Glasfaser: Noch keine Bückware, aber Lieferkette angespannt​

Seite 2: "Beschaffung sehr schwierig bis nahezu unmöglich"

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Herstellung von Glasfaser.

(Bild: nimito/Shutterstock.com)

"Die Beschaffung der 250-µm-Fasern ist schwieriger geworden und die Beschaffung ringsignierter 250-µm-Fasern sehr schwierig bis nahezu unmöglich", bestätigt Ralf Bechhold. Er führt das auch auf die steigende Nachfrage zurück, mit der der laufende Ausbau der Produktionskapazitäten nicht Schritt halten kann – die Nachfrage steigt in West wie Ost.

Denn auch in China und den USA wird verstärkt Glasfaser verlegt. "Die chinesische Nachfrage hat durch erhöhte staatliche Ausbauziele zugenommen. Hier gibt es einen gewissen Nachholeffekt, nachdem die Ausbauziele 2018 massiv reduziert wurden", sagt ZVEI-Experte Glatz. "In den USA gibt es durch staatliche Programme ebenfalls eine sehr starke Nachfrage."

"Zusätzlich werden momentan vorhandene Fertigungskapazitäten stark durch den weltweiten Heliummangel belastet", sagt Bechhold. Das Edelgas Helium gehört zu den Rohstoffen, die für die Produktion der Glasfasern benötigt werden. So wie Gallium, ein Halbleitermetall, das zur Verbesserung der optischen Leitfähigkeit der Glasfaser eingesetzt wird.

"Helium und Gallium sind die beiden Rohstoffe mit den aktuell größten Engpässen", bestätigt Glatz. "Aufgrund neuer Coronainfektionen in China mussten einige Gallium-Produzenten die Produktion herunterfahren." Verschärfend wirkte die Corona-Pandemie: "20 Prozent der chinesischen Kabelproduktion ist in Wuhan angesiedelt", sagt Glatz. "Der Lockdown-Effekt war entsprechend groß."

Das Rhenania-Kabelwerk begegnet der Verknappung mit neuen Lieferanten und langfristigen Verträgen, "die monatliche Abnahmemengen vorsehen und uns weitestgehend garantieren", sagt Bechhold. "Kurzzeitige Lieferengpässe werden durch einen erhöhten Lagerbestand aufgefangen." Die Situation könnte sich in den nächsten Monaten aber verschärfen. "Eine wirkliche Beruhigung wird voraussichtlich erst bei Inbetriebnahme neuer Fertigungsanlagen und Beseitigung des Heliummangels eintreten."

"Die strategische Abhängigkeit ist trotzdem geringer, als dieser erste Blick erwarten lässt", sagt ZVEI-Experte Glatz. Rund ein Drittel des Glas-Vorprodukts, aus dem die Fasern gezogen werden, kommt von einem deutschen Hersteller. An der weltweiten Kabelproduktion hat Europa einen Anteil von 15 Prozent. "Europa wäre in der Lage, sich selbst zu versorgen", meint Glatz.

(vbr)