Ernährung: Neues Essen, neue Probleme
Von Erbsenprotein bis Fisch aus der Petrischale: Das neue Designer-Essen kann für Umwelt und Gesundheit schädlich sein.
- Steffan Heuer
Mit reichlich Wagniskapital im Rücken entwickelt eine ständig wachsende Riege kalifornischer Start-ups immer mehr tierfreie Lebensmittel: Von Eiern und Schoko-Eis aus dem Bioreaktor über Hühnchenbrust und Thunfisch aus der Zellkultur bis zu Milch und Burgern aus Erbsen und Soja.
So viel Innovationen sind auf den ersten Blick gute Nachrichten für die bis dahin auf zehn Milliarden angewachsene Weltbevölkerung: weniger Wasser, weniger Futtermittel, weniger Emissionen und weniger Leiden in der Massentierhaltung. Doch Umwelt-Experten warnen vor zu viel Enthusiasmus, berichtet Technology Review in seiner neuen September-Ausgabe (jetzt im gut sortierten Zeitschriftenhandel).
Unkontrollierte Pestizide
Der aktuelle Nachfrageschub bei pflanzlicher Designernahrung hat beispielsweise einen Run auf Erbsen ausgelöst. Umweltschützer bemängeln nun jedoch zweifelhafte Herstellungs- und Verarbeitungsmethoden in der Lieferkette. Je mehr Soja- oder Erbsenprotein importiert wird, desto schwieriger wird es für die EU oder die USA, den Einsatz von Pestiziden – insbesondere Glyphosat – zu senken und bei der Einfuhr zu kontrollieren, sofern diese Kontrollen überhaupt stattfinden. Zudem würden Erbsenpflanzen in feuchteren Regionen wie Kanada zum Austrocknen mit Pestiziden gespritzt, sagt Henry Rowlands von der Initiative Detox Project, die Nahrungsmittel auf Rückstände überprüft.
"Konventionell angebautes Erbsenprotein ist hochgradig mit Pestiziden belastet, mehr als jedes andere Nahrungsmittel, das wir bisher getestet haben", sagt Rowland. Selbst wenn die Erbsen aus Bio-Anbau stammen, weise das Protein nach der Verarbeitung in China in fast allen Tests Spuren von Glyphosat, anderen Pflanzenschutzmitteln und Gentechnik-Pflanzen auf. Angesichts der Belastung sei es "lächerlich, Erbsenprotein als gesündere Alternative zu Fleisch oder Milch anzupreisen".
Mehr zum Thema Ernährung lesen Sie in der neuen Technology Review Ausgabe 09/19 (jetzt auch im gut sortierten Zeitschriftenhandel). (jle)