Games: Kann KI das Spiele-Erlebnis verbessern?

Seite 3: Heiratende KI

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Sebastian Gsänger hat an einem Spiel-Prototyp gearbeitet, der ChatGPT integriert. Er ist Fachbereichsleiter Programming an der Games Academy in Berlin. "Wir haben eine Sandbox mit mehreren Charakteren gebaut, die verschiedene Objekte zur Verfügung haben", sagt er. Ein Bücherregal etwa, einen Mülleimer, einen versteckten Schalter oder ein Tagebuch. Die Aufgabe der durch die Sprach-KI gesteuerten Charaktere ist es, aus dem Raum auszubrechen.

Das Spiel Hello Neighbor ist eines der ersten KI-gesteuerten Spiele und passt sich den Spielzügen der Gamer an.

(Bild: Screenshot: Dynamic Pixels & tinyBuild 2022)

"Den einzelnen Figuren haben wir Texte eingeschrieben, wer sie sind und welche Eigenschaften sie haben", so Gsänger. Innerhalb dieser Parameter können sich die Agenten bewegen. Zudem sollen sie miteinander kommunizieren, um gemeinschaftlich ausbrechen zu können. Gsänger hat den in ChatGPT eingespeisten Text über eine programmierte Schnittstelle zum Spielinhalt werden lassen. Im Gegenzug wurden die Aktionen im Spiel in Text für ChatGPT übersetzt.

"Ein Charakter hat einen Tagebucheintrag gelesen, in dem ein anderer schreibt, dass er verliebt ist. Daraufhin haben dann alle angefangen, über die Liebe zu sprechen." Es seien Pläne entstanden: eine Kapelle bauen, um dann heiraten zu können. "Wir wollten austesten, was diese Sprach-KI kann und was nicht. Denn besonders in Rollenspielen könnte diese Technik zukünftig eingesetzt werden", so Gsänger.

Rollenspiele wie Skyrim könnten besonders von der Integration einer Sprach-KI profitieren.

(Bild: Bethesda)

Auch eine Forschergruppe der Stanford University hat gemeinsam mit Google KI-Charaktere miteinander interagieren lassen. Sie haben 25 Agenten in einem Dorf, genannt Smallville, abgesetzt und ihnen eine Aufgabe gestellt: Es sollte eine Valentinstag-Party gefeiert werden. Also schickte ein KI-Agent an die anderen Einladungen, schmückte die Räumlichkeit und beschaffte sich Hilfe für die Organisation. "Die haben ein sehr ähnliches Framework benutzt wie wir", sagt Gsänger. Und er denkt, dass solche Ansätze schon in wenigen Jahren ihren Weg in den Mainstream finden werden – und damit in die Videospiel-Blockbuster.

Charaktere würden dann von Sprachmodellen gesteuert, die sich in vorgegebenen Parametern frei bewegen. So können individuelle Erfahrungen in Games möglich werden. Heute werben Spiele wie Life is Strange mit unterschiedlichen Enden, je nachdem, welche Entscheidungen die Gamer während des Spiels treffen. Das ist immer noch Pathfinding. Eine KI könnte tatsächlich auf die Spielenden reagieren. Ihre Dialoge und Verhaltensweisen wären originär.

"Aktuell ist der Flaschenhals der KI noch, wie viele Anfragen sie auf einmal verarbeiten kann", sagt Gsänger. Doch je weiter die Entwicklung voranschreitet und je mehr Entwickler und Entwicklerinnen lernen, der KI einen funktionierenden Rahmen zu geben, desto weniger Probleme dürfte dieser Flaschenhals machen.