Gen-Check gegen Terror

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Hintergrund dieser Abwägungen ist der Fall eines amerikanischen Journalisten, der sich 2005 Abschnitte des Pockenvirus ins Haus liefern ließ. 2006 machte eine britische Zeitung mit einem ähnlichen Fall Schlagzeilen: Einige britische Hersteller hatten einen Journalisten ohne Zögern mit hochgefährlichen Genen versorgt. Schon im Vorfeld möglicher EU-Regeln soll sich das ändern: Der Verband International Consortium for Polynucleotide Synthesis will in den kommenden Wochen ein Frühwarnsystem nach dem Geneart-Vorbild für die ganze Branche in Auftrag geben. Die größte Herausforderung dabei besteht darin, die Schlupflöcher klein zu halten. Denn wenn die Gensequenz eines Erregers sehr stark gestückelt wird und die Abschnitte dann bei unterschiedlichen Anbietern bestellt werden, könnte ein potenzieller Terrorist in Dutzenden von Einzellieferungen doch noch das bekommen, was er will. Mit den bisherigen Sicherheitsprogrammen würden seine Machenschaften nicht einmal auffliegen: "Der Aufwand, die kleinen Genbausteine zu prüfen, wäre immens", gibt Wagner zu.

Dazu kommt die Gefahr, dass Bioterroristen gefährliche Erreger mit eigenen Synthese-Maschinen herstellen. Heute lassen sich diese Geräte ohne Weiteres neu oder gebraucht für ein paar tausend Euro über das Internet kaufen (s. TR 5/06), und EU-Mann Holub verlor in Berlin kein Wort über mögliche Regeln dagegen. Über diesen Umweg wird auch bloßes Wissen gefährlich, was Restriktionen auch für Veröffentlichungen unvermeidbar erscheinen lässt. Und für Konferenzen natürlich. In Berlin trugen sich unter anderem zwei Iraner in die Teilnehmerliste ein. Als einzige Kontaktdaten gaben sie Webmail-Adressen bei Yahoo ein. Das veranstaltende Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie entschied sich nach Protesten von Teilnehmern letztlich dafür, die Präsentationen der Veranstaltung doch nicht allen Besuchern auszuhändigen. (bsc)