Kalifornien will Leichenauflösung genehmigen

In dem US-Bundesstaat werden Begräbnisplätze knapp. Deshalb hat Gouverneur Jerry Brown nun ein Gesetz unterschrieben, das die sogenannte alkalische Hydrolyse erlaubt, mit der Tote nahezu rückstandsfrei entsorgt werden können.

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In Kalifornien soll in den kommenden Jahren offiziell erlaubt werden, dass der Körper von Toten mit Hilfe eines chemischen Verfahrens aufgelöst wird. Die sogenannte alkalische Hydrolyse, auch flüssige Einäscherung genannt, zersetzt Gewebe mit Hilfe von Kaliumhydroxid oder Natriumhydroxid unter Beigabe von heißem Wasser in einer Spezialkammer, dem Resomator.

Die Technik soll ein besonders energiesparender und umweltfreundlicher Prozess sein, weil Leichen bis auf ein Häufchen weißes Knochenmaterial nahezu rückstandsfrei entsorgt und dabei sogar potenziell ökologisch problematische Implantate wie Herzschrittmacher nicht in die Umwelt gelangen.

Jerry Brown, Gouverneur des US-Bundesstaates, unterzeichnete das neue Gesetz AB 967 Mitte Oktober. Es legalisiert die alkalische Hydrolyse in der Region, in der fast 40 Millionen Menschen leben.

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Grund für die Entscheidung ist der Wunsch der örtlichen Politik, dass das Thema Tod künftig "grüner" gestaltet werden soll – Kalifornien war auch bei anderen Maßnahmen zum Schutz der Umwelt wie etwa gegen Autoabgase in den letzten Jahrzehnten stets führend. Aktuell werden zusammen mit den Leichen auch chemische Stoffe mitbegraben, die Grundwasser und Nutzerde schädigen, darunter das potenziell krebserregende Formaldehyd. In den USA gelangen so Jahr für Jahr über 3.000 Kubikmeter des Stoffes in die Erde.

Daneben gibt es in dem bevölkerungsstarken Bundesstaat auch das Problem, dass immer mehr Städten die Flächen für Begräbnisplätze ausgehen – auch weil die Immobilien- und Grundstückspreise enorm gestiegen sind.

Wenn der Prozess wie gewünscht funktioniert, ist das Endergebnis ein kleiner Haufen Knochen aus brüchigem Kalk. Dieser kann gemahlen und mit geringem Platzbedarf bestattet werden, wenn die Familie das wünscht. Alternativ kann das Mehl auch im Meer oder Ruhewäldern verteilt werden, was dann gar keine Flächen benötigen würde.

Zudem muss bei der alkalischen Hydrolyse kein fossiler Brennstoff zur Beheizung eines Ofens verwendet werden. Pro Körper fallen rund 1.100 Liter Wasser an, wobei sich dieses später filtern und in Kläranlagen geben lässt, also nicht einfach verloren geht.

Das neue kalifornische Gesetz sieht vor, dass die alkalische Hydrolyse frühestens ab 2020 zu Erd- und Feuerbestattung in Konkurrenz tritt. Religiöse Vereinigungen wie die katholische Kirche sind allerdings kritisch. So hat die US-Bischofskonferenz die Frage noch nicht abschließend beantwortet, berichtet der San Francisco Chronicle, ob die flüssige Einäscherung nicht womöglich die Menschenwürde – oder zumindest die Würde des menschlichen Körpers – aus religiöser Sicht verletzt.

Kalifornien ist nicht der einzige US-Bundesstaat, der die neue Technik gesetzlich erlauben will – aber mit Abstand der größte. Auch Florida, Idaho und Colorado interessieren sich für das Verfahren und schreiten zur Legalisierung.

(bsc)