[4] https://www.heise.de/news/Naxeon-I-AM-aus-China-Elektro-Leichtkraftrad-mit-Semi-Feststoff-Akkus-9588814.html
[5] https://www.heise.de/news/Elektro-Leichtkraftrad-QJMotor-OAO-Pro-Vier-Gaenge-Menue-9241962.html
[6] https://www.heise.de/news/Yadea-Keeness-Elektro-Leichtkraftrad-mit-Wechselakkus-9225520.html
[7] https://www.heise.de/news/Elektromotorrad-BMW-CE-02-eParkourer-Kompaktes-Designstueck-9212409.html
[8] https://www.heise.de/news/Elektromotorrad-RTR-Electric-Motorcycles-799e-Schlicht-und-ergreifend-8239565.html
[9] https://www.heise.de/news/Elektromotorrad-Leonart-Rigger-Schlankes-Leichtkraftrad-fuer-Einzelgaenger-7548333.html
[10] https://www.heise.de/hintergrund/Mut-zur-Luecke-Elektro-Motorrad-mit-Radnabenmotor-Sondors-Metacycle-6268408.html
[11] https://www.heise.de/tests/Siebenmeilenstiefel-Das-Human-Hybrid-E-Bike-eRockit-im-Fahrbericht-6216853.html
[12] https://www.heise.de/hintergrund/RGNT-Motorcycles-Elektro-Kleinkraftrad-mit-leisem-Direktantrieb-im-Retro-Stil-6196385.html
[13] https://www.heise.de/tests/Fahrbericht-Elektro-Leichtkraftrad-Supersoco-TCmax-6153844.html
[14] https://www.heise.de/hintergrund/E-Leichtkraftrad-Cineco-E-RX1-Elektro-Einspur-SUV-9618875.html
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[17] mailto:fpi@heise.de