K-Battery-Strategie: Wie Korea die Weltmarktführerschaft bei Autoakkus anstrebt

Korea und China streiten sich um die E-Auto-Krone. Nun wollen Regierung und Firmen sich mit einer konzertierten Aktion von den Rivalen absetzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Elektroauto, Akku, Anzeige
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Kölling
Inhaltsverzeichnis

Die führende Rolle Südkoreas in der Akkuproduktion für Autos verdeutlichte dieses Jahr der US-Autobauer GM. Das Unternehmen rief am 20. August freiwillig alle verkauften Bolt-Elektroautos zurück. Der Grund: Brandgefahr der Batterien. Und der Hersteller ist die Batterietochter von Südkoreas Konzern LG Chem, namentlich LG Energy Solutions.

Am nächsten Handelstag stürzte LG Chems Aktienkurs prompt um elf Prozent ab und hat sich seither nicht wieder erholt. Denn GM gab die Kosten mit immerhin einer Milliarde Dollar an. Doch in Korea wird dieser Rückruf nur als Rückschlag gesehen, nicht als Ende von LG Chems Ambitionen. Denn das Unternehmen steht im Mittelpunkt von Südkoreas K-Battery-Strategie.

Kein geringerer als Südkoreas Präsident Moon Jae-in hat diesen Plan im August präzisiert – und zwar just vor einem der größten Akkuwerke des GM-Lieferanten. "Koreas Ziel ist klar," versprach Moon vor Vertretern von Südkoreas Batterieindustrie. "Unser Land will bis 2030 ein globales Kraftzentrum der Batterieproduktion werden."

Die Regierung reagiert damit auf die wachsende Bedeutung chinesischer Hersteller. Nach Angaben des Marktforschers SNE Research führte das chinesische Unternehmen CATL den Markt in den ersten sieben Monaten des Jahres mit einem Anteil von 30 Prozent an, gefolgt von LG Energy Solution aus Südkorea mit 24 Prozent und Panasonic aus Japan mit 15 Prozent. SK Innovation und Samsung SDI lagen mit knapp über fünf Prozent Marktanteil hinter Chinas BYD auf dem fünften und sechsten Platz.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

In erprobter konzertierter Manier wollen Staat und Konzerne die Chinesen und Japaner allerdings überholen. 40 Billionen Won (rund 30 Milliarden Euro) will der Staat in die heimische Batterieindustrie investieren, davon die Hälfte als Zuschüsse für neue Werke. Gastgeber LG Chem kündigte als Gegengeschenk an, 15,1 Billionen Won (rund 10 Milliarden Euro) in den Aufbau eines Batterie-Hubs zu investieren.

Die lokalen Akkurivalen Samsung SDI und SK Innovation schwiegen auf der Veranstaltung höflich, sind aber auch dabei. SK Innovation will 26 Milliarden Dollar investieren, um bis 2025 die jährliche Produktionskapazität auf 200 GWh zu verfünffachen. Darüber hinaus will das Unternehmen LG Chem folgen und die Batteriesparte ausgründen, um schneller wachsen zu können.

Am Dienstag kündigte SK Innovation dann an, gemeinsam mit Ford drei Batteriewerke in den USA aufzubauen. Die Koreaner wollen in den kommenden fünf Jahren 5,1 Billionen Won (3,7 Milliarden Euro) in das Joint-Venture BluOvalSK investieren, Ford 5,7 Milliarden Euro. Das Unternehmen hat bereits für 2,6 Milliarden Dollar ein Akkuwerk in Georgia errichtet, das die Batterien für Fords elektrische Pickup-Trucks F-150 EVs liefert.

Samsung wiederum versteckte die genaue Höhe seine Investitionen in Akku-Werke im August in einem dreijährigen Investitionsplan in Höhe von 175 Milliarden Euro. Ein Großteil der Gelder geht allerdings in die Chipsparte.

Die K-Battery-Strategie ist dabei Teil eines noch größeren Plans: Mit dem Korean New Deal will Präsident Moon die Coronakrise mit einem großen Investitionsprogramm nutzen, um das Land zu einem "digitalen Powerhouse" zu machen. Auch in der Chipindustrie will Korea sich als Weltmarktführer durchsetzen.

Bei den kleinen Halbleitern sind die Chancen allerdings etwas größer als bei den schweren Akkuzellen, die Produktion auch wirklich im Land zu lassen. Ein Grund dafür ist, dass auch die USA, die Europäischen Union, Chinas und Japans Geld mit viel Geld zur Absicherung ihrer eigenen Autoindustrien viel Geld in den Aufbau regionaler Lieferketten stecken wollen.

Zweitens drängen auch die Kunden, die Autohersteller auf eine produktionsnahe Belieferung durch die Batteriehersteller der Wahl. Dies deutet sich heute schon in den Investitionsplänen der koreanischen Akkuhersteller an. SK Innovation hat langfristige Lieferverträge mit der Hyundai Motor Gruppe, Volkswagen, Ford Motor und anderen Automobilherstellern abgeschlossen und baut daher fünf neue Fabriken auf – in den USA, Europa und China.

Das nationale Programm könnte daher nur zu einem gemischten Ergebnis zu führen: Womöglich wird die Batterieproduktion in Korea nicht so stark wachsen wie erhofft. Aber die koreanischen Hersteller könnten gemeinsam durchaus global den höchsten Marktanteil erringen.

(jle)