E-Leichtkraftrad Cineco E-RX1: Elektro-Einspur-SUV

Die elektrische Cineco E-RX1 wirkt wie eine Reiseenduro, soll laut Hersteller 130 km/h und 200 km weit fahren. Es hapert allerdings in einigen Details.

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E-Leichtkraftrad Cineco E-RX1

Elektro-Leichtkraftrad Cineco E-RX1

(Bild: Cineco)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Die Serie von Neuerscheinungen bei Elektromotorrädern von bislang in Europa unbekannten Marken reißt nicht ab. Darunter befinden sich etliche Start-ups, deren Namen man sich wohl nicht merken muss, weil sie bald wieder in der Versenkung verschwinden werden. Cineco hingegen könnte uns in Zukunft noch öfters begegnen, denn dahinter verbirgt sich der chinesische Motorrad-Gigant Zongshen. Die Marke hat bereits viele Motorräder und Roller mit Verbrennungsmotoren im Programm. Bereits seit 2004 hat Zongshen ein Joint Venture mit Piaggio und baut für den chinesischen Markt Vespas und Piaggio-Roller, später folgte auch ein Deal mit Fantic – die Caballero-500-Modelle werden von Zongshen-Motoren angetrieben.

Da China ein Vorreiter der Elektromobilität ist, verwundert es nicht, dass Zongshen neben den Verbrennern auch elektrisch betriebene Roller und Motorräder im Portfolio hat, die von der Tochtergesellschaft Cineco gebaut werden. In den USA werden sie bereits seit geraumer Zeit über einen kalifornischen Importeur vertrieben und tragen dort dessen Namen CSC Motorcycles. Ein sehr interessantes Modell ist die Elektro-Enduro Cineco E-RX1. Sie sieht aus wie eine erwachsene Reiseenduro, mit gewissen Ähnlichkeiten zur Suzuki V-Strom 650. Angetrieben wird sie jedoch von einem wassergekühlten Elektromotor, der 8 kW (11 PS) Dauerleistung liefert. In der Spitze erreicht er 18 kW (25 PS) und dürfte hierzulande mit der Führerscheinklasse A1 bzw. B196 gefahren werden. Dabei produziert der Motor 85 Nm Drehmoment, was ein 125er-Hubkolben-Motor niemals leisten können wird.

Cineco gibt eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h an und eine Beschleunigung von 0 auf 50 km/h in 2,5 Sekunden an, den Sprint auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h) soll sie in neun Sekunden absolvieren. Die Schwinge besteht aus einer Gitterrohr-Konstruktion und interessanterweise sitzt der Elektromotor in der Schwinge. So muss der Zahnriemen zum Hinterrad keine Distanzänderung beim Einfedern hinnehmen und weil er ganz vorn, nahe dem Drehpunkt angebracht ist, werden die ungefederten Massen nicht allzu hoch.

Cineco E-RX1 (8 Bilder)

Die Cineco E-RX1 sieht ein bisschen aus wie die Suzuki V-Strom 650, wird aber von einem Elektromotor angetrieben.
(Bild: Cineco)

Ein wichtiger Faktor bei einer Reiseenduro ist natürlich die Reichweite und die liegt bei der E-RX1 laut Hersteller bei 200 km. In Anbetracht eines 6,2-kWh-Lithium-Ionen-Akkus muss man aber schon sehr langsam fahren, um auf diese Distanz zu kommen. Konstantes Tempo 50 sollen 180 km ergeben – was erfahrungsgemäß sehr unrealistisch erscheint. Wenn die Batterie leer ist, dürfte eine komplette Ladung vier bis sechs Stunden dauern, genauer gibt der Hersteller die Ladezeit nicht an. DC-Ladung ist nicht vorgesehen.

Elektro-Leichtkrafträder

Der Rahmen besteht aus Stahl und nimmt die Batterie als tragendes Element auf. Vorne federt eine in der Zugstufe einstellbare Upside-down-Gabel auf 114 mm Arbeitsweg, das in der Vorspannung und Zugstufe einstellbare Federbein bringt es auf 101 mm Federweg. Für eine Enduro nicht gerade üppig, aber für Schotterstrecken gerade noch ausreichend. Die Cineco E-RX1 weist einen Radstand von 1400 mm, einen Nachlauf von nur 74 mm und einen Lenkkopfwinkel von 63 Grad auf – das verspricht Handlichkeit. Daneben griffen die Chinesen bei den Gussfelgen statt Drahtspeichenfelgen, und die Vorderrad-Dimension mit schlauchlosen 100/80-17 sind nichts für den Enduristen, der am liebsten ein 21-Zoll-Vorderrad, wenigstens aber ein 19-Zöller haben möchte. Die Hinterraddimension mit – wenn auch sehr schmalen – 120/80-17 geht noch in Ordnung. Bei einer Bodenfreiheit von nur 150 mm ist im Gelände erst recht Vorsicht geboten. Offensichtlich ist Cineco eine gute Straßenperformance wichtiger als die Offroad-Eigenschaften.