Frauen in Tech-Teams: Divers läuft es besser
Studien belegen, dass Diversität zu mehr Innovation und besseren Unternehmensergebnissen führt – doch der Weg dahin ist mühsam.

(Bild: erstellt mit Midjourney durch iX)
- Simonetta Batteiger
Die Bedeutung von Vielfalt in Teams ist längst belegt. Studien zeigen, dass diverse Teams signifikant bessere Ergebnisse liefern. Laut einer Untersuchung von McKinsey erzielen Unternehmen, die im Führungsteam divers aufgestellt sind, bis zu 62 Prozent bessere Ergebnisse. Dennoch bleibt die Frage: Warum scheint es gerade in der Tech-Branche so schwierig, diverse Teams zu bilden? Wenn Unternehmen Schritt für Schritt mehr Diversität in ihren Tech-Teams erreichen wollen, dann beginnt die Reise mit einem Verständnis davon, wo das Problem und die Herausforderungen überhaupt liegen (siehe Abbildung 1).
(Bild: Simonetta Batteiger)
Dann gilt es, eine Vorstellung und Vision davon zu entwickeln, wie das Ziel von Diversität im Team aussehen könnte. Dazu braucht es Ideen, wie sich ein anderes Zusammenarbeiten gestalten lässt. Etwa dadurch, ein tatsächlich verändertes Verhalten im Recruiting, bei Beförderungen, bei Gehaltsverhandlungen, beim Redeanteil in Meetings, beim aktiven Gestalten eines Zugehörigkeitsgefühls im Team oder bei Projektvorgaben zu belohnen. Unterstützend dabei wirken Befragungen betroffener Gruppen, geeignete Metriken und aktives Eingreifen, wenn sich das tatsächliche Verhalten nicht ändert. Im Verlauf dieses Prozesses sollten alle Beteiligten erreichte Meilensteine stets bewerten und Erfolge feiern. Stellen sich die angepeilten Diversitätsziele und Gleichberechtigungsziele nicht ein, bedeutet das, einen Schritt zur Ideenfindung zurückzugehen, um weitere Verhaltensänderungen auf den Weg zu bringen.
Ursachen erkennen und Herausforderungen angehen
Eine der größten Herausforderungen ist die bestehende Unternehmenskultur in vielen Tech-Unternehmen, die oft von männlich dominierten Strukturen geprägt ist. Diese Kultur kann subtil oder offensichtlich signalisieren, dass Frauen in diesen Umgebungen nicht willkommen sind oder unterstützt werden. Allerdings beginnen diese Signale oft schon viel früher:
- Wenn Mädchen schon von klein auf hören, dass Mathe oder Programmieren "schwierig" und "etwas für Jungs" sei. Wenn sie statt eines Spielzeugroboters zum Selbstprogrammieren doch eher ein rosa Einhorn geschenkt bekommen (und sich dieses auch wünschen, weil die anderen Mädchen im Kindergarten das auch cool finden).
- Wenn weibliche Studierende etwa in Mathematik oder Informatik von ihren männlichen Dozenten zu hören bekommen, dass nicht zu erwarten sei, dass viele Frauen diesen Studiengang beenden werden, obwohl die Statistik dafür keine belastbaren Zahlen liefert: Der Anteil erfolgreicher Studienabschlüsse in MINT-Fächern liegt bei weiblichen Studierenden mit 69,3 Prozent höher als bei ihren männlichen Kommilitonen (64,9 Prozent).
- Wenn junge Frauen wenige oder keine Rollenvorbilder kennen und sich deshalb eine Karriere in technischen Berufen gar nicht vorstellen können. Ich hätte selbst auch nie gedacht, dass ich nach meinem BWL-Studium einmal in verschiedenen Führungsrollen im Produktmanagement in der Softwarebranche arbeiten würde. Programmiert haben in meiner Jugend fast ausschließlich Männer. Es gab keine Mathematik-, Physik-, Chemie- oder Informatiklehrerin an meinem mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium. Und ich kannte in meinem Umfeld keine einzige Frau, die in einem Tech-Unternehmen gearbeitet hat.
- Wenn ich junge weibliche Software Engineers noch 2024 bei einem Panel auf einem "Women in Tech"-Event fragen höre, ob irgendjemand im Publikum Frauen kennt, die Kinder und Karriere in Tech erfolgreich unter einen Hut bekommen, während sich diese Frage für Männer in Tech-Berufen scheinbar gar nicht stellt. Dann wird offensichtlich, dass sich selbst in den Köpfen dieser jungen Frauen, die bereits erfolgreich eine Stelle als Software Engineer angetreten haben, bereits Bilder und Annahmen dazu verfestigt haben, dass es für sie als Frau "besonders schwierig" sein wird.
(Bild: iX)
Dieser Artikel ist auch im iX/Developer-Sonderheft zu finden, das sich an Softwarearchitektinnen und Softwarearchitekten richtet. Neben den klassischen Architekturinhalten zu Methoden und Pattern gibt es Artikel zu Soziotechnischen Systemen, Qualitätssicherung oder zu Architektur und Gesellschaft. Domain Driven Design ist ebenso ein Thema wie Team Topologies und Sicherheit.
Als Autoren konnten wir bekannte Experten gewinnen, die ihr Wissen in vielen spannenden Artikeln – wie dem hier vorliegenden – sowohl für Architektureinsteiger als auch Spezialisten weitergeben.